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Donnerstag, 10. Mai 2012

Nix für Zuckersüße

Stevia.


Für die einen die Alternative zu Zucker, ein Wunderding, pflanzlich, natürlich, kalorienfrei, die Lösung der gesamten Ernährungs- und Übergewichtsdebatte, der Süßheit letzter Schluss.
Für die anderen ein picksüßes Modepflanzerl mit ungutem Geschmack, der Zunge und Gaumen überzieht und sehr sehr lange anhält: bitter, metallisch, lakritzig. Merkwürdig irgendwie.
Ich persönlich zähle mich zur Modepflanzerl-Gruppe, was neben der simplen Tatsache, dass mir Stevia einfach nicht schmeckt, noch ganz andere Gründe hat.

Aber alles der Reihe nach: Seit November des vergangenen Jahres dürfen die süß schmeckenden Stevia-Extrakte, die so genannten Steviolglykoside, ganz offiziell unser Essen versüßen. Schon sind die ersten Produkte am Markt. Und schon muss ich mich ärgern.

Ärger Nr. 1:
Steviagesüßte Produkte werden, dank Medien und Werbung, von der Öffentlichkeit als naturbelassen und besonders gesund wahrgenommen. Wovon keiner redet: Zugelassen sind ja nicht die Blätter selbst, sondern nur ihre hochgereinigten Extrakte, die in einem mehrstufigen chemischen Verfahren im Labor erzeugt werden. Dabei kommen Lösungsmittel, Absorberharze und Entfärber zum Einsatz. Der Süßstoff mit der E-Nummer E960 (ja, Stevia hat eine E-Nummer!) hat daher mit Natur nicht mehr viel zu tun und ist demnach nicht besser oder schlechter als andere Süßstoffe.

Ärger Nr. 2:
Den Herstellern ist das offensichtlich egal. Munter wird drauflos geworben: Ohne künstliche Süßstoffe. Das natürliche Geschmackserlebnis. Mit Stevia. Weil ich mich ein wenig im Lebensmittelrecht auskenne, trau ich mich zu behaupten: Diese Produkte sind alle falsch weil irreführend deklariert.

Ärger Nr. 3:
Das neue Süß, das auf dem EU-Markt erhältlich ist, wird zu 95 % aus China importiert, wo es in Monokultur angebaut und mit hohem Energieaufwand produziert wird. Die Pflanze selbst hat durch Züchtung auf einen möglichst hohen Gehalt an süßen Inhaltsstoffen viel von ihrer Ursprünglichkeit verloren.

Also echt.

10 Kommentare:

  1. Super Beitrag,
    wir habens auch schon gekostet und uns stört das pelzige Gefühl auf der Zunge!

    Mach weiter so!

    Lg Karina und Jürgen

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  2. Endlich eine vernüftige und fundierte Meinung zu Stevia, danke!

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  3. Danke für diesen wirklich interessanten Beitag, das bestätigt wiederum auch meine Devise: normalen Haushaltszucker (manchmal auch Rohrzucker) verwenden und davon nicht zu viel!

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  4. Danke Karina und Jürgen, ich werde versuchen, so weiterzumachen :-)

    Eline, ich dachte mir, jetzt wär es mal an der Zeit, Klartext zu reden. Es kursieren sooo viele Halbwahrheiten über Stevia und keiner kennt sich mehr aus. Ein Blatt Stevia im Tee finde ich ja ganz nett (schmecken tuts mir trotzdem nicht), aber mich stört einfach die Art und Weise, wie dem E-Nummern-Süßstoff der Heiligenschein aufgesetzt wird.

    Genauso halte ich es auch, MilchSchnitte, wenn süß, dann zuckersüß.

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  5. Ich bin genau deiner Meinung, guter alter Zucker ist immer noch das Beste bzw. gesündeste.
    Ich hab selber eine Lebensmittelallergie gegen Zusatzstoffe habe, muss ich da immer besonders aufpassen, und ja dem Körper etwas zuführen, was er selber so nicht zu sich nehmen würde --> da bin ich sehr dagegen.

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    1. Mittlerweile hab ich ja das Gefühl, dass der Hype um Stevia schon wieder ein wenig abflaut ... Zumindest ist es sehr ruhig geworden um das Thema ;-)

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  6. Igitt!
    Da bleib ich doch lieber bei Zucker, Honig von befreundeten Imkern, Rohrohrzucker und Agavensaft.
    Je nach Geschmacksbedürfnis!

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    1. Genau, Frollein Enerim ... Mittlerweile ist es aber - so ist zumindest mein Gefühl - eh schon wieder sehr ruhig um Stevia geworden ;-)

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  7. Ich mag den ungewöhnlichen Geschmack von Süßblatt 😋
    Ich hab auch einen guten Rat, die Blätter enthalten ziemlich bittere Terpene und dürfen nicht erhitzt werden. (Beim extrakt ist das egal)

    Wenn ich Zucker will nehme ich Zucker. Ich verwende dieses Kraut weil ich es wirklich recht lecker finde, ich denke schon über Likör nach 😺
    Wie gesagt, ich bin eher genussorientiert. Entweder ich mag etwas, oder eben nicht

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    1. Das ist der beste Ansatz, den man ernährungstechnisch haben kann! Vielen lieben Dank für deinen Input!! 😊

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Über Kommentare freue ich mich immer. Herzlichen Dank dafür!
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