Die Kaffeemaschine dampfte und der feine Geruch frisch gemahlener Bohnen durchzog den Raum. Ein Kollege (ein Mostviertler) kam herein, auf mich zu. Sagte: „Ich komm ein bisserl zu dir mo-ln.“
Mir wurde heiß, mir wurde kalt, ich wurde rot. „Was willst du?“, fragte ich. „Na kurz mo-ln hoit.“ Er sah mich an, drehte sich um und drückte auf die Espresso-Taste. Erst da hab ich gecheckt, dass er mit Sicherheit nicht das gemeint haben konnte, was ich unter „mo-ln“ versteh. Ich fragte nach. Und dann haben wir herzhaft gelacht.
Mo-ln heißt bei mir: herumalbern, sich gegenseitig necken, lieb zueinander sein: „Damma a bisserl mo-ln.“ Im Mostviertel bedeutet es schlicht: tratschen.
Ein Mo-l ist in der Folge ein Tratschweib, aber auch wieder nur auf der anderen Seite der Bundesländergrenze. Bei uns, im Mühlviertel, ist ein Mo-l eine Person, die sich ungeschickt anstellt oder nicht den vollen Durchblick hat: „Mei, du bist a Mo-l.“
Und genau so ein Mo-l war ich, weil ich ungezählte Sommer lang einer alten, besonderen Obstsorte aus dem elterlichen Garten nicht sonderlich viel abgewinnen konnte: dem Kriacherl. Die Früchte, kleine, bodenständige Pflaumen in rot und gelb, manche kugelig, manche oval, mit süßem Fleisch und saurer Schale, werden bei uns vorwiegend eingemaischt und dann zu einem fruchtigen Klaren gebrannt. Erst heuer habe ich angesichts der hängvollen Bäume beschlossen, die Früchte auch einzukochen.
Schräge Kriacherlmarmelade
1. Rote und gelbe Kriacherl getrennt voneinander waschen und mit ein wenig Wasser weich kochen. Passieren.
2. Marmeladengläser sterilisieren.
3. Nun kommt der etwas verzwickte Teil. Es muss nämlich eine Art Gestell hergerichtet werden, in dem die Gläser schräg gelagert werden können. Ich habe dafür Backformen (Kastenformen) mit zusammengeknülltem Zeitungspapier so ausstaffiert, dass die Gläser schön stabil liegen.
4. Das gelbe Kriacherlmus mit Gelierzucker 1:3 einkochen, eventuell unter zusätzlicher Beigabe einer Gelierhilfe. Gelierprobe machen.
5. Die Marmeladengläser mithilfe eines Schöpfers jeweils zur Hälfte mit der heißen Marmelade füllen, verschließen und im „Gestell“ schräg lagern. Marmelade fest werden lassen.
6. Dann das rote Kriacherlmus einkochen. Die Gläser wieder öffnen und die heiße rote Marmelade rasch auf die gelbe füllen (sollte sich Kondenswasser gebildet haben, dieses vorher abgießen). Sofort gut verschließen. Nun dürfen die Gläser schon aufrecht stehen, denn jetzt kann nichts mehr passieren.
7. Vollständig auskühlen lassen.
N-E-I-D! so eine schöne mamalad! kriacherl sind super! und meine oma hat immer gesagt, so a mo-lwea, wenn etwas nichts taugte.
AntwortenLöschenHey, da sind wir ja mit unserem Sächsisch fein raus, entweder man versteht alles oder nichts, aber Missverständnisse kommen selten auf!
AntwortenLöschenLieben Gruß
Danke für die lustige Erinnerung an an Mo-l und an katha für mo-lwea, das ich auch von meiner Oma kenne. Hab ich schon lange nicht mehr gehört!
AntwortenLöschenKriacherlschnaps mag ich sehr und die Mamalad ist schön!
JA!!! Mo-lwea, das kenn ich auch, Katha!!! Ist bei uns jetzt noch im Gebrauch ;-)
AntwortenLöschenWillst du uns mal ein paar sächsische Sprach-Leckerbissen auftischen, Land und Lecker?
Danke Eline, hab gestern schon meine Mama in der Küche werken sehen - die macht diese Art von "Abfülltechnik" grad mit weißem und blauem Traubengelee. Aber nicht in so Minimengen wie ich... Sieht fast wie Massenfabrikation aus bei ihr ;-)
Ha, jetzt nach den Kommentaren kenn ich mich aus, Mo-lwea sagt man auch im westlichen Waldviertel, oder "Graflwea", aber die Jungen eher nicht mehr...
AntwortenLöschenlg, Friederike
Ich hab auch am Anfang überlegt, wie man Mo-l schreibt, Friederike, ist ja gar nicht so leicht mit den Mundart-Ausdrücken ;-) Graflwea kenn ich auch, aber wir verwenden das eher so: "So a Grafi" ;-)))
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