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Donnerstag, 26. Juni 2014

Aufblühen, in echt:
Brennnesselsirup


Ja, Brennnesseln blühen. In echt! Die Blütenstände kennt wohl jeder, flüchtig, vom Vorbeigehen, aber kaum einem fallen sie so richtig auf. Und kaum einer kommt auf die Idee, die blühenden Brennnesseln in Zuckerwasser anzusetzen und einen Sirup daraus zu machen. Einen Sirup, der wunderbar anders schmeckt und auch so aussieht: Rosa nämlich. Ja! In echt!

Durch Zufall bin ich drauf gekommen, vergangenen Sommer. Da strömte der erste Brennnesselsirup meines Wildkräuterlebens völlig überraschend in einem wunderhübschen Rosa in die Bügelflaschen. Ein richtiger Mädel-Sirup - ich war entzückt und bin es heute noch.

Und ich habe auch eine Vermutung, woher das Rosa kommt: Von den rötlich gefärbten Stängeln der Großen Brennnessel. Und diese wiederum könnten mit dem hohen Eisengehalt der Pflanze zu tun haben. Aber sicher weiß ich es nicht. Hm. Das wäre eine Frage für Wolf-Dieter Storl gewesen, den bekannten und markanten Ethnobotaniker aus dem Allgäu …


Wolf-Dieter Storl war vergangenen Freitag bei Sonnentor in Sprögnitz zu Gast, ebenso wie ich. Genauso unverhofft wie der rosarote Mädel-Sirup ist mir nämlich seine Kräuterwanderung in den Schoß gefallen, Blog sei Dank. An dieser Stelle: Danke, liebes Sonnentor-Team, für die Einladung. Und vielen Dank, Katha, für deine Empfehlung. Die Zeit mit Wolf-Dieter Storl war beeindruckend, inspirierend, ursprünglich. Aber leider viel zu kurz.


Die Brennnessel sei eine seiner Lieblingspflanzen, erzählte er, sie hole uns auf den Boden zurück, wenn wir Gefahr laufen, abzuheben, sie mache uns wach, bringe uns unmittelbar und mit großer Kraft ins Hier und Jetzt.

Wolf-Dieter Storl ist der Meinung, Pflanzen kommen zu genau jenen Menschen, die sie brauchen. Dann schleichen sie sich in Träume, machen auf sich aufmerksam, drängen sich förmlich auf. Vor einigen Jahren kam die Brennnessel zu mir und ich überlege nun, weshalb. Bestimmt will sie mir helfen, wobei auch immer. Vielleicht kam sie aber auch nur deshalb, um mir meinen Traum von einem eigenen Buch zu erfüllen?


Brennnesselsirup


Ab Juni blühen die Brennnesseln – jetzt ist es Zeit, den Sirup anzusetzen.

Zutaten für etwa 2 Liter Sirup

1 Liter Wasser
2 kg Zucker
15 Triebe der blühenden Großen Brennnessel (die obersten 25 cm der Pflanze)
1 unbehandelte Zitrone, in dünne Scheiben geschnitten
15 g Zitronensäure

1. In einem großen Topf Wasser mit Zucker erhitzen, bis sich der Zucker aufgelöst hat, dann abkühlen lassen.

2. Brennnesseltriebe, Zitronenscheiben und Zitronensäure zum Zuckerwasser geben und gut vermischen.

3. Den Deckel auf den Topf geben und den Sirup drei Tage lang ziehen lassen, dabei hin und wieder umrühren.

4. Sirup durch ein feines Sieb gießen, in saubere Flaschen abfüllen und gut verschließen.


P.S.: In echt ist übrigens gerade die Lieblings-Redewendung vom Minimädel. Sie kommt derzeit beim kleinsten Anflug von mütterlichem Zweifel zum Einsatz, ganz egal, worum es geht. Niedlich ist das.

P.P.S.: Turbohausfrau, wo warst du? Sag nicht, du warst da und ich hab‘s nicht gecheckt.

22 Kommentare:

  1. Oh, wie spannend, das hätte mir auch gefallen! Über den Herrn Storl habe ich mal eine Doku gesehen - war beeindruckt von ihm als *Mann wie ein Baum*, aber auch davon, dass er zu der Zeit, in der die Doku gedreht wurde, seinen Sohn in voller Freiheit in eine ganz andere Richtung gehen ließ...

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    1. Ja, von seinem Sohn hat er uns auch erzählt ... Dass er sehr behütet aufgewachsen ist, aber dann, als er in die Schule kam, das Leben in der Natur und die Liebe zu den Pflanzen nur noch langweilig und steinzeitlich fand ... Aber ich denke mir, irgendwann findet jeder wieder zu seinen Wurzeln zurück :-)

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  2. Brennesselblütensirup - ich fasse es nicht... ich kenne eine Wiese, wo sie derzeit mannshoch stehen, dort fahr ich jetzt hin...
    lg

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    1. ich war heute pflücken und hab den Sirup angesetzt!! bin gespannt,
      hast du dich vielleicht bei der Zuckersirupmenge verschrieben? 2 kg Zucker auf nur 1 l Wasser erscheint mir zuviel, ich habe 1:1 genommen,
      lg

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    2. Liebe Friederike, entschuldige die späte Antwort, ich war in URLAUB (und die vorbereiteten Posts haben sich selbst online gestellt - so praktisch ;-)).
      Nein, bei der Zuckermenge hab ich mich nicht verschrieben - 2 kg Zucker, 1 Liter Wasser. Das ist eigentlich mein "Grundrezept" für alle Kräuter- und Blütensirupe, die ich so ansetze. Ich finde, dass der Sirup dadurch voller und runder schmeckt. Ein zweites Argument ist die Haltbarkeit, die sich, so vermute ich, durch den hohen Zuckeranteil noch verlängert.
      Du hast recht, die meisten Sirup-Rezepte, die es so gibt, arbeiten mit 1:1, aber irgendwie komme ich persönlich immer wieder auf 2:1 zurück - das Rezept stammt aus einem schon etwas in die Jahre gekommenen Kochbuch und ich mag es sehr.
      Mittlerweile müsste ja dein Sirup schon fertig sein - wie schaut's aus?
      Liebe Grüße!

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    3. wie gesagt: farblos aber nicht minder köstlich!!
      ich werde deine Zuckermenge auch ausprobieren!
      lg

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  3. Ach, liebes Mädel vom Land, du weißt, dass ich eingeladen war? Ich hab mich so gefreut über diese Einladung! Ich hab sogar noch einen zweiten Platz für den Turbohausmann bekommen und dann steh ich eines Morgens auf und kann nicht mehr aufsteigen auf den einen Fuß. Leider musste ich absagen, weil ich bin im Moment gar nicht fähig, 7 km zu gehen. :(

    Danke, dass du mich auf diese Weise wenigstens ein bissl mitgenommen hast.

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    1. Das hab ich von Katha erfahren ja ... Irgendwie bin ich jetzt einerseits froh, dass ich dich nicht "übersehen" habe, andererseits hätte ich dich aber doch sehr gern kennengelernt ...
      Auweh, ein beleidigter Fuß geht bei einer Kräuterwanderung gar nicht, das stimmt ... Aber 7 km? Unsere Wegstrecke lag wohl eher bei einem km - Wolf-Dieter Storl wusste einfach zu viel zu erzählen :-)

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  4. Ich staune und staune, aber bei mir blühen die nicht,..ich sollte nicht soviel Brennesseln ernten für meinen Zaubertee gggg

    lg Sina

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  5. Wow, völliges Neuland der Brennessel Sirup!
    Da hast Du sicher einen tollen Tag verlebt :-)
    Wunderschöner Post.
    Herzliche Grüsse,
    Sabine

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  6. Hallo meine Liebe, bin total beindruckt von deinem tolle Bloog, ich wohne in der Nähe von Wolf-Dieter Storl, und habe auch die Erfahrung gemacht das Pflanzen zu einem kommen. Oder auch einfach mal eine "Pflanzpause" einlegen wenn sie mal nicht wirklich benötigt werden. Herzlich Grüße aus dem Allgäu

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    1. Danke für deinen Beitrag, solche (Kurz-)Geschichten freuen mich sehr :-)
      Liebe Grüße vom Mädel!

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  7. Guten Abend Mädelvomland,
    die Brennessel ist vor Jahren auch zu mir gekommen, aber in Form eines wunderschönen Schals aus Nepal. Eine Volksgruppe spinnt die Faser der Brennessel und strickt dann ganz feine dünne große Schals mit Lochmuster in der Farbe von getrocknetem Heu. Großartig!
    Von dem Sirup habe ich noch nicht gehört.Der Zucker ist gekauft. Es gibt hier noch in einigen schattigen Winkeln blühende Brennessel.
    Dank dir für die vielen Anregungen.
    Lieben Gruß
    a.

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    1. Gern gemacht! Und der Schal ... Den stell ich mir wunderschön vor :-)

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  8. Sirup aus Brennessel habe ich noch nie gesehen oder gehört. Heiß aufgegossen (zum Extrahieren) und kalt aufgefüllt als Erfrischungsgetränk schon. Vllt. probiere ich deine rosa Mädel-Variante auch mal. Danke für den Tipp!

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    1. Immer sehr gern :-) Ich war selbst auch ganz überrascht von der Farbe ... Liebe Grüße!

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  9. Hallo
    Ich mache ja auch viel selber frage mich aber jetzt allerdings für was genau nimmt man den brennesselsirup? Tee trinken ich oft und mit Korn hab ich es schon angesetzt aber der Sirup ist mir neu.kläre m7ch doch bitte auf wann und wofür du ihn so nimmst.wie lange ist er haltbar.ich werde ihn mit Sicherheit dieses Jahr auch machen. Danke für die Idee
    LG steffie

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    1. Liebe Steffie, entschuldige bitte meine verspätete Antwort ...
      Aaalso ... Den Sirup nimmst du wie jeden anderen Sirup, zum Aufgießen mit Wasser oder Soda, zum Süßen von was auch immer, ... Genieß einfach den ungewohnt anderen Geschmack ;-)
      Durch den hohen Zuckeranteil ist er gut haltbar, wir lagern ihn im Keller, wo es kühler ist. 6 Monate bis 1 Jahr sollte er schon halten :-)
      Alles Liebe und gutes Gelingen!

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