Ich musste mich
auf meine Zehenspitzen stellen, um auf die Arbeitsfläche sehen zu können, auf
der meine Mama Zutaten abwog, auf der sie die Backform mit Butter ausfettete
und mit Mehl bestreute und auf der sie auch das einzige, was ich als Kind beim
Kuchenbacken nie selbst machen, nicht einmal versuchen durfte, in sanften und
vorsichtigen Schwüngen erledigte: das Unterheben des Eischnees unter den fast
fertigen Teig. An dieses körperliche Gefühl, an das angestrengte nach oben
Wollen, erinnere ich mich, als wäre es erst gestern gewesen. Genauso wie an die
Bilder, die ich damals erhaschte: die alte Küchenmaschine, die Guglhupfform,
verstreute Mehlreste und da, das Backbuch! Der Umschlag kräftig rotorange,
viele bunte Bilder, Teigspritzer auf der aufgeschlagenen Seite.
Dieses Buch war
damals eine Sensation, hat mir meine Mama kürzlich erzählt, ein Kochbuch mit
vielen (!) bunten (!) Bildern (!). Wenn ich es heute durchblättere, muss ich
ständig schmunzeln. Zum einen, weil die Fotos so herrlich retro sind, zum
anderen, weil mir fast jedes von ihnen sehr, sehr vertraut ist. Dieses Buch
habe ich mir in meiner Kindheit wohl ziemlich oft angesehen: Das neue große farbige Backbuch von
Silke Andersen, erschienen im Jahr 1979. Und ich muss sagen, es ist auch heute
noch toll. Die Rezepte funktionieren (was ja bei den Neuerscheinungen heutzutage
leider nicht mehr selbstverständlich ist) und es sind alle Klassiker drin.
Eine andere, tief
verankerte Kindheitserinnerung ist der Duft und Geschmack der Klaräpfel, der
ersten Äpfel im Jahr. Die Schale zart, hellgelb, wie durchscheinend und mit
vereinzelten Sommersprossen, das Fruchtfleisch saftig und säuerlich. Die Saison
dieser Sorte ist kurz und für heuer auch schon wieder vorbei. Einen köstlichen
gedeckten Apfelkuchen habe ich daraus gemacht, dazu sage ich an dieser Stelle aber
nur: Offene Autotür und ungezogener Golden Retriever. Ein echt unglückliche
Kombination.
Dann aber noch diese
Apfelbrötchen, perfekt für die Kaffeejause und für kleine Kinderhände mit wenig
Zeit für so nebensächliche Dinge wie Essen. Das Rezept stammt aus meinem neuen,
alten Lieblingsbackbuch und weil es so gut ist, habe ich es gleich zweimal
hintereinander gebacken: Neben der Küchenmaschine das aufgeschlagene Buch
(jetzt mit einigen Teigspritzern mehr) und an meiner Seite das Minimädel, auf
Zehenspitzen.
Apfelbrötchen
Schmecken übrigens auch am Tag nach dem Backen noch
ganz hervorragend.
Zutaten für 10
Stück
Für den Teig:
250 g Mehl
½ Würfel Germ oder
1 Packerl Trockengerm
1/8 l Milch
50 g Zucker
1 Prise Salz
40 g Butter
Für die Fülle:
375 g Äpfel
30 g Rosinen oder
getrocknete Marillen
2 EL Zucker
etwas Zitronensaft
30 g Butter
1 Eigelb zum
Bestreichen, Staubzucker zum Bestreuen
1. Für den
Germteig Mehl mit Zucker und Salz in einer Rührschüssel vermischen. Germ
hineinbröseln bzw. den Trockengerm dazugeben.
2. Milch mit der Butter leicht erwärmen und zur
Mehlmischung geben. Den Teig mit den Knethaken der Küchenmaschine etwa 5
Minuten gut verkneten.
3. In der
Zwischenzeit das Backrohr auf 50 °C vorheizen, dann wieder ausschalten.
4. Die
Rührschüssel mit einem sauberen Tuch abdecken und für 1 – 2 Stunden im warmen
Backofen gehen lassen, bis sich das Teigvolumen verdoppelt hat.
5. Für die Fülle
die Äpfel schälen, in Spalten schneiden, vom Kerngehäuse befreien und fein
blättrig schneiden. Mit Zucker und Zitronensaft vermischen, Rosinen oder klein
geschnittene, getrocknete Marillen dazu geben.
6. Die Butter in
einem kleinen Topf schmelzen.
7. Den Germteig
auf einer bemehlten Arbeitsfläche kurz durchkneten, dann etwa 3 mm dick
ausrollen. Mit einer runden kleinen Schüssel (meine hatte einen Durchmesser von
12 cm) 10 Scheiben ausstechen.
8. Jede
Teigscheibe mit geschmolzener Butter bestreichen und 1 EL der Fülle in die
Mitte setzen.
9. Den
überstehenden Teig wie zu einem Säckchen zusammennehmen und durch Andrücken gut
verschließen. Vorsichtig zu runden Brötchen formen und mit der Nahtstelle nach
unten auf ein mit Backpapier ausgelegtes Blech setzen. Mit einem Tuch abdecken
und nochmals etwa 20 Minuten gehen lassen.
10. Das Backrohr
auf 200 °C vorheizen.
11. Die Brötchen
mit verquirltem Eigelb bestreichen und etwa 15 – 20 Minuten backen.
12. Auskühlen
lassen und mit Staubzucker bestreuen.
Ich liebe Klaäpfel, gut, dass du mich erinnerst. Die sind schon reif? Wahnsinn!
AntwortenLöschenUnd die Geschichte? Zu schön, wäre fast etwas für Sandra (from-snuggs-kitchen) Kindheitserinnerungsevent. :-)
Liebe Grüße,
Eva
Bitte, gerne! Bei uns leider längst schon wieder vorbei, liebe Eva ... Für Sandras Event hab ich was anderes geplant :-)
LöschenEin leckeres Rezept und eine wunderschöne Geschichte dazu :-)
AntwortenLöschenHerzliche Grüsse,
Sabine
Das freut mich :-)
Löschenjetzt hast du mich neugierig gemacht, auf das Backbuch, hätt so gern ein Foto, von den tollen Retrobildchen!
AntwortenLöschenMein Minimädel hat die ersten Klaräpfel mit Begeisterung gefuttert, 'normale' sind ihr roh noch zu hart (erst 2 Zähnchen), aber die mürben Klaräpfel sind perfekt. Ich freu mich schon drauf, wenn mein Minimädel bei mir in der Küche nicht raunzend am Bein steht, weil sie nichts sieht, sondern auf Zehenspitzen der Mama beim Backen (oder bei mir eher Kochen) zusieht. Schön muss das sein!
Das hier ist es:
Löschenhttp://www.amazon.de/Das-neue-gro%C3%9Fe-farbige-Backbuch/dp/B003BBBEG4
Genauso, wie der Umschlag aussieht, sehen auch die Fotos im Inneren aus ;-)
Ja, das Gefühl ist wirklich schön, wenn man seiner eigenen Tochter das Kochen und Backen beibringen darf - so, wie man es halt selber gelernt hat. Obwohl: Manchmal auch sehr nervenaufreibend und eine ziemliche Geduldsprobe :-)))
Liebe Maria,
AntwortenLöschenhier bin ich heute gelandet und alle waren vom Ergebnis begeistert! Du bist für mich die Königin der Hefeteiggebäcke! Herzliche Grüße von Hannah
P.S.: Ich hatte auch bei deinem aktuellen Post kommentiert - aber der Kommentar erschien nie - vielleicht in deinem Spam?
Liebe Hannah, oh, das freut mich so - und dieses Lob ... wie schön :-)))
LöschenEbensolche Grüße zurück, meine Liebe!
P.S.: Im Spam bist du nicht aufgetaucht, sehr komisch ...