In der
Kulturgeschichte des Mühlviertels spielte die Leinpflanze Jahrhunderte lang
eine bedeutende Rolle. Im Frühsommer waren die Felder von zartblauen, feinen
Blüten übersät, im Herbst wurde die gesamte Pflanze geerntet und verwertet: Aus
den Samenkapseln, den so genannten Bollen, gewann man Leinsaat und das
hochwertige Leinöl, aus den Stängeln die langen Flachsfasern, die in den Bauernhäusern
und den vielen kleinen Webereien des Mühlviertels zu Leinenstoffen verarbeitet
wurden.
Dann kam die
billigere und einfacher zu verarbeitende Baumwolle – und mit ihr verschwand der
Flachs. Unaufgeregt, fast lautlos verlor er innerhalb von nur wenigen
Jahrzehnten seinen herausragenden Wert für diesen Landstrich, die Zeit des
Mühlviertler Golds war vorbei.
Aber wie so oft im
Leben: Alles kommt wieder. Luxuriöse Leinenstoffe zieren wieder öfter Tisch
& Bett (gesehen beispielsweise im Mühltalhof in Neufelden) und das herbe,
bodenständige und sehr empfindliche Leinöl wird nicht nur aus gesundheitlicher
Sicht immer beliebter. Na gut, das ist nicht neu. Aber das hier, das ist neu:
Ein Flachsfeld,
(wieder-) entdeckt ganz in meiner Nähe, blassblau und wunderschön.
Mittlerweile sind
die Samenkapseln ausgebildet – sie reifen gemächlich in der Augustsonne vor
sich hin.
Leinölbrot
Dieses Brot gehört wohl in die Kategorie der No-knead-Breads, denn der Teig wird nur gemischt und nicht geknetet. Das Leinöl
schmeckt charakteristisch durch, was ich sehr mag. Dazu passt perfekt frisch
abgemachter Leinkas, ein einfacher Aufstrich aus Topfen, etwas fein
gehackter Zwiebel und Salz, der mit Leinöl verfeinert wird.
Zutaten für eine
Kastenform von 30 cm
250 g Kamutmehl
250 g Weizenmehl
1 EL Salz
10 EL Leinsamen
½ Würfel Germ
450 ml lauwarmes
Wasser
50 ml Leinöl
1. In einer großen
Schüssel das Mehl mit Salz und Leinsamen vermischen.
2. Germ
hineinbröckeln.
3. Wasser und
Leinöl dazugeben und alles locker verrühren, nicht kneten.
4. Die Schüssel
abdecken und 1 – 2 Stunden gehen lassen.
5. Den Backofen
auf 220 °C vorheizen.
6. Eine Kastenform
mit Backpapier auslegen und den Teig einfließen lassen.
7. Die Kastenform
in den Backofen geben. Nach 15 Minuten die Ofentür für kurze Zeit weit öffnen,
um den Dampf abzulassen, dabei die Hitze auf 180 °C reduzieren.
8. Etwa 1 Stunde
lang fertig backen, dann das Brot aus der Form nehmen und auf einem
Kuchengitter vollständig abkühlen lassen.
Nach einem Rezept
aus dem Mühlviertler KOCH:BUCH von
Georg Friedl, erschienen im Verlag Bibliothek der Provinz.
Zum Weiterlesen und Informieren:
So also schaut Flachs aus! Danke für die Weiterbildung.
AntwortenLöschenEine sehr hübsche Pflanze.
Find ich auch :-) Die Blüte ist ganz filigran und das Blau ist wunderschön ...
LöschenEin toller und informativer Post :-)
AntwortenLöschenIch kenne Leinöl mit Quark und Kartoffeln, als Brot habe ich es noch nie gegessen.
Herzliche Grüsse,
Sabine
Dann probier auch mal das Brot - mir schmeckt es sehr!
LöschenEine schöne Exkursion ins Leinfeld! Ich mag das Öl sehr gerne - da kommt mir das Brot gelegen. Da aber schon so viele Mehle zuhause sind: hast du schon mal ein anderes Mehl anstatt von Kamut genommen? Wie ist es vom Geschmack her? Liebe Grüße!
AntwortenLöschenDa kannst du kombinieren nach Lust und Laune (bzw. Verfügbarkeit :-)). Das Kamutmehl bringt einen intensiveren Geschmack ins Brot, trotzdem dominiert geschmacklich das Leinöl. Daher: Einfach ausprobieren! Liebe Grüße vom Mädel
Löschenoh wo war das Feld? ich als Mühlviertlerin mag ja die Leinölerdäpfel ziemlich gern. das Brot steht ab jetzt auf meiner zum kochen Liste (die schon seit ich blogge, immer länger wird...)
AntwortenLöschenich hab mal einen Güterweg namens Haarstube gesehen, der Name kommt vom Flachs, so wie ich herausgefunden habe
Das Feld lag (bzw. liegt noch immer) im unteren Mühlviertel, an der Landesstraße zwischen Allerheiligen und Bad Zell. Ach ja, das Problem mit der To Cook-Liste kenne ich ;-)
LöschenDas hab ich übrigens auch gelesen, dass die Leute früher zum Flachs "Haar" gesagt haben, wegen der Fasern, vermute ich!