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Sonntag, 21. April 2013

Die Ernährung und wir

Es liegt in der Natur der Sache, dass mich beschäftigt, was andere beschäftigt, wenn es ums Essen und Trinken geht. Ich denke gern darüber nach, weil ich es spannend finde, wie und in welche Richtung sich das kollektive Interesse bewegt. Wobei … Die wirklich wichtigen Fragen sind ja doch immer dieselben. Zum Beispiel:

Ich plaudere mit einer (noch) fremden Person und irgendwann kommen wir auf meinen Beruf zu sprechen. Ich sage, ich wäre Ernährungswissenschafterin. So schnell kann ich gar nicht bis drei zählen, schon ist sie da, diese Frage:
„Was darf ich denn essen?“
Alternativ:
„Was soll ich denn essen?“
Das ist interessant. Ich vermute ja, die meisten Menschen stellen mir diese von keiner Seite eingegrenzte und daher völlig beliebig zu beantwortende Frage einfach nur aus Höflichkeit. Wie man sich ernähren soll, das weiß ja heute im Grunde eh ein jeder. Erwartet wird folgende Antwort:
„Viel trinken, viel Obst und Gemüse, viel Vollkorn, dafür wenig Fleisch, Süßes und Salz!“
Aber nix da. Seit ich in Sachen Ernährung das Lehrbuchwissen hinter mir gelassen und mir meine eigene Meinung gebildet habe, verabschiede ich viele aus Fragestunden dieser Art eher unbefriedigt, zumindest verdutzt:
„Was du essen sollst? Alles, was dir schmeckt und du mit gutem Gewissen genießen kannst.“
Diese Antwort ist einfach. So einfach, dass sie nicht überzeugt.
„Haha, dann würde ich ja nur noch Kuchen und Schokolade essen!“

Stimmt! Vermutlich ein paar Tage lang. Und dann würde dir der Kuchen bei den Ohren raushängen und auch die Schokolad.
Ja, es ist so einfach und nein, die Leute glauben es mir nicht.

Ähnlich ist es bei einem anderen, dem Thema: Abnehmen.
Da soll ich doch abends nichts mehr essen, oder? Kein Fett, keine Nüsse, richtig? Und was hältst du von dieser neuen Diät (bis vor kurzem: Metabolic Balance, derzeit: 10in2)?“
Wenn ich dann sage, dass langfristig gesehen Diäten ganz generell nicht zielführend sind (keine von ihnen) und es viel wichtiger wäre, sich mehr zu bewegen (viel mehr), dann höre ich
a) „Du hast leicht reden, bei deiner Figur!
oder
b) gar nichts mehr, von einem milden Lächeln begleitet. Auch spannend.

Welche Ernährungsthemen uns sonst noch beschäftigen, lässt sich übrigens gut anhand der Anzahl von Suchabfragen im Internet abbilden. Die Top 3 sind derzeit „Bio“, „Ernährung“ und „Diät“, so der food report vom Jänner 2013.
Amüsant: Das Interesse am Stichwort „Diät“ stürzt jedes Jahr pünktlich im Dezember ab und erreicht dann nach der Weihnachtszeit im Jänner seinen Jahreshöchstwert.
Und die Newcomer? Da ist zum einen „Laktose“, was mich persönlich gar nicht wundert. Dann ist da aber noch „vegan“. Dieser Suchbegriff war bis zum Jahr 2010 eine Randerscheinung, seitdem steigt das Interesse daran explosionsartig an. Das gefällt mir, zeigt es doch, dass Lebensmittelskandal & Co. doch nicht spurlos an uns vorüber ziehen. Dass es uns doch nicht völlig egal ist, was wir essen, Hauptsache viel …

7 Kommentare:

  1. Finde ich schön, mal das Ganze aus der Sicht einer Ernährungswissenschafterin betrachten zu können.
    Dass ich sowieso nichts von irgendwelchen Diäten, Verboten, Vorschriften oder sonstigem halte was die Ernährung betrifft, ist denke ich hinlänglich bekannt.
    Aber wie schwer es sein kann sich zurecht zu finden in einem Produktdschungel sondergleichen, das bemerke ich erst seit ich mich selbst ganz viel mit dem Thema beschäftige.

    Für einen Einstieg in die Überlegungen betreffend die eigene Ernährung finde ich das Buch "64 Grundregeln Essen" immer top, von Michael Pollan. Einfach, deutlich, und es beantwortet gleich mal die Hälfte aller im Universum vorkommenden Fragen :-)
    Die restliche Hälfte,... ääähm, um die können wir uns dann ja später kümmern, nach einem Stückchen Kuchen, nicht wahr :-)))

    Liebe Grüße Himbeerschoko!

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  2. G-E-N-A-U, Himbeerschoko!!!
    Michael Pollan mag ich übrigens auch sehr, die 64 Grundregeln stehen auch bei mir im Bücherregal und sind, wie du schreibst, super! Liebe Grüße!

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  3. Hi,

    Hab gestern deine Beitrag zwei mal gelesen - gut zu lesen & ich finde es irgendwie interessant dass sich manche Menschen einfach nicht mit Ernährung befassen oder einfach nur oberflächlich ... darum dann auch irgendwie solche, meiner Meinung nach, oberflächlichen Fragen was man essen soll?!
    Ok, es ist hald jeder anders, dass muss man akzeptieren deshalb einfach nur wundern und nicht ärgern...

    Mir hat dein kleine Einblick sehr gut gefallen!


    LG Netzchen

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  4. Danke Netzchen! Ich glaube ja, das Problem ist nicht, dass sich viele Menschen nicht damit befassen. Eigentlich weiß jeder Bescheid. Nur das Umsetzen ist halt schwer. Außerdem: Wer soll sich denn bei dieser Vielzahl an Empfehlungen noch auskennen? Hm, schwierig...

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  5. Leider ist es genau so, wie du schreibst, giftigeblonde... Ich habe manchmal sogar das Gefühl, nicht mal mehr die Experten wissen genau, in welche Richtung es gehen soll ... Dann denk ich immer an das gute alte Bauchgefühl. Und an den Hausverstand, den eigenen!

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  6. interessanterweise werde ich das eigentlich nie gefragt, wenn ich erzähl, dass ich ernährungswissenschaftlerin bin.. komisch.. aber stört mich nicht im geringsten ;-)
    die skandinavischen nachspeisen schaun übrigens richtig gut aus.
    liebe grüße!

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    1. Da haben wir wohl einen anderen "Umgang" ... Diese Fragen sind bei mir STANDARD ;-) Danke für dein Kompliment und ebenfalls liebe Grüße vom Mädel!

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