Mittwoch, 20. Juni 2012

Sonnenwende


Morgen, am 21. Juni, ist Sommersonnenwende, der längste Tag und die kürzeste Nacht des Jahres. Unsere keltischen Vorfahren haben um diese Zeit herum (be-)rauschende Feste gefeiert. Oder eigentlich waren es Gelage: mit selbst gebrautem Kräuterbier, Liebesschwüren für die Ewigkeit und Nockabatzl’n, die wild ums Feuer tanzten. Anscheinend wurden sogar Kinder über das Feuer geworfen, um sie gegen Krankheiten stark zu machen. Halleluja.

Die Kräuter, die um die Sommersonnenwende blühen, sollen den Überlieferungen nach besondere Kraft besitzen. Ich mag ja solche Geschichten und auch die Bräuche, die damit in Zusammenhang stehen. Ein besonders schöner ist der Sonnwendbusch’n von Hanni Reichenvater, dem ich vergangenes Jahr zum ersten Mal begegnete und der, wie ich hoffe, noch viele Jahre bei uns lebendig sein wird. Dafür werden Blumen, Gräser und Kräuter gesammelt, in ein Haselnussblatt gebettet und spätestens am Sonnwendtag beim Betläuten (19 Uhr) mit einigen guten Gedanken an der Haustür befestigt. Um diese Zeit nämlich soll die Heilige Maria alle Kräutersträußchen an den Türen segnen. Und damit sind auch Mensch, Tier und Haus für das kommende Jahr unter ihren Segen gestellt. Ist doch schön, oder?

Sonnwendbusch’n binden, das geht so:


Wenige Tage vor, spätestens aber an Sonnwend’ spaziere ich durch die Natur und sammle 14 verschiedene wilde Kräuter und Blumen (14 wegen der Vierzehn Nothelfer), dazu schöne große Haselnussblätter. Für mich ist es dabei nicht so wichtig, ganz bestimmte Pflanzen wie etwa das Johanniskraut zu finden – ich lasse mich einfach treiben und pflücke, was mich gerade anspricht.
Daheim breite ich meine Ernte aus und mache mich ans Binden: Das Haselnussblatt dient als Bett, auf dem ich die Pflanzen schön anordne. Dann binde ich den Strauß zusammen und schneide die Stengel auf gleiche Länge ab. Fertig!

Die Sträußchen sind eine wunderbare Art, lieben Menschen zu sagen, dass sie mir wichtig sind. Deshalb mache ich immer gleich mehrere davon.
Ach, und noch etwas: Der Strauß bleibt bei Wind und Wetter an der Tür, bei Schnee und Regen und bei Sonnenschein. Er durchlebt das ganze Jahr und kommt erst runter, wenn ihn bei der nächsten Sommersonnenwende ein frischer ersetzt. Dann wird er verbrannt, am besten in einem großen Sonnwendfeuer. Ob nackig oder nicht, das bleibt dabei natürlich eine private Entscheidung.

3 Kommentare:

  1. Ein wunderschöner Brauch. Als Kinder waren wir schon Tage vor dem Sonnwendfeuer total aufgeregt, halfen beim Holzsammeln und Stapeln. Und freuten uns, wenn uns grössere Kinder in die Mitte nahmen und mit uns über das Feuer hüpften.
    Nackabatzlig waren wir nicht, würde ich aber gerne mal machen ;-)

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  2. Dein Blog gefällt mir mit jedem Mal Hereinschauen besser!
    Mit dem Sonnwendfeuer geht's mir wie Eline, da werden Kindheitserinnerungen wach! Übers Feuer gesprungen sind wir damals aber nie. Schade eigentlich. Das muss ich irgendwann einmal nachholen.

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  3. Ja, der Brauch ist echt schön, Eline. Schade nur, dass die Sonnwendfeuer heute oft in Saufereien ausarten ... Deshalb überlege ich für nächstes Jahr, ein "privates" Feuer anzuzünden. Dann wäre das mit dem nackig sein auch kein Problem ;-)

    Danke, Turbohausfrau! Dann halt nächstes Jahr :-)

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