Wer hatte als Kind
einen Setzkasten? Einen dieser äußerst filigran gezimmerten Miniwandschränke,
vollgestellt mit Porzellanhündchen, Überraschungsei-Figuren und besonders
hübschen Kieselsteinen? Ich … nicht. Mein Bruder sehr wohl, soweit ich mich
erinnern kann, lauter Bubenkramuri drin, ich hab ihn manchmal darum beneidet,
meistens aber war er (der Setzkasten) mir wurscht (vielleicht war er mir auch
ganz und gar nicht wurscht und ich hab die schmerzliche Erinnerung an dieses
große Loch in meinem Kinderbesitz einfach nur verdrängt, keine Ahnung).
Jedenfalls: Das
Setzkastenprinzip ist mir grundsätzlich symphathisch, es kommt meinem Hang zu
Sammlerei und Systematik (daher kommt auch mein zwanghaftes Listenschreiben,
ich kann nix für diese Sucht) sehr entgegen.
Worauf ich
eigentlich hinaus will: Ich mag Setzkastenrezepte. Sehr sogar. Sie geben mir
einen Rahmen vor, von dem ich weiß, dass er funktioniert, darüber hinaus habe
ich aber freie Hand und das macht mich kreativ und flexibel. Dass ich mit
meiner Neigung nicht alleine bin, weiß ich aus dem Internet. Dort heißt das Individualisieren – und geht mit Müsli,
Brot, Marmelade, Currymischungen, Schokolade und sogar Wurst.
Ich gebe euch
jetzt ein Instrument in die Hand. Das nenne ich nicht Mixxer (warum die alle
mit zwei x geschrieben werden, puh …) und auch nicht Konfigurator (zu
technisch), sondern, tadaaaa:
Müsliriegelsetzkasten
Der Name klingt
etwas old-fashioned, ich weiß. Ist aber Absicht. Und macht auch nix, retro ist schließlich
in (eh noch immer, oder?). Mit ihm könnt ihr Müsliriegel zusammenbauen wie
wild.
Das Grundgerüst
Meine Müsliriegel
bestehen aus folgenden Komponenten:
1) Getreideflocken
2) stückige
Zutaten
3) feuchte Zutaten
4) Mehl
5) Wasser
6) Zucker
7) Gewürze
Sie alle haben
ihre Funktion:
1) Getreideflocken
sind die Basis eines jeden Riegels.
2) Stückige
Zutaten geben dem Riegel Biss.
3) Feuchte Zutaten
verbinden und süßen.
4) Mehl bindet die
Masse ebenso wie
5) Wasser.
6) Zucker süßt, karamellisiert
beim Backen und macht so den Riegel fest.
7) Gewürze runden den
Geschmack ab.
Wichtig ist das
Verhältnis dieser Komponenten zueinander, vor allem der Anteil an trockenen im
Vergleich zu feuchten bzw. bindenden Zutaten:
1) 60 g Getreideflocken
2) 140 g stückige Zutaten
3) 100 g feuchte Zutaten
4) 20 g Mehl
5) 2 EL Wasser
6) 60 g Zucker
7) Gewürze nach
Geschmack
Individualisieren
Der Setzkasten ist
also montiert, jetzt heißt es: Schätze aus dem Vorratsschrank heben und geschickt kombinieren. Diese Möglichkeiten!
Eine ganze Welt liegt uns zu Füßen …
1) Flocken:
Haferflocken oder andere Getreideflocken nach Belieben, vorab trocken geröstet
oder nicht.
2) Stückig: Nüsse
(Walnüsse, Haselnüsse, Mandeln, Cashews, Erdnüsse, ...), Trockenfrüchte
(Sauerkirschen, Cranberrys, Apfelstücke, Ananasstücke, Marillen, Pflaumen,
Kokosraspel,…), Samen (Sesam, Sonnenblumenkerne, Leinsamen, Brennnesselsamen),
gepopptes Korn (Amaranth, Reis), Schokostückchen, Flakes, … Nüsse und Samen
können vorab trocken geröstet werden.
3) Feucht: Nussmus
/ -butter (Erdnuss, Mandel, Cashew, Haselnuss,…), zerlassene oder weiche Butter,
Honig, Ahornsirup, Rübensirup, Reismalz, Apfelmus, Marmelade, Joghurt, zerdrückte
Banane, pürierte Früchte
4) Mehl: Vollkorn
oder glatt, Weizen oder Dinkel, alles geht. Auch Mais- oder Reismehl.
5) Wasser: Milch
geht auch.
6) Zucker: Brauner
oder weißer oder gelber, aus Rüben oder Zuckerrohr, …
7) Gewürze: Vanille,
Zimt, Salz, Zitronen-/ Orangenschale, …
So. Grschhhh
gragggggggggs frrrp – Fertig ist meine Mischung:
Müsliriegel mit Brennnesselsamen
Zutaten für 6 – 10
Stück
1. 60 g
Haferflocken
2. 20 g Leinsamen,
40 g
Sonnenblumenkerne, 60 g
grob gehackte Haselnüsse, 10 g
Brennnesselsamen, 10 g
Haferflocken (= 140 g)
3. 30 g Honig, 30 g sehr weiche Butter, 40 g Hagebuttenmarmelade (=
100 g)
4. 20 g Reismehl
5. 2 EL Wasser
6. 60 g brauner
Zucker
7. 1 Prise Salz
1. Backofen auf
180 °C vorheizen.
2. Alle Zutaten in
einer Schüssel gut miteinander vermischen – die Masse ist etwas bröselig, klebt
aber dann beim Zusammendrücken gut zusammen.
3. Eine kleine Backform
oder Auflaufform mit Backpapier auslegen. Die Müslimasse hineinfüllen und mit
dem Löffelrücken fest andrücken. Sie sollte dann etwa 1 cm hoch sein. Ich habe
eine spezielle Backform für Mini-Kastenkuchen daheim, mit der geht es auch
super. Ich habe sie ebenfalls mit schmalen Backpapierstreifen ausgelegt und pro
Förmchen 2 EL der Müslimasse verwendet.
4. Etwa 20 – 25
Minuten backen.
5. Die Müsliriegel
komplett auskühlen lassen, erst dann mit einem scharfen Sägemesser in Stücke
schneiden oder wie ich einfach nur noch aus den Förmchen heben.
Weitere Ideen?
- Apfel: mit getrockneten Apfelstücken
- Schoko Banane: Bananenmus, Schokostücke
- Nuss: verschiedene Nusssorten
- Wildfrucht: Hagebuttenmarmelade, getrocknete Wildfrüchte
- Erdnuss: Erdnussbutter und Erdnussstücke
- Himbeer Joghurt: Joghurt und getrocknete Himbeerstückchen
- Karibik: Kokos, Ananas, Papaya
- Schokolade: mit Schokostückchen und zusätzlich noch die
fertigen Riegel mit der Unterseite in geschmolzene Schokolade getaucht oder die
Oberseite mit Schokolade verziert
Im Grunde ist doch das
ganze Leben ein einziger, riesengroßer Supersetzkasten. Das Grundgerüst steht,
sein Inhalt jedoch ist beliebig: Er stoppelt sich zusammen aus Menschen, Orten,
Erlebnissen, Begegnungen und Freundschaften, aus schlafen und wach sein, reden
und schweigen, hinhören und sich taub stellen, lachen oder granteln. Manche
Elemente lassen sich austauschen (ich weiß nicht, warum mir da jetzt als erstes
Männer eingefallen sind, ich tausche nicht), manche ganz und gar nicht (gutes
Essen!) Aber bevor ich jetzt zu philosophisch werde: Bis bald!
Interessant - ich stehe ja auch Müsliriegel. Werde ich gleich am Wochenende mal testen :D
AntwortenLöschenFreu mich auf deine Rückmeldung :-)
Löschensieht ja wiedermal klasse aus und diese Mal für uns :-)
AntwortenLöschenfand deinen Post für die Pferde so nett - ist mir immer noch in Erinnerung geblieben!!
lg Netzchen
Das freut mich und ja genau, für uns. Wobei ich mir ziemlich sicher bin, dass die Riegel meinen Vierbeinern auch schmecken würden ;-)
LöschenSuper Rezept, ich habe schon einige Male Müsliriegel ausprobiert, aber das mit dem Mehl war mir neu, auch das Marmelade geht. Und noch besser die Idee mit der Form. Da erspart man sich das mühsame Schneiden. Das müßte doch in einer Silikonform auch ganz gut funktionieren.
AntwortenLöschenlg Sabine
Ich fand die Größe der Riegel durch diese Formen sehr handlich und praktisch - und vor allem fällt das Schneiden weg, stimmt! In einer Silikonform geht's sicher auch! Liebe Grüße!
LöschenCranberry Joghurt ist gerade im Ofen ... danke für den tollen Setzkasten
AntwortenLöschenHey, schön! Wie sind die Riegel geworden?
LöschenImmer wieder ausgezeichnet, gerade sind wieder welche im Ofen. Unser Lieblingsmischung ist inzwischen Leinsamen als Basis mit Cranberry Banane :)
LöschenSUPER :-)))
LöschenDas ist wirklich eine großartige Anleitung! Ich hab mittlerweile schon viele Müsliriegel-Varianten gemacht. Da ich gesundheitsbedingt in letzter Zeit zuckerarm essen musste, empfinde ich mittlerweile vieles als zu süß. Ich werde also schauen, dass ich die nächste Ladung so wenig süße wie möglich. Die 60 Gramm Zucker müssen aber sein, gell? Du schreibst ja, die braucht man für die Festigkeit. Na, dein Setzkastensystem lässt einem ja ansonsten alle Freiheiten. Also danke noch mal dafür!
AntwortenLöschenGerne, liebe Steffi! :-)
LöschenAlso der Zucker macht den Riegel knackig und fester, dadurch, dass er karamellisiert. Aber ich denke mir, es gibt ja viele Müsliriegel, die vollkommen ohne Zucker auskommen, vielleicht magst du einfach mal experimentieren und mir deine Ergebnisse mitteilen? Ich würde mich freuen!
Liebe Grüße!