Menschen, die bei
diesem Wetter nicht huaschdad werden,
sind Rossnaturen oder Couchpotatoes. Zwischendrin gibt es Leute wie das
Minimädel und mich, die mal rausgehen, mal drinnen bleiben, mal zu viel anhaben
– und mal zu wenig. Wenn dann der Husten kommt, hilft selbst gemachter Hustensaft
aus frisch gesammelten Kräutern. Er wirkt sanft, weshalb von ihm zwar keine
großen Wunder erwartet werden sollten (schon gar nicht über Nacht), aber er
schmeckt fein und auch Kinder nehmen ihn gern – vor allem dann, wenn sie beim
Ein- und Ausgraben helfen dürfen.
Ein- und Ausgraben? Genau.
Ich setze meinen Hustensaft ja gerne als Schichtsirup an. Dafür gibt es aber
(wieder einmal) nicht die eine
Rezeptur und dementsprechend ist die Vielfalt an Anleitungen, die sich dafür
finden, relativ groß. Mit Spitzwegerich oder Maiwipferl, mit Zucker oder Honig,
gut verschlossenen oder luftdurchlässig beziehungsweise dunkel oder sonnig
beziehungsweise ein oder drei Monate gelagert. Hm.
Rezeptefülle führt
zu Abenteuerlust, zumindest bei mir. Deshalb probiere ich dieses Jahr einen Erdkammersirup aus. So geht’s:
1. Zuerst werden frische
Hustenkräuter gesammelt: Maiwipferl von Tanne oder Fichte,
Spitzwegerichblätter, Quendel oder Huflattichblätter eignen sich gut dafür. Ich
habe mich für eine Mischung aus Fichtenwipferln, Spitzwegerich und Quendel
entschieden. Fichtenwipferl wirken durch ihre ätherischen Öle lockernd und
lösend, ebenso der Quendel. Quendel wirkt außerdem krampflösend und
antibiotisch. Und die Schleimstoffe des Spitzwegerichs hüllen die gereizten
Atemwege schützend ein und mindern so den Hustenreiz (der mich sonst in der
Nacht ganz wuschi macht).
2. Die Kräuter
säubern und in etwa 1 cm
große Stücke schneiden.
3. Nun werden die
Kräuter abwechselnd mit feinem Kristallzucker (wer mag, kann auch feinen Rohzucker
oder Honig verwenden) in ein großes Glas mit Bügelverschluss geschichtet. Man
beginnt mit einer Schicht Kräuter, dann Zucker, dann Kräuter, usw. Die etwa 1 cm dicken Lagen
zwischendurch immer wieder mit einem Löffel gut anpressen. Mit Zucker
abschließen.
4. Das Glas bleibt
nun einige Stunden stehen, dafür muss es noch nicht verschlossen werden. Diese
Wartezeit sorgt dafür, dass sich der Inhalt noch etwas setzt.
5. Dann nochmals bis oben
hin mit Zucker auffüllen und das Glas gut verschließen.
6. Jetzt kommt die
Erdkammer. Dafür im Garten ein etwa 50 cm tiefes Loch graben. Es soll so breit
sein, dass das Glas ganz locker hineingeht.
7. Das Glas wird nun
in Zeitungspapier gewickelt oder auch in ein Plastiksackerl, wenn es sehr nass
ist (so wie jetzt).
8. So, und jetzt wird’s
ein bisserl grauslich, zumindest für die meisten. Jetzt kommt nämlich eine
große Schaufel frischer Pferdemist (am besten aus eigener „Erzeugung“ J) in die Erdkammer. Darauf kommt das eingewickelte
Glas, dann wieder Pferdemist. Schließlich wird das Ganze noch mit Erde
zugedeckt. Der Pferdemist ist so etwas wie eine zusätzliche Heizdecke für den
Sirup, es geht aber natürlich auch ohne.
9. Die Erdkammer gut
markieren, damit man sie später wieder findet.
10. Jetzt heißt es
nur noch abwarten: 2 Mondzyklen, also Monate lang.
Durch die gleich bleibende Wärme
unter der Erde beginnt der Zucker zu vergären, die Wirkstoffe der Pflanzen gehen
in den entstehenden Sirup über. Vielleicht sind es aber auch die von Sibylle
von Olfers so wunderbar illustrierten Wurzelkinder, die für uns eine Medizin
daraus zaubern?
hi,
AntwortenLöschenden Hustensaft macht meine Oma auch immer aus den Tannenwipferl (so heißt's bei uns). Der hilft immer bei Husten, viel besser als das Ganze Wick...-Zeugs!
LG Netzchen
Im Garten eingraben ... *tief seufz* Daran scheitert es.
AntwortenLöschenIch stell dir gern ein Loch im Garten zur Verfügung, für zwei oder mehrere Monate ;-)
LöschenAnsonsten, kenne ich diese Sachen nur ohne Loch und ohne Pferdemist!
du machst Sachen, unglaublich. Tannenwipferlsaft kenn ich ja, aber vergraben ist mir ganz neu :-)
AntwortenLöschenJa, Tannenwipferl sagen wir eh auch, wobei es (zumindest hier) meist Fichtenwipferl sind ;-)
AntwortenLöschenDaran hab ich eh auch gedacht, Turbohausfrau - in der Stadt geht das nicht so recht ... Vielleicht einmal in einer Nacht- und Nebelaktion im Park? Oder Wienerwald? Ansonsten steht ja das Angebot der giftigenblonden - und bei mir darfst auch graben, wennst magst ;-)
In ein paar Wochen schauen wir dann, was wieder rauskommt aus dem Loch, Küchenschabe :-)
Liebes Mädel vom Land,
AntwortenLöschendas klingt alles sehr toll - nur hab ich leider JETZT Husten und kann keine zwei Monde warten. Kann ich den Wegerich auch als Tee aufbrühen? Oder was fällt Ihnen noch Tolles ein?
Danke vorab!