Samstag, 28. März 2015

Rezension:
Hedi Klingers Familienküche


Dieses Mal kommt mein Fazit nicht zum Schluss, sondern gleich zu Beginn: Über Hedi Klingers Familienküche lass ich nix kommen, es ist grandios, fabelhaft und sehr zu empfehlen. Warum? Ach, da gibt es viele Gründe. Vielleicht ganz einfach der Reihe nach:

Die Aufmachung


Wie alle Bücher des Brandstätter Verlags punktet Hedi Klingers Familienküche gleich einmal mit super Griff, schönem Papier und matten, aber ausdrucksstarken Farben. So etwas liebe ich. Die Bilder lassen Wirtshausatmosphäre aufkommen. Und die kleinen, eingestreuten Anekdoten um die Familie Klinger und den Schriftsteller Thomas Bernhard habe ich verschlungen. Überhaupt ein Pluspunkt: Das Wirtshaus Klinger steht in Gaspoltshofen und das ist in Oberösterreich, meinem Heimatbundesland.


Die Rezepte


Sehr überzeugend. Beim Schmökern ist es, als würde ich mich durch meine Kindheit blättern. Ich kenne beinahe alle Gerichte und das liegt vermutlich wieder daran, dass die Autoren (Mutter und Sohn) Oberösterreicher sind. Das sympathische Vorwort von Hedi Klinger mag ich übrigens sehr: Mag sein, mein Kochbuch dreht sich etwas zu sehr um Fleischgerichte, steht da zu lesen, gemeinsam mit der Befürchtung, es könnte deshalb nicht zeitgemäß sein. Und dann: Ich verstehe nicht, warum viele Köche aus ihren Rezepten ein Geheimnis machen. Schließlich fielen die Gerichte beim Nachkochen ohnehin bei jedem etwas anders aus. Wie recht sie hat! Viele der Rezepte sind übrigens mit einem Weintipp von Willi Thomas Klinger ausgestattet.

Folgende Kapitel finden sich im Buch:

  • Jausen & Kalte Vorspeisen
  • Suppen
  • Hausmannskost
  • Hauptspeisen
  • Beilagen
  • Mehlspeisen
  • Grundrezepte

Bei den Rezepten merkt man sofort, dass hier ein Profi am Werk ist. Jeder Zubereitungsschritt ist genau beschrieben, viele Tipps (beim Apfelstrudel für mehr Geschmack die Äpfel nicht schälen!) und Variationsmöglichkeiten werden aufgezählt. Das Wichtigste aber: Hedi Klinger liebt offenbar, was sie tut. Da wird das Hendl während des Bratens im Ofen ganze vier Mal gewendet. Der Topfenbutterteig darf sehr, sehr lange rasten. Und überhaupt: Wenn die Knödel tanzen und das Fett nicht mehr redet, dann passt’s.

Nachgekocht


Suppe,  Hauptspeise und Mehlspeise hab ich aus dem Buch nachgekocht – die ganz klassische Speisenfolge also.


Die Rahmsupp’n liebe ich seit meiner Kindheit. Auch wir haben sie, wie es im Buch erwähnt wird, oft gemeinsam mit einem gekochten Erdapfel gegessen. Interessant: Hedi Klinger verwendet eine Mischung von saurem und süßem Rahm für die Suppe. Sie hat wunderbar geschmeckt, allerdings ist mir der Sauerrahm ein klein wenig ausgeflockt.


Für die Hausruckviertler Grammelknödel habe ich mir Weideschwein-Grammeln besorgt. Die Knödel sind ausgesprochen gut gelungen – sowohl der Erdäpfelteig als auch die Fülle schmeckten sehr gut. Wir haben grünen Salat dazu gegessen.


Der süße Abschluss waren die Apfelmanderl, die mit Topfenblätterteig (Hedi Klinger nennt ihn Topfen-Butterteig) zubereitet werden – was für ein Genuss! Der splittrige, knusprige Teig in Verbindung mit den weichen, karamelliserten Äpfeln hat mich mehr als überzeugt. Hier bin ich allerdings mit den Mengenangaben für die Fülle nicht ganz zurecht gekommen (12 Äpfel ergeben nach meiner Rechnung 24 (und nicht 18) Apfelmanderl J - und auch die Menge an Zucker für die Fülle kann nicht wirklich stimmen). Schön und stimmig finde ich übrigens die Idee, die Teigenden mit einer Gewürznelke festzustecken.

To Cook-Liste

Schwierig, schwierig … Da möchte ich so gut wie alles ausprobieren. In der nächsten Zeit werden es vermutlich folgende Gerichte in meine Küche schaffen:

  • Hedis cremiger Kochkäs
  • Rindssuppe mit Butternockerl
  • Spargelsamtsuppe
  • Saure Erdäpfelsteckerl
  • Spinatnocken mit Nussbutter
  • Pikant-scharfes Lammgulasch
  • Brathendl
  • Die Original Klingertorte
  • Hedi Klingers Apfelbunkerl
  • Ausgezogener Apfelstrudel
  • Erdäpfelsteckerl mit Zucker und Zimt

Fazit: Siehe oben. Und: Ich liebe dieses Buch.

Hedi Klingers Familienküche
von Willi Klinger
Gebundene Ausgabe, 208 Seiten
Brandstätter Verlag, 1. Auflage 2015
ISBN: 978-3850338882
Preis: € 29,90

Dank an den Brandstätter Verlag, der mir ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt hat.

10 Kommentare:

  1. Nicht zeitgemäß? Ich finde ja eher, dass es heutzutage viel zu wenig gute Kochbücher gibt, das meiste ist doch Schmarrn. Danke für die Rezension. :-)
    Liebe Grüße,
    Eva

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Ich mag diese Art von Bescheidenheit, die Hedi Klinger an den Tag legt ... Heutzutage sind wirklich viele Kochbücher Schmarrn, weil einfach schlecht gemacht. Aber es gibt auch andere :-) Liebe Grüße!

      Löschen
  2. Dieses Buch hätte ich ohne deine Rezension gar nie bemerkt. Klingt, trotz der Fleischlastigkeit, als ob ich schon wieder einen Abstecher zu meinem Buchhändler machen müsste. Wenn das so weiter geht, machst du den Kerl zu einem reichen Mann. ;-)

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Mir gehts auch so ;-) Meist weiß ich gar nicht, wo ich anfangen und wo ich aufhören soll. Dieses Buch lohnt sich aber wirklich!

      Löschen
  3. Nun hoffe ich nur noch, dass du die ganzen Rezepte auch herzeigst, die du da nachmachen willst! Das Kochbuch klingt toll.
    Die Apfelmanderl sind schon meine! ;)

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Das Buch ist wirklich toll. Und die Apfelmanderl waren sooooo gut ;-) Hach, auf meiner To Cook-Liste steht schon so unüberschaubar viel ... Ich tu mein Bestes ;-)

      Löschen
  4. Faules Mädchen - abfotographierte Rezepte ;O)
    Ich mag wie du rezensierst - schön persönlich. Und gut nachvollziehbar! liebe Grüße...

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Ich bin nicht faul. Ich muss mir nur grad meine Zeit sehr gut einteilen, fremdbestimmt wie ich bin ;-) Auch zu dir liebe Grüße!

      Löschen
  5. Vielen Dank für diese fachlich tolle Rezension! Die Mengenangaben bei den Apfelmanderln schauen wir uns gleich an. Leider können wir diese Korrektur nicht mehr in die zweite Auflage reinnehmen, denn die ist bereits in Druck. Wir haben dabei einige Fehler korrigiert, zum Beispiel, dass wir beim Stöcklkrautrezept vergessen haben, zu schreiben, dass man den Krautkopf vor dem Kochen halbieren und den Strunk rausschneiden muss. Übrigens sind die Weintipps nicht von mir, sondern von meinem Bruder Thomas (auch ein Weinexperte). Gutes Gelingen, Euch allen!" Willi Klinger

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Habe die Ehre, Herr Klinger! Es freut mich, dass Sie hierher gefunden haben. Und gleich einmal Gratulation zur zweiten Auflage, das verwundert mich nicht.
      Ich kann mir gut vorstellen, dass beim Schreiben eines Kochbuches irgendwann einmal der Kopf zu rauchen beginnt und sich eine gewisse Betriebsblindheit einschleicht ...
      Den Autor der Weintipps werde ich im Text gleich korrigieren, vielen Dank für den Hinweis.
      Und gleich noch einmal ein Danke - für das Buch. Lieben Gruß an Ihre Mutter!

      Löschen

Über Kommentare freue ich mich immer. Herzlichen Dank dafür!
Hinweis: Mit dem Abschicken deines Kommentars erklärst du dich damit einverstanden, dass der von dir geschriebene Kommentar sowie personenbezogene Daten, die damit verbunden sind (beispielsweise Username, Mailadresse, IP-Adresse), an Google-Server übermittelt werden.
Mehr Informationen dazu findest du in meiner Datenschutzerklärung und in der Datenschutzerklärung von Google.