Mittwoch, 12. Dezember 2012

Stoahoat und batzwoach:
Mispel-Topfen-Auflauf


Beim heutigen morgendlichen Radiolauschen ließ mich ein Bericht über Weihnachtsgeschenke für Kleinkinder aufhorchen. „Brauchen Sie noch Geschenke für Tochter oder Sohn, Nicht oder Neffe oder das liebe Patenkind? Dann hat Frau Sowieso vom Spielzeugfachgeschäft Sowieso folgende Tipps für Sie parat …“ Es folgte eine weibliche Stimme, mittleres Alter ungefähr, und die zählte auf: „Also für Buben empfehle ich Werkzeugbänke, auch Bohrmaschinen oder Kettensägen kommen gut an. Mädchen freuen sich über Mixer, Bügeleisen oder kleine Staubsauger.“

Hallo?

Müssen sich kleine Mädchen echt schon im Alter von wenigen Jahren daran gewöhnen, zu Weihnachten oder zum Geburtstag Haushaltsgeräte geschenkt zu bekommen? Es mag ja sein, dass sich auch das Minimädel über solche Spielsachen freuen würde. Sicher sogar. Aber genauso begeistert wäre sie von der Bohrmaschine, sicher auch von der Kettensäge. Und eine Werkbank, die hat sie schon. Darauf klopft und schraubt sie mit viel Freude herum. Hach, ein bisserl weniger Klischee, das wär schon oft schön.

Wenn es draußen so kalt ist, dann muss man sich von innen wärmen. Und nicht Topfen reden, wie die im Radio, sondern Topfen essen. Topfen und die allerletzten Früchte des Jahres, die Mispeln. Sie werden auch Asperl genannt, bei uns Aschperl, mit sch. Oder Hundsärsch, so hab ich zumindest gelesen. Komisch, aber, naja, eine gewisse Ähnlichkeit …
Mispeln lassen sich etwa ab Anfang November ernten, meist aber erst später, weil sie frostige Nächte brauchen, um von stoahoat auf batzwoach (und damit süß, bratapfelähnlich, leicht nussig im Geschmack) zu switchen. Wer den Frost nicht abwarten möchte, kann auch die so genannte Lagerreifung im Keller durchführen. Dabei werden die Früchte noch im harten Zustand geerntet und mit dem Krönchen nach unten auf einem Blech locker aufgelegt. Es dauert dann etwa zwei bis drei Wochen, bis die Mispeln schokoladenbraune Wangen bekommen, ihre wundervollen Aromen freisetzen und das Fruchtfleisch teigig weich wird.
Sind die Früchte reif und weich, lassen sie sich roh auszuzeln oder zu Marmeladen, Gelee, Schnaps, … weiterverarbeiten. Für das folgende Rezept wird das unverarbeitete Fruchtfleisch verwendet.

 
 

Dazu werden die Früchte um das Krönchen herum mit einem scharfen Messer eingeschnitten (Bild 1). Das Krönchen wird dann vorsichtig abgehoben. Mit ein wenig Glück bleiben alle oder einige der fünf Kerne gleich hängen und gehen mit heraus (Bild 2 und 3). Die restlichen Kerne drückt man noch mit leichtem Druck von unten aus der Frucht. Dann kratzt man das Fruchtfleisch mit einem kleinen Löffel aus der Schale (Bild 4).
Man kann auch die Früchte erst halbieren, um an das Fruchtfleisch zu kommen, ich glaub, da entwickelt am besten jeder seine eigene Strategie.



Mispel-Topfen-Auflauf


Zutaten für 4 Portionen

500 g weiche Mispeln
2 Eier
50 g Zucker
2 Packerl Magertopfen (500 g)
75 ml Schlagobers
2 EL Weizengrieß
70 g Mandelblättchen

1. Das Fruchtfleisch aus den Mispeln holen (ergibt etwa 200 g).

2. Eier mit Zucker schaumig rühren.

3. Topfen, Obers, das Mispel-Fruchtfleisch, Weizengrieß und die Hälfte der Mandelblättchen unter den Eierschaum rühren.

4. Alles in eine gefettete Auflaufform füllen und mit den restlichen Mandelblättchen bestreuen.

5. Bei 180 °C etwa 45 Minuten goldbraun backen.

Quelle: Helmut Pirc, Wildobst, Leopold Stocker Verlag

7 Kommentare:

  1. Mein Mispelbaum im Garten hat heuer ganz schlecht getragen, aber das Rezept werde ich für mich archivieren - Mispelrezepte gibt es nämlich wenige, ich hab schon gegoogelt und nicht viel interessantes gefunden.

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  2. Wir bekommen oft Mispeln von Freunden, die mit denen gar nichts anfangen können. Es ist eine heillose Arbeit, find ich. Aber bei Wildfrüchten ist das ja meistens so.

    Bei Angelika Apfelthaler habe ich was gefunden, die nimmt das Fruchtfleisch zum Binden von allen möglichen Sachen, weil da offenbar ein Wirkstoff drinnen ist, der Lebensmittel zum Stocken bringt. Mal schauen, ob ich ein Mousse oder so irgendwas ausprobiere, falls ich Mispeln ergattern kann.

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  3. Aschperl- hab ich schon lange nicht mehr gehört, dieses Wort für Mispeln. Mag ich gerne zu Wild oder Wildgeflügel, als Püree oder in der Sauce.
    Oder orientalisch: persisch oder türkisch gewürzt.

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  4. Bravo - ich teile voll Deine Meinung bezüglich Kindergeschenken/Klischee.

    Und zu den Mispeln: habe ich leider noch nie gegessen, aber nun habe ich dazugelernt - danke.

    LG Elena

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  5. Das stimmt, Küchenschabe, da gibts nicht so viel. Ein anderes Rezept hab ich noch im selben Buch gefunden, Mispel-Joghurt-Eis, aber dafür ist es mir doch schon zu kalt ;-) Dann gibts noch das Mispelpendant zum Quittenleder, aber dann wirds wirklich schon mager...

    Wildfrüchte und Fitzelarbeit, das gehört leider zusammen, stimmt, Turbohausfrau. Aber ich finde, bei den Mispeln ist es gar nicht arg. Ich weiß, dass die Früchte relativ viel Pektin enthalten, vielleicht ist das der gesuchte Wirkstoff?

    Deine Kochvorschläge kann ich mir alle sehr gut vorstellen, wie immer, Eline. Danke :-)

    Danke und gerne, Elena :-) Mispelbäume sind ja leider nicht mehr allzu oft zu finden, aber sie werden wieder mehr!

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  6. In der Nähe von Korneuburg gibts einen Heurigen, den "Asperlkeller". Dort hab ich vor Jahren einmal köstliche palatschinken mit Asperlmarmelade gegessen!!
    Leider hab ich (noch) keinen Mispelbaum im Garten.
    lg

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  7. Dann wirds aber Zeit, Friederike! Das Pflanzen mein ich :-) Und zu den Palatschinken einen Mispelschnaps?

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