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Montag, 19. Januar 2015

Rezension:
Meine Ayurveda-Familienküche


Volker Mehl ist ein witziger Kerl. Eigentlich hätte er ja vorgehabt, so schreibt er im Vorwort seines neuen Buches Meine Ayurveda-Familienküche, ein erotisches Ayurveda-Kochbuch im Stil von Helmut Newton zu machen. Die Hürde von der Erotik zum Breikochen sei dann aber doch nicht so unüberwindbar gewesen wie zunächst vermutet. Gottseidank. Denn heraus gekommen ist ein schönes Familienkochbuch, das die ayurvedische Ess- und Kochtradition im Hintergrund hat, aber ganz ohne erhobenen Zeigefinger auskommt. Man könne sich direkt und guten Gewissens vom Quatsch eines Alles-oder-nichts-Ayurveda verabschieden, meint Volker Mehl, denn das wahre und reine Ayurveda gebe es nicht. Wichtig sei: Regelmäßig, warm und leicht verdaulich, darüber hinaus solle man einfach entspannt bleiben. Das klingt doch ganz gut, finde ich.

Meine Ayurveda-Familienküche startet mit einigen ayurvedischen Grundbegriffen gefolgt von den Kapiteln Wie man Kindern Appetit macht, ADHS & Ayurveda, Die sechs Geschmäcke, Was warmes Essen mit guter Ausstrahlung zu tun hat sowie Informationen über Ghee (geklärtes Butterfett) und die klassischen Gewürze, die in der ayurvedischen Küche Verwendung finden. Alles in einem Stil geschrieben, der rockt. Ja, tatsächlich lesen sich diese knapp 40 Seiten spannend und kurzweilig, die Erklärungen sind nachvollziehbar und machen durchaus Sinn. Die wichtigste Grundregel, um den Kleinen einen guten und gesunden Zugang zum Essen zu vermitteln sei, selbst gut zu essen, so der Autor, und dem kann ich uneingeschränkt zustimmen.

Das Buch ist im klassischen Stil des TRIAS Verlags aufgemacht und mit sehr witzigen und liebevoll gemachten Illustrationen versehen. Nicht jedes Rezept ist bebildert. Die Fotos selbst laden auf jeden Fall zum Nachkochen ein und wirken authentisch. Jedes Rezept ist mit Angaben zum Zeitaufwand und zur Personenanzahl ausgestattet. Das Buch ist in folgende Rezeptkapitel eingeteilt:

  • Satt und glücklich in den Tag
  • Magische Suppen
  • Warme Hauptmahlzeiten für alle zusammen
  • Süßes Seelenfutter
  • Handliches für Unterwegs
  • Leckerer Spezialspaß für die Kleinen
  • Romantikdinner für die Großen
  • Flüssige Freuden

Zum Schluss folgen Rezept- und Zutatenregister sowie ein kurzes Stichwortverzeichnis.

Volker Mehl kombiniert ayurvedische Kochtraditionen mit heimischer Hausmannskost und geht mit großer Kreativität an seine Rezepturen heran. Manchmal schießt er dabei allerdings übers Ziel hinaus: Gibt es tatsächlich Kinder, die sich über Wirsing-Rotkohl-Gemüse mit Zimt freuen? Oder über eines der vielen Chutney-Rezepte? Hm. Und warum der Autor durchgehend Sojasahne statt normalem Schlagobers verwendet, bei Milch und Butter aber auf die tierischen Varianten setzt, erschließt sich mir auch nicht ganz. Gefreut habe ich mich hingegen sehr über die beiden Wildkräutersalat-Rezepte.

Volker Mehl hat selbst keine Kinder, dennoch fühle er sich bemächtigt, ein Familienkochbuch zu schreiben, denn: Jeder ist Teil einer Familie, natürlich auch er. Ja, stimmt schon, grundsätzlich. Bei Tipps wie „Wenn die Kids nach Gummibärchen verlangen … Überraschen Sie sie mit diesem Fladenbrot und frischen Gemüsesticks. Die Gummibärchen sind garantiert ganz schnell vergessen!“ muss ich dann aber doch ein wenig schmunzeln. Und würde Herrn Mehl raten, zumindest das Wörtchen garantiert wegzulassen (das übrigens öfter vorkommt).


Nachgekocht


Die Mangoldtaler mit Vanillekarotten haben mich angelacht. Mangold und Karotten waren daheim, die anderen Zutaten großteils auch. Die getrockneten Tomaten habe ich weggelassen, ebenso den frischen Basilikum. Das Rezept hat gut funktioniert, wobei die Anleitung nicht zu 100 % schlüssig geschrieben ist (dass die gehackten Cashewkerne in die Laibchenmasse kommen, musste ich mir zusammenreimen). Die Karotten sind umwerfend gewürzt, die Kombination aus Vanille, Orangensaft, Chili, Kreuzkümmel, Salz und Ahornsirup ist sehr gelungen. Alles in allem ein tolles Rezept, die getrockneten Tomaten und die frischen Kräuter wären dabei, im Nachhinein betrachtet, sicher noch das i-Tüpferl gewesen.

To Cook-Liste

  • Herzhafter Grießbrei
  • Schoko-Mohn-Brötchen
  • Buchweizen-Kürbis-Risotto mit Wildkräutersalat
  • Gebackener Brokkoli mit Selleriecreme
  • Kartoffelkuchen mit Kräuterdip
  • Große Apfel-Mandel-Tarte
  • Roter Bohnenaufstrich
  • Sesam-Mohn-Sticks
  • Vollkorn-Ciabatta
  • Ciabatta Speziale
  • Tomaten-Oliven-Scones mit Pesto
  • Schatzsucherbrötchen (in einem der Brötchen ist eine Mandel versteckt)
  • Kartoffelecken aus dem Ofen, dazu vegane Mayonnaise und selbst gemachtes Tomatenketchup
  • Gemüse-Glückstaler
  • Milchpudding mit Rosenwasser

Sondertipp


Wie ich Gemüse in mein Kind kriege? Ich frage nicht. Frage nicht, was es essen will (weil Antwort: Palatschinken). Frage auch nicht, ob es dies oder jenes essen will (weil Antwort: Nein). Koche das, was ich nach meinen Maßstäben für gesund und richtig halte und setze es ihm vor. Sicher: Nicht nur einmal hat das Minimädel in der Folge nichts gegessen. Aber gekostet zumindest und das halte ich für das Wichtigste.

Fazit: Je öfter ich mich durch Meine Ayurveda-Familienküche blättere, desto besser finde ich es. Über manche Rezepte und Alltagstipps ließe sich streiten, aber im Großen und Ganzen ist dem Autor ein gangbarer Weg zu einer soliden und genussorientierten Küche für die ganze Familie gelungen.

P.S.: Volker Mehl konnte übrigens nicht ganz von seinem ursprünglich angepeilten Thema lassen. Da liest man nämlich plötzlich von Sauberem Sex unterm Sternenhimmel und den Unterschied, den es macht, ob ein Kind mit Liebe und Hingabe gezeugt oder eben nur gemacht wird. Hm, ja, das ist wohl auch eine Überlegung wert …

Meine Ayurveda-Familienküche: Gemeinsam isst man glücklicher
von Volker Mehl
Gebundene Ausgabe, 188 Seiten
TRIAS Verlag, 1. Auflage 2014
ISBN: 978-3830469056
Preis: € 19,99

Dank an den TRIAS Verlag, der mir ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt hat.

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