Noch immer gibt es alte Bauern,
die am Lichtmeßtag ihre Obstbäume wachrütteln und den Bienen im Stock die frohe
Botschaft verkünden.
Wolf-Dieter
Storl
Morgen ist Maria
Lichtmess, Wetter-Lostag (Wenns zu
Lichtmess stürmt und schneit, ist der Frühling nicht mehr weit) und
kirchliches Fest der Kerzenweihe. Früher, als es noch kein elektrisches Licht
gab, hatten Kerzen eine große Bedeutung im Leben der Menschen. Es gab
Wetterkerzen, die vor Unwettern schützen sollten, Heilige Nacht-Kerzen, Totenkerzen
oder solche, die dem Schutz der Wöchnerinnen dienten.
Es ist dunkel draußen
und eine Kerze brennt auch bei mir. Ab jetzt werden die Tage wieder länger, die
Sonne kräftiger, die Natur erwacht und mit ihr die winterschlafenden Tiere.
Frau Ziii hat schon das erste Scharbockskraut in ihrem Garten entdeckt und ich
heute im Wald zarte Gundelrebepflänzchen.
Maria Lichtmess ist
aus dem keltischen Imbolc-Fest entstanden. Es ist eines der acht
Jahreskreisfeste, die ihren Ursprung im Wechsel der Jahreszeiten und im Lauf
der Sonne und des Mondes fanden. Man feierte es traditionellerweise in der
Nacht vom ersten auf den zweiten Februar, also genau: JETZT. Man freute sich
über die Wiederkehr des Lichts und den beginnenden Frühling. Es wurden Stall
und Stube geputzt und es wurde mit reinigenden Kräutern wie Wacholder
geräuchert.
Ich finde es schön,
den Jahreskreis und seine Feste ganz undogmatisch, ohne aufgesetzte Rituale, in
mein Leben zu lassen. Wie schön es heute war, im Wald zu spazieren, die Sonne
zu genießen, die wilde Energie des Frühlings zu spüren und mein Kind dabei zu
beobachten, wie es übergeht vor Lebendigkeit. So war ich auch einmal und es tut
gut, sich daran zu erinnern. Und wäre es jetzt nicht schon mitten in der Nacht,
würde ich mir das Minimädel schnappen, mit ihm aus einer kleinen Holzschindel
und einem Teelicht ein Lichtschifferl bauen, es aufs Wasser setzen, unten im
Garten am kleinen Bach, und so die Sonne und das neue Jahr begrüßen.
Zitronentörtchen
Diese kleinen, süßsauren Sonnentörtchen sind nach
einem Rezept von Pierre Hermé und Dorie Greenspan gebacken, das mich beim
Blättern im Buch „Baking - From my home to yours“ anlachte. Es nennt sich „The most extraordinary french lemon
cream tart“. Erst einige Tage danach habe ich festgestellt, dass
Katha schon vor einiger Zeit – zum Meyer-Hype - genau das selbe Rezept gepostethat – ich habe es natürlich gelesen, es mir sogar ausgedruckt, aber jetzt ganz
einfach den Zusammenhang nicht gecheckt. Schade, denn dann hätte ich vermutlich
nicht 100 % Zitronensaft verwendet, sondern, in Ermangelung an Meyer-Zitronen,
Zitronen- mit Orangensaft gemischt. Reine Zitronensäure ist nämlich schon sehr
spitz, selbst wenn sie durch Eier und Butter abgemildert ist wie in dieser
herrlichen Creme. Aber trotzdem: Die Hermé-Variante, bei der die Butter für die
Creme nicht wie bei herkömmlichem Curd miterhitzt, sondern erst später
dazugegeben wird, ist von Konsistenz und Textur her phantastisch. Thermometer
hab ich übrigens keines verwendet, ich habe die Creme auch nicht durch ein Sieb
geseiht. Aus meiner Sicht hat das Rezept trotzdem wunderbar funktioniert.
Zutaten für etwa 10 –
12 Törtchen (oder eine Tarte)
Für die kandierten
Zitronenscheiben
1 unbehandelte
Zitrone
250 ml Wasser
125 g Zucker
Für den Mürbteig
200 g Mehl
50 g Staubzucker
¼ TL Salz
125 g kalte Butter
1 großer Dotter
Für die
Zitronencreme
200 g Kristallzucker
abgeriebene Schale
von 3 Zitronen
Saft von 4 Zitronen
oder gleiche Menge Zitronen- und Orangensaft gemischt (etwa 200 ml)
4 große Eier
300 g zimmerwarme
Butter, in Würfel geschnitten
1. Die Zitrone für
die kandierten Zitronenscheiben in 10 – 12 sehr dünne Scheiben schneiden.
Wasser mit Zucker erhitzen, bis sich der Zucker aufgelöst hat und dann vom Herd
nehmen. Die Zitronenscheiben einlegen und über Nacht in der Zuckerlösung ziehen
lassen.
2. Für den Mürbteig
Mehl mit Staubzucker und Salz auf einer sauberen Arbeitsfläche vermischen,
Butter dazugeben und verbröseln und mit dem Dotter zu einem glatten Teig
verkneten. In eine Schüssel geben, gut abdecken und für mindestens 30 Minuten
kühl rasten lassen (geht auch über Nacht).
3. War der Mürbteig
über Nacht im Kühlschrank, etwa 15 Minuten vor dem Verarbeiten herausnehmen.
Auf einer bemehlten Arbeitsfläche etwa 3 – 4 mm dick ausrollen und 10 - 12
Tartelettförmchen oder eine große Tarteform damit auslegen. Boden mit einer
Gabel mehrmals einstechen und dann für mindestens 30 Minuten in den Tiefkühler
legen.
4. Backofen auf 180
°C vorheizen. Die Tartelettförmchen / die Tarteform direkt vom Tiefkühler in
den vorgeheizten Backofen geben und etwa 25 Minuten (oder länger, wenn ihr eine
große Tarteform verwendet) goldbraun backen. Herausnehmen, auskühlen lassen und
aus den Förmchen / der Form nehmen.
5. Auch die Creme
kann schon am Vortag zubereitet werden, mindestens sollte sie aber 4 Stunden
durchziehen: Zucker und Zitronenschale in einer metallenen Schüssel mit den
Händen gut verreiben. Eier dazugeben und mit einem Schneebesen gut verrühren,
dann den Zitronensaft. Die Schüssel kommt nur über ein Wasserbad (einen etwas
kleineren Topf, in dem ca. zwei Fingerbreit Wasser aufgekocht wurde) – die
Schüssel darf dabei das Wasser nicht berühren.
6. Unter ständigem
Rühren und bei nicht allzu großer Hitze wird die Zitronen-Eier-Masse nun
erwärmt. Wenn man das Gefühl hat, dass die Hitze zu groß wird, nimmt man die
Schüssel einfach kurz vom Wasserbad und stellt sie dann wieder zurück. Langsam
verändert sich die Konsistenz der Masse und nach etwa 5 – 10 Minuten dickt sie
merklich ein und der Schneebesen hinterlässt Spuren. Nun kann die Schüssel vom
Wasserbad genommen werden.
7. Die
Zitronen-Eier-Masse in einen Mixer geben und kurz überkühlen lassen. Den Mixer
auf hohe Stufe einschalten und nach und nach die Butterstücke dazugeben. Wenn
die ganze Butter in der Creme ist, noch etwa 3 Minuten weiter mixen, um ihr die
zarte und leichte Konsistenz zu verleihen.
8. Creme in ein
geeignetes Behältnis umfüllen, die Oberfläche mit Frischhaltefolie bedecken und
mindestens 4 Stunden im Kühlschrank durchziehen lassen.
9. Die kandierten
Zitronenscheiben aus der Zuckerlösung heben und mit Küchenkrepp abtupfen.
10. Die Zitronencreme
aus dem Kühlschrank nehmen und kurz durchrühren. In die vorgebackenen
Mürbteigförmchen füllen und mit kandierten Zitronenscheiben belegen.
Das Rezept stammt aus dem Buch „Baking – From my home
to yours“ von Dorie Greenspan, erschienen bei Houghton Mifflin.
Ich habe übrigens nur
die Hälfte an Törtchen gebacken, die andere Hälfte des Teiges hab ich dem
Minimädel überlassen. Aus der Creme, die dann natürlich auch zu viel war, habe
ich köstliches Zitronenjoghurt gemacht (Zitronencreme mit Joghurt vermischt)
und eine Biskuitroulade nach der Idee von der Küchenschabe, gefüllt mit
Zitronencreme, Bananen und Schlagobers.
P.S.:
Danke an dich, liebe Freundin M., fürs Überlassen des hübschen uralten Tableaus zum Fotografieren!
Liebes Mädl vom Land
AntwortenLöschenIch liebe deine Beiträge und die Törtchen sind einfach köstlich (optisch wie auch geschmacklich).
Danke, dass du uns kulinarisch immer wieder bereicherst mit deinen tollen Beiträgen und Geschichten und Rezepten
Freundin M
Das freut mich sehr, malum. Und das mach ich gerne! Alles Liebe!
Löschenvielleicht sind wir verwandt? (im geiste sicher ;-))
AntwortenLöschenIm Geiste auf jeden Fall, vielleicht sogar in Echt - die Welt ist ja wirklich ein Dorf :-)
LöschenWie verlockend diese kleinen Törtchen aussehen! Einfach nur lecker!
AntwortenLöschenIch mag die Fotos auch - und die Törtchen hab ich auch gemocht, sehr sogar ;-)
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