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Montag, 30. März 2015

SPEZIAL: Kulinarischer Osterführer


Ostern, das Fest des Lebens. Zu kaum einem anderen Zeitpunkt macht es mir mehr Freude, christliches und heidnisches Gedankengut zusammen zu fangen, Hintergründe und Gemeinsamkeiten zu erkunden und diese besonderen Tage ganz bewusst zu erleben. Bestimmt genieße ich diese Zeit aber auch deshalb so sehr, weil nun auch in der Natur wieder alles anders wird – grüner, heller, lebendiger.

Das Osterwochenende wird von Region zu Region und auch in den Familien selbst sehr unterschiedlich begangen. Eines ist jedoch – so vermute ich – überall gleich: Kaum ein anderes Fest ist so stark mit kulinarischen Traditionen und Besonderheiten verwoben wie dieses. Ostern will daher gut vorbereitet sein.

Dieser Osterfahrplan ist meine persönliche Gedankenstütze für ein aus meiner Sicht gelungenes Osterfest. Wunsch und Wirklichkeit werden sich aber – soviel ist klar – heuer ganz gewiss nicht decken.


Gründonnerstag


Sein Name leitet sich nicht etwa von der Farbe Grün, sondern von greinen, also weinen ab. In früherer Zeit wurden an diesem Tag kurz vor Ostern die Büßer wieder in die Kirchengemeinschaft aufgenommen, dabei weinten sie Tränen der Reue und Freude. Es ist aber auch der Tag, an dem Jesus zusammen mit seinen Jüngern ein letztes festliches Mahl genoss, es gab Lammfleisch, ungesäuertes Brot und Bitterkräuter. Danach ging er in die Nacht hinaus, wurde verraten und gefangen genommen.

Am Gründonnerstag ist es seit langem Brauch, grüne Speisen zu servieren, denen man eine starke und reinigende Kraft nachsagt. In unserer Region kommt zumeist Spinat mit Spiegelei und Kartoffelschmarren auf den Tisch. Ich bevorzuge dagegen die wilde Variante, etwa als Brennnesselspinat, Neunkräutersuppe oder in Form eines feinen Wildkräutersalats.

Spätestens jetzt werde ich auch unsere Ostereier hart kochen und färben. Vielleicht schaffe ich es ja, meine Hendln zu besuchen und mir ihre besonderen Gründonnerstagseier zu sichern. Früher wurden nämlich Eier, die an diesem Tag gelegt wurden, geweiht und dann das ganze Jahr über aufbewahrt. Man sagte ihnen besondere Kräfte nach, sie sollten vor Unwetter, Hagel und Blitzschlag schützen, eine fruchtbare Ernte sichern und böse Hexen abwehren.
Nun gut, einen Lagertest dieser Art werde ich wohl nicht starten. Stattdessen hoffe ich auf ihren Zauber (welcher Art auch immer) während der Feiertage.

Karfreitag


Der Name des Karfreitags kommt vom altgermanischen kara, was soviel wie Trauer oder Klage bedeutet. An diesem Tag erinnern wir uns an den Tod Jesu am Kreuz. Wir gehen den Kreuzweg und finden uns um 15 Uhr, in der Todesstunde Jesu, in der Kirche zur Karfreitagsliturgie zusammen.

Am Karfreitag wird gefastet, man gibt sich mit einem einfachen Fisch- oder Mehlgericht zufrieden. Bei einer Freundin habe ich die Tradition kennen gelernt, an diesem Tag bei Suppe und Brot zu fasten. Die Familie isst sich nur einmal satt, dann gibt es ein einfaches Kartoffelgulasch, dazu Fastenbeugln. Das ist eine Art des Fastens, die ich gut nachvollziehen kann und die für mich sehr stimmig ist. Beugeln und Brezeln sind übrigens die typischen Gebildbrote der fleischlosen Fastenzeit.

Nicht vergessen: Anis in Wein ansetzen, für die Osterpinzen.

Karsamstag


Der Karsamstag war früher einer der stillsten Tage im Kirchenjahr. Jesus ist begraben, Totenstille liegt über der Welt, alles hält den Atem an. Die Christen warten mit Fasten und Beten auf ein Wunder: dass die Kraft Gottes stärker ist als die Macht des Todes. Der Tag endet freudig mit der Auferstehungsfeier in der Kirche, Osterfeuer werden entfacht und aus der Bibel wird die frohe Botschaft vorgelesen: Jesus ist auferstanden, er lebt. Die Feier der Auferstehung in der Osternacht ist in der katholischen Kirche einer der wichtigsten Gottesdienste des ganzen Jahres und besonders eindrucksvoll. Das Osterlicht darf mit nach Hause genommen werden.

Am Karsamstag wird bis Mittag gefastet, dann gibt es traditionell eine einfache Mehlspeise. Vielleicht Apfelzweckerl oder pikante Topfenfleckerl?

Der Rest des Tages steht dann ganz im Zeichen der Vorbereitungen für den Ostersonntag: Ich backe die Osterpinzen nach dem Rezept von Katha (die zwar für unsere Region nicht typisch sind, aber einfach so gut schmecken) und das süße Kuchenlamm für das Osternesterl vom Minimädel.
Möglicherweise versuche ich mich auch an einer anderen Art von Gebildbrot, das zu Ostern Tradition hat: Der dottergelbe Osterfleck mit gesticheltem Muster reizt mich sehr, er gilt als das älteste der Osterbrote und wird gerne als eine Darstellung der Sonne gedeutet. Hier muss ich allerdings noch recherchieren. Schön finde ich auch eine Sonderform der österlichen Zopfgebäcke, das Haarwied. Das ist ein auf eine Seite hin spitz zulaufendes Briochegebäck, an seiner dicksten Stelle wird oft ein buntes Ei eingebacken (ich denke, der wunderbare Osterzopf von Frau Ziii stellt so ein Haarwied dar). Mancherorts wird ihm auch noch ein flaches Lebensbaummotiv aufgesetzt. Ebenso verführerisch: ein gefüllter Osterzopf, wie beispielsweise dieser hier.

Außerdem richte ich in Gedanken meinen Weihekorb für die Speisenweihe bei der abendlichen Auferstehungsfeier her. Er ist gefüllt mit den Pinzen oder einem anderen österlichen Brauchtumsgebäck, dem süßen Osterlamm, frischem Brot, Salz, gutem Schinken (vielleicht auch in Brotteig eingewickelt und gebacken?) oder Selchfleisch, bunten Ostereiern (die wurden früher oft an beiden Enden angepeckt, damit die Weihe besser hineingeht), Butter und Kren, vielleicht noch mit Radieschen und Kresse. Abgedeckt ist er mit einem karierten Tuch und obenauf liegt ein Sträußchen mit frischen Kräutern aus dem Garten.
Warum nur in Gedanken? Weil ein Abendtermin derzeit einfach nicht drin ist.


Ostersonntag


Am Ostersonntag feinern wir die Auferstehung Jesu. Mit der Osternacht ist die Fastenzeit beendet und es wird wieder ordentlich zugelangt.

Der gut gefüllte Weihekorb, den ich gedanklich in die Kirche getragen habe und der dort geweiht wurde, würde an diesem Tag alles für einen ausgiebigen Osterbrunch bieten. Stünde er vor uns, so würden wir vermutlich mit einem wahrhaft gesegneten Appetit zugreifen (Geweihtes soll man übrigens nüchtern essen, damit der Segen [besser] wirkt). Wir werden uns jedoch in diesem Jahr mit einer schmaleren Version zufrieden geben, die uns aber sicher genauso zufrieden macht. Am Morgen werden wir den Tisch besonders schön schmücken und den Tag mit frischem Brot, Butter und Kresse, Weideschwein-Saftschinken und weich gekochten Eiern, Milchkaffee und einigen Scheiben von den Osterpinzen beginnen.

Für ein festliches Menü, zu dem in vielen Familien gerne ein Lammgericht serviert wird, fehlen mir Zeit und Muse. Außerdem ist da ja noch die Schwiegermama, die an diesem Tag die ganze Familie bekocht. Ich überlasse das Mittagessen also ihr.

Am Nachmittag werden fleißig Osternesterl versteckt und gesucht und Eier gepeckt. Beim Eierpecken hat man früher den Kindern die Ostergeschichte anschaulich gemacht: Das Eigelb symbolisiert den gekreuzigten Leib Jesu, das Eiweiß die Grabtücher und die Schale das Grab selbst.
Auch für das Osternesterlsuchen findet sich eine theologische Erklärung: Sage mir, wohin du ihn gelegt hast!, fragte Maria Magdalena, die im Garten nach dem Leichnam Jesu suchte.

Ostermontag


Der Ostermontag steht noch einmal ganz im Zeichen der Familie. Ein gemeinsamer, besinnlicher Osterspaziergang, der so genannte Emmausgang, ist ein christlicher Brauch, der in Erinnerung an den Gang zweier Jünger nach Emmaus, denen sich Jesus Christus unerkannt anschloss, heute noch lebendig ist.

Am Vormittag backe ich das Godnkipferl für mein Patenkind. Vielleicht ein riesiges, im Mühlviertel gab es früher Exemplare mit einer Spannweite von 60 cm! Oder ganz was anderes? Mal sehen. Auf jeden Fall werden noch einige kleine Geschenke und Süßes eingepackt und dann besuchen wir meine Familie. Dort werden wir von meiner Mama mit Sicherheit ganz ausgezeichnet verpflegt. Und wenn es das Wetter zulässt, werden wir am Nachmittag durch die erwachende Natur spazieren und den Frühling genießen.

Welche kulinarischen Traditionen verbindet ihr mit Ostern?

4 Kommentare:

  1. Schön, das alles zu lesen. Einiges kenne ich noch aus der Kindheit. Die Großmutter hat immer das Osterlamm gebacken - ich konnte es nicht essen: das arme Tier (allerdings konnte ich auch dem Schoko-Nikolaus auch nicht den Kopf abbeißen, vom Osterhasen ganz zu schweigen).
    Aber die Ratschen wurden nicht erwähnt - allerdings sind sie auch nicht kulinarisch.
    Danke für Deine tollen Rezepte - nicht nur in dieser Post, sondern immer.
    Liebe Grüße
    Braunelle

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    1. Deine Geschichte ist ja lustig ... also bei den Kuchen- und Schokotieren hatte ich eigentlich keine Hemmungen (gar keine!). Auch mit dem Nikolaus hatte ich kein Erbarmen ;-) Anders wars dann natürlich schon mit den "richtigen" Tieren vom Hof, die dann auf dem Teller landeten ... Damit haben wir unsere Mama des Öfteren zur Verzweiflung getrieben. Liebe Grüße und ein schönes Osterfest!

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  2. Sehr schön, so stelle ich mir Ostern vor, wenn man traditionell und gläubig feiern möchte.
    Ähnlich war es bei uns, als die Mädels klein waren, einzig begonnen haben wir schon am Palmsonntag mit der Messe, weil da die Palmbuschen geweiht wurden.
    Die Osternesterln wurden bei uns schon morgens im Garten gesucht, wenn Schnee lag (grr) dann im Haus versteckt.
    Lamm gabs leider nie bei uns weil das weder mein Mann noch damals die Kinder mochten. Also eher was aus Rind oder Schwein. Oder Geflügel.
    An je einem Nachmittag wurden die Großeltern aufgesucht oder alle kamen zu uns ;-)

    Seit die KInder groß sind und eigene Wege gehen, tritt das alles in den Hintergrund, eine ist Köchin, die muss auch an Feiertagen arbeiten, die zweite hat in ihrem Nebenjob auch Dienste.

    Mein Mann und ich verreisen und schauen wie andernorts das Osterwochenende begangen wird.

    Euch wünsche ich ein frohes Osterfest, dem Mini Mädel ein reichlich gefülltes Osternestal.
    LG. Sina

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    1. Bei der Palmbuschenweihe waren wir auch dabei, da geht der Kindergarten immer bei der Prozession mit, also "mussten" wir - trotz des kalten Wetters ;-)
      Ich danke dir für deine Zeilen und den Einblick, den du mir in deine Traditionen gewährst - immer schön :-).
      Dir auch ein wunderbares Osterwochenende und alles Liebe!

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Über Kommentare freue ich mich immer. Herzlichen Dank dafür!
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