Lidl Flugblatt:
Schweinefleisch, ich weiß nicht mehr welches, um € 1,99 das Kilo. Und die Leute
stürmen den Laden.
Keine zwei Euro
mehr für ein ganzes Kilo Fleisch, muss das wirklich sein? Kann das noch sein? Nein. Und das müsste jeder halbwegs
reflektierte Mensch auch einsehen. Aber am Ende des Tages, da hören wir unser
Börserl, wie es raunzt: Spaaaren!
Zumindest beim Essen.
Ich erinnere mich
an einen Artikel in einer oberösterreichischen Tageszeitung: Warum unser Fleisch so billig ist.
Zwischen dem Text einige Bilder, eines davon zeigte neugierig dreinblickende
Mastschweine, auf Spaltenböden stehend. Ich begann zu lesen, vermutete ich doch
(blauäugig wie ich war) eine kritische Sicht auf die Dinge. Ich wurde eines Besseren
belehrt: Im Artikel ging es darum, wie effizient und sauber die Schweinehaltung in Österreich heute ist und dass das
Fleisch, das produziert wird, aus diesem Grund höchsten Qualitätsansprüchen
genügt. Und auch die Frage, mit der der Text titelte, wurde beantwortet: Unser
Fleisch ist deshalb so billig, weil es der Handel als hochwirksames Lockmittel
erkannt hat und auf seine Margen verzichtet, um Kunden zu ködern. Punkt. Und
die Schweine auf den Spaltenböden? Die wurden gar nicht erst erwähnt.
Noch so eine
Szene: Welser Messe, vergangenes Jahr. Eine ganze Halle war in eine Erlebniswelt Bauernhof verwandelt.
Viehzüchter und Verbände stellten aus und bemühten sich nach Kräften, diese
Welt als heil darzustellen. Entsprechend viele Tierbabys fanden sich zum
Betrachten und Streicheln. Die Kinder freuten sich natürlich, auch über die
süßen kleinen Ferkelchen, die am Stand des Schweinezuchtverbands herumwuselten.
Zumindest durften sie wuseln, die Sau durfte nicht. Sie lag eingezwängt im
sauber polierten Kastenstand. Und keiner hat sich daran gestört.
Lange habe ich
über diese Sau in ihrem Kastenstand nachgedacht. Über die Menschen, die
rundherum standen. Von manchen wurde die Sau bedauert, weil sie sich nicht
rühren konnte. Aber eigentlich fanden es alle … ziemlich normal. Genauso normal
wie die Spaltenböden. Wie das Kappen der Eckzähne und der Ringelschwänze. Wie
das Kastrieren der männlichen Ferkel ohne Betäubung. Die Schweinezucht, die
funktioniert halt heute so.
Ja, es stimmt, heutzutage
läuft das so. Das heißt aber nicht, dass es so bleiben muss. Es geht auch
anders und ich bin froh, dass ich hier, im Mühlviertel, meine Alternativen
nicht lange suchen muss. Hier gibt es Menschen mit Visionen und dem Willen,
etwas zu verändern: Sonnberg Biofleisch in Unterweißenbach beispielsweise oder
das Weideschwein-Projekt (mit dem besten Prosciutto ever!) von Christian
Hintersteininger aus Tragwein. Und Mitte dieses Jahres öffnet der
Schwarzbergerhof in Schönau im Mühlkreis seine Pforten, worauf ich mich schon
ziemlich freue (Bio, ganzjährige Freilandhaltung, Weideschlachthaus). Davon
hier sicher bald mehr.
P.S.: Die aktuelle
Kampagne Arme Schweine von United Creatures setzt sich gegen das Kastrieren von
Ferkeln ohne Betäubung ein. Mitmachen!
P.P.S.:
tierfreitag!
Ich bin ganz bei dir! Nur wäre es schöner, wenn sich Leute, die dieses Fleisch kaufen, mal diese Gedanken machen würden...
AntwortenLöschenLiebe Grüße,
Eva
Ich weiß ... Das Thematisieren hier im Blog ist halt ein Versuch, (m)einen Beitrag zur ganzen Problematik zu leisten ... Liebe Grüße!
LöschenIch denke unter Foodbloggern rennst du offene Türen ein, die die es lesen sollten,..ob die das auch tun?
AntwortenLöschenIch weiß es nicht,..
Ich bin froh, für Rindfleisch eine passende Quelle gefunden zu haben, Schweinefleisch und anderes kaufe ich dann halt in Bio Qualität soweit erhältlich.
Toller Beitrag zum Tierfreitag, den teil ich mal auf fb, :-)
Danke fürs Teilen :-)
LöschenNatürlich lesen das hier großteils Menschen, die eh schon auf dieser Schiene unterwegs sind, da hast du bestimmt recht. Ich hoffe aber, dass sich hier und da auch andere hierher verirren ... Mein Beitrag zur Bewusstseinsbildung!
Bin gerade über einen Hinweis bei Cooketteria bei Dir gelandet - und möchte auch hier einfach nur einen Punkt daruntersetzen. Zumal es bei der Haltungsfrage ja nicht aufhört - die nach der eigenen (!) Gesundheit, nach der Umwelt (regional und überregional) schließen sich nahtlos an - unter anderem.
AntwortenLöschenUns geht dieses riesige Paradoxon "konventionelle Haltung" nicht in den Kopf - andere machen sich vermutlich keinen, wie Eva ganz richtig sagt. Es wäre aber so schön zu wissen wie man das ändern kann! Denn das meiste, das bis jetzt passiert, passiert in Nischen wie der unseren, da hat die Giftige Blonde recht. Noch "schlimmer": unter dem (z. T. militanten) Label vegan, was bei vielen "schon aus Prinzip" zu Durchzug führt. Gnr. Ich kann mich da gerade wieder ganz wunderbar in Rage schreiben... aber vielleicht besser an anderer Stelle.
Trotzdem: Ein schönes Wochenende Dir!
Genau an dieser Stelle, liebes milchmädchen!
LöschenÄndern kann man es dadurch, dass man selber damit anfängt ... Missionieren hilft (leider) nicht.
Natürlich stellt sich die Frage, wen ich hier mit meinen Worten erreiche - sicher vor allem die, die sowieso schon auf solche Dinge achten. Aber selbst da ist es hilfreich, diese Problematik immer wieder zu diskutieren - bei mir merke ich schon, dass sich, sei es aus Bequemlichkeit, Höflichkeit, etc., immer wieder mal meine Prinzipien schleifen lasse. Dann hilft es mir, mich erneut bewusst damit auseinander zu setzen!
Dir auch ein schönes Wochenende!
ich bin auch ganz deiner Meinung und glaube schon, dass sich auch Leute hierher zum Blog verirren, denen die Thematik nicht bewusst ist. Wenn sich wenigstens einige wenige dann Gedanken machen, ist die Saat gesät!!
AntwortenLöschenlg
Genau :-)
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