Seiten

Dienstag, 29. Juli 2014

Ich und mein neues, altes, großes, farbiges Backbuch:
Apfelbrötchen


Ich musste mich auf meine Zehenspitzen stellen, um auf die Arbeitsfläche sehen zu können, auf der meine Mama Zutaten abwog, auf der sie die Backform mit Butter ausfettete und mit Mehl bestreute und auf der sie auch das einzige, was ich als Kind beim Kuchenbacken nie selbst machen, nicht einmal versuchen durfte, in sanften und vorsichtigen Schwüngen erledigte: das Unterheben des Eischnees unter den fast fertigen Teig. An dieses körperliche Gefühl, an das angestrengte nach oben Wollen, erinnere ich mich, als wäre es erst gestern gewesen. Genauso wie an die Bilder, die ich damals erhaschte: die alte Küchenmaschine, die Guglhupfform, verstreute Mehlreste und da, das Backbuch! Der Umschlag kräftig rotorange, viele bunte Bilder, Teigspritzer auf der aufgeschlagenen Seite.

Dieses Buch war damals eine Sensation, hat mir meine Mama kürzlich erzählt, ein Kochbuch mit vielen (!) bunten (!) Bildern (!). Wenn ich es heute durchblättere, muss ich ständig schmunzeln. Zum einen, weil die Fotos so herrlich retro sind, zum anderen, weil mir fast jedes von ihnen sehr, sehr vertraut ist. Dieses Buch habe ich mir in meiner Kindheit wohl ziemlich oft angesehen: Das neue große farbige Backbuch von Silke Andersen, erschienen im Jahr 1979. Und ich muss sagen, es ist auch heute noch toll. Die Rezepte funktionieren (was ja bei den Neuerscheinungen heutzutage leider nicht mehr selbstverständlich ist) und es sind alle Klassiker drin.

Eine andere, tief verankerte Kindheitserinnerung ist der Duft und Geschmack der Klaräpfel, der ersten Äpfel im Jahr. Die Schale zart, hellgelb, wie durchscheinend und mit vereinzelten Sommersprossen, das Fruchtfleisch saftig und säuerlich. Die Saison dieser Sorte ist kurz und für heuer auch schon wieder vorbei. Einen köstlichen gedeckten Apfelkuchen habe ich daraus gemacht, dazu sage ich an dieser Stelle aber nur: Offene Autotür und ungezogener Golden Retriever. Ein echt unglückliche Kombination.

Dann aber noch diese Apfelbrötchen, perfekt für die Kaffeejause und für kleine Kinderhände mit wenig Zeit für so nebensächliche Dinge wie Essen. Das Rezept stammt aus meinem neuen, alten Lieblingsbackbuch und weil es so gut ist, habe ich es gleich zweimal hintereinander gebacken: Neben der Küchenmaschine das aufgeschlagene Buch (jetzt mit einigen Teigspritzern mehr) und an meiner Seite das Minimädel, auf Zehenspitzen.


Apfelbrötchen


Schmecken übrigens auch am Tag nach dem Backen noch ganz hervorragend.

Zutaten für 10 Stück

Für den Teig:
250 g Mehl
½ Würfel Germ oder 1 Packerl Trockengerm
1/8 l Milch
50 g Zucker
1 Prise Salz
40 g Butter

Für die Fülle:
375 g Äpfel
30 g Rosinen oder getrocknete Marillen
2 EL Zucker
etwas Zitronensaft
30 g Butter

1 Eigelb zum Bestreichen, Staubzucker zum Bestreuen

1. Für den Germteig Mehl mit Zucker und Salz in einer Rührschüssel vermischen. Germ hineinbröseln bzw. den Trockengerm dazugeben.

2. Milch  mit der Butter leicht erwärmen und zur Mehlmischung geben. Den Teig mit den Knethaken der Küchenmaschine etwa 5 Minuten gut verkneten.

3. In der Zwischenzeit das Backrohr auf 50 °C vorheizen, dann wieder ausschalten.

4. Die Rührschüssel mit einem sauberen Tuch abdecken und für 1 – 2 Stunden im warmen Backofen gehen lassen, bis sich das Teigvolumen verdoppelt hat.

5. Für die Fülle die Äpfel schälen, in Spalten schneiden, vom Kerngehäuse befreien und fein blättrig schneiden. Mit Zucker und Zitronensaft vermischen, Rosinen oder klein geschnittene, getrocknete Marillen dazu geben.

6. Die Butter in einem kleinen Topf schmelzen.

7. Den Germteig auf einer bemehlten Arbeitsfläche kurz durchkneten, dann etwa 3 mm dick ausrollen. Mit einer runden kleinen Schüssel (meine hatte einen Durchmesser von 12 cm) 10 Scheiben ausstechen.

8. Jede Teigscheibe mit geschmolzener Butter bestreichen und 1 EL der Fülle in die Mitte setzen.

9. Den überstehenden Teig wie zu einem Säckchen zusammennehmen und durch Andrücken gut verschließen. Vorsichtig zu runden Brötchen formen und mit der Nahtstelle nach unten auf ein mit Backpapier ausgelegtes Blech setzen. Mit einem Tuch abdecken und nochmals etwa 20 Minuten gehen lassen.

10. Das Backrohr auf  200 °C vorheizen.

11. Die Brötchen mit verquirltem Eigelb bestreichen und etwa 15 – 20 Minuten backen.

12. Auskühlen lassen und mit Staubzucker bestreuen.

8 Kommentare:

  1. Ich liebe Klaäpfel, gut, dass du mich erinnerst. Die sind schon reif? Wahnsinn!
    Und die Geschichte? Zu schön, wäre fast etwas für Sandra (from-snuggs-kitchen) Kindheitserinnerungsevent. :-)
    Liebe Grüße,
    Eva

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Bitte, gerne! Bei uns leider längst schon wieder vorbei, liebe Eva ... Für Sandras Event hab ich was anderes geplant :-)

      Löschen
  2. Ein leckeres Rezept und eine wunderschöne Geschichte dazu :-)
    Herzliche Grüsse,
    Sabine

    AntwortenLöschen
  3. jetzt hast du mich neugierig gemacht, auf das Backbuch, hätt so gern ein Foto, von den tollen Retrobildchen!

    Mein Minimädel hat die ersten Klaräpfel mit Begeisterung gefuttert, 'normale' sind ihr roh noch zu hart (erst 2 Zähnchen), aber die mürben Klaräpfel sind perfekt. Ich freu mich schon drauf, wenn mein Minimädel bei mir in der Küche nicht raunzend am Bein steht, weil sie nichts sieht, sondern auf Zehenspitzen der Mama beim Backen (oder bei mir eher Kochen) zusieht. Schön muss das sein!

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Das hier ist es:
      http://www.amazon.de/Das-neue-gro%C3%9Fe-farbige-Backbuch/dp/B003BBBEG4
      Genauso, wie der Umschlag aussieht, sehen auch die Fotos im Inneren aus ;-)
      Ja, das Gefühl ist wirklich schön, wenn man seiner eigenen Tochter das Kochen und Backen beibringen darf - so, wie man es halt selber gelernt hat. Obwohl: Manchmal auch sehr nervenaufreibend und eine ziemliche Geduldsprobe :-)))

      Löschen
  4. Liebe Maria,
    hier bin ich heute gelandet und alle waren vom Ergebnis begeistert! Du bist für mich die Königin der Hefeteiggebäcke! Herzliche Grüße von Hannah
    P.S.: Ich hatte auch bei deinem aktuellen Post kommentiert - aber der Kommentar erschien nie - vielleicht in deinem Spam?

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Liebe Hannah, oh, das freut mich so - und dieses Lob ... wie schön :-)))
      Ebensolche Grüße zurück, meine Liebe!
      P.S.: Im Spam bist du nicht aufgetaucht, sehr komisch ...

      Löschen

Über Kommentare freue ich mich immer. Herzlichen Dank dafür!
Hinweis: Mit dem Abschicken deines Kommentars erklärst du dich damit einverstanden, dass der von dir geschriebene Kommentar sowie personenbezogene Daten, die damit verbunden sind (beispielsweise Username, Mailadresse, IP-Adresse), an Google-Server übermittelt werden.
Mehr Informationen dazu findest du in meiner Datenschutzerklärung und in der Datenschutzerklärung von Google.