Ich überlege oft, warum ich Rauna nicht mag. (Für Nicht-Mühlviertler: Rote Rüben. Für Nicht-Österreicher: Rote Bete.)
Denke ich an Rauna, dann kommt mir unweigerlich der kalte Salat aus meiner Kindheit in den Sinn, die gehobelten, weichen, öligen Scheiben der zuvor gekochten Rüben, klassisch mariniert. Dieser Salat schmeckte nach vielem, erdig, süßlich, salzig, essigsauer, nur nicht nach: Mag-ich. Ich habe ihn ausgelassen, wo es ging.
Heute ist mein Verhältnis zu diesen groben roten Rüben mit dem wahnsinnig machenden Saft, der die Finger einfärbt und die Kleider, weit zwiespältiger als es damals war. Kocht meine Schwester für mich Rauna-Risotto, dann schmeckt es mir. So gut, dass ich mir fest vornehme, der Rübe eine Chance zu geben. Doch bald schon vergeht der Gedanke wieder und mit ihm die Lust auf Rauna. So, als hätte es das köstliche Risotto nie gegeben.
Dass ich Rauna nicht mag, könnte am „Mere Exposure Effect“ liegen, dem „Effekt der bloßen Darbietung“. Hinter diesem sperrigen Wortgebilde (wer hat sich das bloß einfallen lassen?) steckt nichts anderes als die Tatsache, dass wir am liebsten das essen, was wir kennen. Unbekanntes, Fremdes hingegen meiden wir. Dem liegt ein uraltes biologisches Sicherheitsprinzip zugrunde: Ich esse, was ich kenne. Denn wenn ich ein Lebensmittel einmal ohne negative Konsequenzen vertragen habe, muss es sicher (kann es nicht giftig) sein und ich kann es daher beruhigt ein weiteres Mal genießen.
Je öfter ein Mensch also mit einer Speise in Berührung kommt, desto lieber mag er es. Irgendwann. Es bilden sich Vorlieben aus, die an den Geschmack der jeweiligen Esskultur angepasst sind.
Der Mensch ist also auch beim Essen ein Gewohnheitstier. Aber Moment einmal, hieße das etwa, dass sich nicht nur der Hang zu Fettgebackenem, Fast Food und Zuckerwasser erlernen ließe, sondern auch eine gesunde Ernährung?! Wenn man sie nur konsequent genug kochen/essen/anbieten würde? Ich bin versucht zu antworten: Ja! Ja, genau! Aber so einfach ist es wohl nicht (oder doch?).
Zurück zu meiner Leidenschaftslosigkeit der roten Rübe gegenüber. Was ich eigentlich sagen wollte: Ich glaube, ich habe in meiner Kindheit zu selten Raunasalat gegessen. Das ist der Grund, warum ich ihn heute nicht mag.
Deshalb habe ich der Rübe (wieder) eine Chance gegeben. Und Kuchen gebacken. Einen Rauna-Kuchen. Das Rezept ist gelungen und schmeckt interessant: Die Roten Rüben machen den Kuchen sehr saftig, ihr erdiges Aroma passt wunderbar zum herben Geschmack der Schokolade.
Mag-ich.
Rauna-Schoko-Kuchen
(nach einem Rezept aus dem Australian Gourmet Traveller, Ausgabe Juni 2010)
Zutaten für 10 Personen
400 g dunkle Schokolade (60 % Kakaoanteil)
6 Eier, getrennt
150 g Staubzucker
200 g Rauna (1 große Rübe), sehr fein geraspelt
100 ml Schlagobers, leicht geschlagen
75 g gemahlene Mandeln
Butter für die Form
Kakaopulver zum Bestreuen
Schlagobers oder Eiscreme zum Servieren
1. Ofen auf 175 °C vorheizen.
2. Schokolade schmelzen.
3. Eidotter mit 100 g Zucker hell und schaumig schlagen (3 – 5 Minuten).
4. Die geschmolzene Schokolade und die Raunaraspel unterrühren.
5. Eiweiß mit dem restlichen Zucker steif aufschlagen.
6. Schlagobers, Eischnee und Mandeln unterheben.
7. Ein kleines Blech (ca. 20 x 20 cm) oder eine Tortenform ausfetten oder mit Backpapier auslegen. Teig darauf gießen, glatt streichen und im Ofen etwa 45 Minuten backen (Stäbchenprobe).
8. Mit Kakaopulver bestreuen und mit Schlagobers oder Eiscreme servieren.
Beim Beitrag musste ich schmunzeln, beim Rezept bekam ich ziemlich Lust auf den Kuchen :-)
AntwortenLöschenDanke fürs Rezept!
Na dann viel Spaß beim Nachbacken, Himbeerschoko!
AntwortenLöschenDer Kuchen ist wirklich seltsam. Aber auf seltsame Weise super lecker. Aber ich denke, um der Rauna von nun an auch eine Chance zu geben, brauche ich "Mehr Exposure" ;-)
AntwortenLöschenHihi, jetzt musste ich schmunzeln, Schoko. War das ein Wink, zuviel Wissenschaft im Text? Oder einfach nur ein echt gelungenes Wortspiel?
AntwortenLöschenEin Wortspiel mit Hintergedanken. Mehr Kuchen für uns!!!
AntwortenLöschenIch kann auch noch dieses Rezept wärmstens empfehlen.
AntwortenLöschenhttp://www.greenkitchenstories.com/decadent-beet-chocolate-cake/
Vielleicht kann man so die Lust auf die rote Rübe noch etwas mehr wecken! ;-)
Mahlzeit! Lika
Danke Lika für den Vorschlag. Ich werd mein Bestes geben ;-)
AntwortenLöschenWer 'Rauna-Schoko-Kuchen' bäckt, frisst auch kleine Kinder!!!!!!!!!!!!!
AntwortenLöschenAber gut ich mag Rauna-Salat auch!!! :-D