Die
Zeiten ändern sich. Sie ändern sich gewaltig. In meiner Erinnerung habe ich den
Nikolaus stets ehrfürchtig bestaunt, war ergriffen und still, wenn er uns am
Nikolotag einen Besuch abstattete. Hörte andächtig zu, wenn er uns wegen
unserer Lauskinderstreiche tadelte und versprach ihm natürlich, von nun an brav
zu sein:
Das Minimädel ist
anders. Als es am 6. Dezember am späten Nachmittag die Klingel hörte, lief es
zur Tür – und sah durch die Verglasung den weißgewandeten Heiligen davor.
Höö, des is jo da Nikolaus!, rief es mir zu und anstatt an meinen
Rockzipfel zu flüchten, wie ich es eigentlich erwartet hatte, riss es die Tür
auf und plärrte hinaus: „Ich hab dir was
gezeichnet!!!!!“.
Der Nikolaus kam
während seines ganzen Besuchs eigentlich nicht groß zu Wort, denn das Minimädel
war furchtbar aufgeregt und plapperte noch mehr als sonst. Schlussendlich hat
es der Nikolaus in seiner trägen, leisen Art dann aber doch geschafft, das
Minimädel ein bisserl von ihrem Trip herunterzuholen: Er hat gefragt, ob es
denn ein Lied für ihn singen wolle. Betretenes Schweigen. Hab halt ich
gesungen.
Wir haben den
Nikolaus beim Abschied mit einem Brioche-Krampus beschenkt, weil er selber
keinen an seiner Seite hatte. Auf den und seine goldbraunen Gesellen bin ich
schon ein wenig stolz. Denn seit ich mich vor einem Jahr drüben bei der esskultur in diese feisten Kramperl verliebt hatte, stand es fest, dass ich
mich heuer an ihnen versuche. Und ich bin selber überrascht, dass sie – ohne spezielle
Flechtanleitung – doch ganz gut gelungen sind.
Brioche-Kramperl
Für dieses Jahr kommt die Anleitung leider schon zu
spät – aber so habt ihr wenigstens bis zum nächsten Kramperltag schon etwas
Zeit zum Üben J.
Das Rezept für den Germteig findet ihr hier, die Rosinen einfach weglassen. Mit
der angegebenen Menge (mit 1 kg Mehl) gehen sich etwa 7 – 8 Kramperl aus, wenn
ihr sie so groß macht wie ich.
1. Den aufgegangenen
Germteig kurz durchkneten und mit einer Teigkarte Stücke zu je 45 – 50 g
abstechen (oder weniger, wenn die Kramperl kleiner werden sollen). Pro Kramperl
werden 5 Stück benötigt. Die Teigstücke in der hohlen Hand zu Kugeln schleifen,
auf ein Geschirrtuch setzen und mit einem weiteren Geschirrtuch abdecken.
2. Vier
Kugeln in mehreren Durchgängen zu Strängen von etwa 40 cm Länge rollen. Diese
nebeneinander auflegen und die oberen Ende leicht zusammendrücken (rechtes Bild
oben). Jetzt wird der Körper geflochten: Den rechten äußeren Strang in die
rechte Hand nehmen und nach links über den ersten Strang, unter den zweiten
Strang und über den dritten Strang legen (linkes Bild unten). Mehr ist zur
Flechttechnik eigentlich gar nicht zu sagen, denn der nächste Schritt ist
wieder der selbe: Den rechten äußeren Strang nach links legen, und zwar über
den ersten Strang, unter den zweiten und über den dritten (rechtes Bild unten).
3. Nun
das geflochtene etwas nach rechts schieben, sodass alles wieder gerade liegt
(linkes Bild unten). Dann den nächsten Strang einflechten (rechtes Bild unten).
4. Wieder
gerade richten, wieder einflechten:
5. Wenn
der geflochtene Bauch vom Kramperl groß genug ist, aus den
unten Enden die Beine drehen und die Enden mit etwas Milch zusammenkleben (Bild links unten). Dann die erste Flechtung am
oberen Ende wieder lösen, daraus entstehen dann die Arme (Bild rechts unten).
6. Die
Arme ebenfalls eindrehen und die Ende mit Milch befestigen. Voilà, der Körper
ist fertig:
7. Jetzt kommt der
Kopf mit den Hörnern: Dazu die fünfte Teigkugel wieder zu einem etwa 40 cm
langen Strang rollen und gedanklich vierteln – in ein längeres (drei Viertel) und ein
kürzeres (ein Viertel) Stück teilen. Das längere Stück vertikal hinlegen, das
kürzere Stück quer darüber. Mit der rechten Hand das obere Ende des langen
Stücks fassen, mit der linken Hand das untere. Mit der rechten Hand das obere Ende unter der linken
Hand durch nach links unten führen, das untere Ende nach rechts unten:
8. Dann
einfach die beiden Hörner
zusammenzwirbeln (Bild links unten) und den Kopf schließlich noch um 180 ° drehen (Bild rechts unten):
9. Den
Kopf mit etwas Milch am Körper befestigen und den Kramperl mit Rosinen
verzieren (Knöpfe und Augen braucht er schon).
10. Mit Milch (dann
wird der Kramperl nach dem Backen eher matt) oder einem Milch-Dotter-Gemisch (dann
glänzt er mehr) bestreichen und im vorgeheizten Ofen bei 160 °C Heißluft etwa
20 – 25 Minuten goldbraun backen.
Beim Flechten ist es wichtig, rasch zu arbeiten und nicht benötigten
Teig immer gut abzudecken, damit er nicht austrocknet. Schon etwas trockener
Teig lässt sich nämlich gar nicht mehr gut verarbeiten und reißt dann beim
Backen ein.
So ein Kramperl werde ich nächstes Jahr backen! Heuer hab ich einen in unserer Dorfbäckerei gekauft und ganz andächtig verspeist. Lg aus Tirol Lisi
AntwortenLöschenGanz frisch sind sie am besten, gell, Lisi? Liebe Grüße!
LöschenEigentlich hätte es mich jetzt in den Fingern gejuckt zu schreiben, dass ich dich nicht leiden kann. Aber ich kann dich schon leiden. Ich bin nur leider totale Flechtlegasthenikerin und schrecklich neidig, dass ich diese tolle Anleitung ganz sicher nicht nachmachen kann. *schnief*
AntwortenLöschenLiebe Turbohausfrau!
LöschenIch mag dich auch :-)
Probiers aus, es ist ECHT NICHT SCHWER ;-)
Liebe Grüße vom Mädel ...