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Dienstag, 16. Oktober 2012

Blasentee, sehr grotesk


Spätestens seit der weltgrößte Schnellimbiss dieses Getränk auf seiner Karte führt, kennt ihn jedes (große und kleine) Kind: Bubbletea. Was für ein Hype! Geradezu grotesk.

1. Ich konnte es nicht lassen, MUSS-Modus, leider. Bei Neuigkeiten an der Lebensmittelfront werde ich einfach schwach.
Ich in der Bubbletea-Bar: „Medium oder Large?“, fragt mich die äußerst trendy gestylte Dame hinter der Theke. „Medium“, sage ich vorsichtig und während ich darüber nachdenken will, warum es keine Small-Variante gibt, kommt schon die nächste Frage: „Heiß oder kalt?“ „Äh, kalt“, antworte ich. „Welches Topping?“ – „Äh, äh …“ Meine Ähs werden immer mehr, auf so viele Fragen bin ich nicht vorbereitet. Nach längerer, sehr geduldiger Beratung entscheide ich mich schließlich für den Klassiker, Schwarztee mit Milch, dazu Tapiokaperlen, mit Honig und Rohrzucker gesüßt, ohne jeden Schnickschnack. Keine bunten Kugeln, die „im Mund ganz lustig aufplatzen“, keine Jellies, die „wie weiche Gummibärlis schmecken“, kein (sicher künstlicher) Flavour im Tee.
Ok, schlechte Entscheidung (wobei ich mittlerweile bezweifle, dass es bei Bubbletea überhaupt gute Entscheidungen gibt). Ich bin nur froh, dass ich beim ersten Schluck im Auto saß, denn als die Tapiokas anfingen, durch den dicken Strohhalm hochzububbeln, hab ich sicher nicht sehr schön ausgesehen. Um es kurz zu machen: Bubbletea schmeckt scheußlich, zumindest meiner. Viel zu süß, ganz arg brandig und diese Kugerl … Also ehrlich: Wer auf DAS Mundgefühl nicht vorbereitet ist, der erlebt eine Überraschung. Ganz sicher.

2. Auf der Homepage der Bubbletea-Bar ist zu lesen: Bubbletea macht glücklich, weil Tapioka so angenehm weich und süß ist. Bubbletea macht schön, weil die hübschen Toppings Magen & Augen gut tun. Und Bubbletea inspiriert, weil durch den Tee die Wahrnehmung geschärft wird. Hä?

3. Mittlerweile hat sich Widerstand formiert: Konsumentenschützer und Kinderärzte kritisieren, dass Bubbletea viel zu viel Zucker enthalte, dazu jede Menge künstliche Farbstoffe und Aromen. Es bestehe außerdem die Gefahr, dass die Bubbles versehentlich in die Luftröhre geraten, insbesondere bei Kleinkindern.
Irgendwie will ich einfach nicht glauben, dass es Mütter gibt, die ihren Kindern Bubbletea kaufen. Oder dass es Kinder gibt, denen so etwas schmeckt.

4. Völlig absurd: Ausgerechnet Prof. Kurt Widhalm, Präsident des Österreichischen Akademischen Instituts für Ernährungsmedizin, findet, dass Bubbletea aus ernährungsphysiologischer Sicht bedenkenlos konsumiert werden kann. Eines seiner Argumente: „Sämtliche Zutaten sind von Anfang an konform mit europäischen Lebensmittelrichtlinien.“ Ja, Herr Professor, was denn sonst?


Sorry, du kleiner Bubbletea-Stempel, aber du wirst wohl ein Einzelkind bleiben.

P.S.: Wer es trotzdem nicht lassen kann, der sollte sich zumindest an selbst gemachtem Bubbletea versuchen. Rezepte dazu gibt es mehr als genug, zum Beispiel hier oder hier.

10 Kommentare:

  1. Ich kanns auch nicht lassen, muss alles probieren. Eine lange Schlange vor der Bubble Bar und meine Ungeduld haben mich aber davor bewahrt deine picksüSe Erfahrung zu teilen. Brr wusste doch ich werds nicht mögen, aber diese Neugierde... Jetzt kann ich beruhigt verzichten!

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  2. Ja, liebe Kärntnerin, mit vollster Ruhe kannst du's ganz einfach sein lassen :-) Ich weiß zwar nicht, wie die anderen Varianten geschmeckt hätten, aber irgendwie hab ich so das Gefühl ... Na, ich glaub, du weißt, was ich mein ;-)

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  3. Blasentee - das ist genial!
    Ich kann gerne verzichten und bin nicht mal neugierig auf das Blasentee-Erlebnis.

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  4. Ich habe Bubbletea zum ersten Mal gesehen, angeschlossen an ein kleines, aber feines koreanisches Resto, wo wir unseren Mittags-Snack hatten. Die Kids haben in langen Schlangen denen das Getränk aus den Händen gerissen. Ich konnte mich aber nicht überwinden, zu kosten.

    PURE LEBENSMITTELINDUSTRIE - genau das, worum ich einen Hacken schlagen will...

    Auf dem Land ist man von solch kulinarischen Neuigkeiten allerdings abgeschnitten ;)

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  5. Ich hab es natürlich auch schon probieren müssen. Hab mir jedoch einen warmen Grünen Tee mit Tapiokaperlen genommen. Der Tee war ganz ok, nicht zu süß da ohne Aromen und Co. , die Perlen gewöhnungsbedürftigt. Ich bräuchte es nicht unbedingt nochmal ;)

    lg

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  6. ich hab mich erstma graziös an den Bubbels verschluckt und wäre fast dran erstickt (nein es war nur ein Mega Hustenanfall ;) )...find das Zeug aber auch viiiiel zu süß
    ich glaub ab Ü18 kommt das Zeug nicht mehr so gut an !?! habe ich schon von mehreren gehört

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  7. Einzig das "Amen" fehlt noch, denn du hast mal wieder alle relevanten Aspekte hineingepackt in deinen Post.

    Das "Bubbleversum" wird für mich eine unerforschte AromenGalaxie bleiben - aber ich kann und vor allem MUSS ja zum Glück nicht alles kennen. Spätestens nach deinem Beitrag hier ist meine Neugierde wieder gedämpft- ich verspreche, ich lass es bleiben. Ist bestimmt besser so :-)

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  8. Ich glaub Eline, "richtiger" Blasentee ist sogar noch besser ;-)

    Ja, liebe Madame hinter grain de sel, ich war bei meinem Bubbletea-Erlebnis auch in der Stadt!

    Isabell, ich bin mir ziemlich sicher, dass viele der angebotenen Varianten besser sind als der "Klassiker", den ich probiert hab. Aber ich hab auch keine Motivation mehr ;-)

    Mir gings ähnlich, Muffin Kaapunkt :-) Bei meinem Einkauf standen auch fast nur Jugendliche in der Bar...

    Himbeerschoko: AMEN, das sage ich dir - es IST besser ;-))

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  9. Vielleicht sollte einfach gesetzlich vorgeschrieben werden, dass die Bars den von dir im Titel vorgeschlagenen deutschen Namen tragen müssen - dann ist der Hype schnell vorbei.

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