Meine Mühlviertler
Ahnen waren nicht nur mosttrinkende, erdäpfelessende Sturschädel, sie waren
auch ganz schön kreative Köpfe, wenn es darum ging, kargen Gerichten aus
wenigen, einfachen Zutaten originelle Namen zu geben, die Appetit und Lust aufs
Essen machten. Da gab es gebackene Mäuse und Wespennester, Spitzbuben und
Wetzsteine, einen Stoppelfuchs, Hasenöhrl, eckige Knödel und falsche Fische,
Räuberschedl und Oafischsuppe (eine Suppe, in der ein Eierfisch schwimmt, also eigentlich ein pochiertes Ei).
Und es gab
Kuhhäute, mittelgroße Fladen aus Kartoffelteig, die traditionell direkt auf der
Herdplatte gebacken wurden, wodurch sich dunkle Stellen bildeten, die an das
Muster von Fleckvieh erinnern. Die Fladen wurden noch heiß gemeinsam mit einer
Creme aus Nüssen oder Mohn in eine Schüssel geschichtet und mit geschmolzener
Butter übergossen und kräftig überzuckert zu Tisch gebracht. Solche Gerichte
dürfen nicht in Vergessenheit geraten!
Einer, dem es besonders
wichtig ist, kulinarisches Kulturgut dieser Art am Leben zu erhalten, ist der
begnadete Mühlviertler Koch Georg Friedl. Leider schließt er mit Ende Juni die
Pforten seines Linzer Salzamtes. Die Gründe dafür sind nachvollziehbar,
trotzdem bin ich wehmütig. Aber auch zuversichtlich – Georg Friedl ist in
seinem Metier zu gut, um damit für immer hinterm Berg zu halten.
Mühlviertler Kuhhäute
Die Kuhhäute können auch mit Nuss- statt mit
Mohncreme serviert werden – dafür einfach die Menge an gemahlenem Mohn durch
gemahlene Nüsse ersetzen.
Zutaten für 4
Portionen
Für die Kuhhäute
500 g mehlige
Kartoffeln
1 Prise Salz
200 g Mehl
1 Ei
1 Messerspitze
Backpulver
Für die Mohncreme
200 ml Milch
200 g gemahlener
Mohn
1 EL Honig
1 Messerspitze
gemahlene Nelken
100 g Zucker
etwas Zitronenschale
Staubzucker zum
Bestreuen
1. Die Kartoffeln
in der Schale kochen, schälen und durch eine Kartoffelpresse drücken. Auskühlen
lassen.
2. In der
Zwischenzeit die Mohncreme zubereiten:
Milch in einen Topf geben und erhitzen. Die restlichen Zutaten zur heißen Milch
geben und gut verrühren.
3. Die abgekühlten
Kartoffeln mit Salz, Mehl, Ei und Backpulver rasch zu einem Kartoffelteig
verarbeiten.
4. Den
Kartoffelteig in 6 Stücke teilen. Jedes Stück auf einer bemehlten Arbeitsfläche
zu einem runden, etwa 5 mm dicken Fleck mit einem Durchmesser von etwa 20 cm
ausrollen.
5. Eine
beschichtete Pfanne ohne Fett erhitzen und den ersten Fladen darin bei
mittlerer Hitze auf beiden Seiten backen, bis sich dunkle Stellen bilden. Pro
Seite dauert das je nach Hitze ungefähr 2 Minuten.
6. Den ersten
fertig gebackenen Fladen in eine bereit gestellte Schüssel von geeigneter Größe
legen und mit einem Fünftel der Creme bestreichen. Auf diese Weise
Kartoffelfladen und Mohncreme aufeinander schlichten und mit einem Kartoffelfladen
abschließen.
7. Kräftig mit
Staubzucker bestreuen und noch warm servieren.
Nach Rezepten aus:
Mühlviertler Küche von Georg Friedl,
erschienen im Verlag Bibliothek der Provinz; Der Bäuerin in den Kochtopf g’schaut von Roswitha Willnauer,
erschienen im OLV-Buchverlag.
Kuhhäute! Dass es ein Essen gibt, das so heißt, war mir bis jetzt nicht klar.
AntwortenLöschenGut ausschauen tun deine Kuhhäute auch noch!
Danke liebe Susi! Wichtig: Kuhhäute, nicht Kuhfladen :-)
LöschenWunderbare Mühlviertler Kochstunde! Die Oafischsuppe gefällt mir besonders gut!!
AntwortenLöschenSchön, dass dir meine Mühlviertler Kochstunde gefallen hat :-) Die Oafischsuppe schmeckt übrigens auch sehr gut! Liebe Grüße vom Mädel!
Löschenach, gebackener Erdäpfelteig, das ist eine seltene Garmethode für den Teig...
AntwortenLöschenmit der Mohnfülle kann ich mir das gut vorstellen, ich glaub ich muss schnell zum Bäcker und wenigstens ein Mohnbeugerl essen...
lg
Mohnbeugerl gegessen? Die Kuhhäute schmecken wirklich sehr gut, ganz frisch natürlich am besten :-) Liebe Grüße!
Löschendie täten einen gewissen Herrn hier glücklich machen, deine Kuhäute,.
AntwortenLöschengebackenen Erdäpfelteig kenne ich von der verstorbenen Oma meines Mannes, die kam aus einer Bauernfamilie, Edäpfelteig wie ein Knödel formen, das dann aber flachdrücken, nicht so groß wie deine Kuhhäute, danach in Butter rausbraten, dazu Apfelkompott oder Apfelmus,..oder Powidl. sie hatte hier im Garten ERdäpfel angebaut, so hat sie das oft zur Erntezeit gemacht,..sie legte sehr viel Wert auf günstiges und gutes Essen.
Oh aber ich schweife ab, liebes Mädel,..ich werde das mal auf meine To do Liste setzen
lg. Sina
Das freut mich liebe Sina :-)
LöschenDu kannst übrigens gerne abschweifen, ich mag sowas ...
eigentlich sind die Mühlviertler (oder Innviertler?) Knödel, die in der Rein eingeschlichtet im Rohr gebacken werden, ja was ähnliches...
LöschenHm, Mühlviertler Knödel gibts sooo viele ... Bei uns hieß es immer: Iss deine Knödel, dann wirst du groß und stark ;-)))
LöschenEIn Wort: lecker! (und mächtig, aber das war abzusehen... ;))
AntwortenLöschenDas freut mich!!! :-)
LöschenLiebe Grüße!
Bin gerade über die nette kleine Geschichte der Mühlviertler Spezialitäten gestolpert und habe das Rezept der Kuhhäute besonders interessant gefunden. Meine Großeltern stammen aus dem oberen Mühlviertel (Oberkappel und Neustift) und bei uns gab es immer eine Abwandlung deines Rezeptes. Der Teig war in etwa gleich, gebacken wurden die Fladen direkt auf der Platte des Tischherdes. Und dann kam's: Jede einzelne Flade wurde in eine großen Rein durch flüssiges Schweinsschmalz gezogen und in einer anderen gestapelt. Bei Tisch wurden sie von jedem einzelnen zu Rollen gedreht und mit Weinkraut genossen. Ich hab's in Stahlpfannen, gusseisernen und auf Backsteinen probiert aber nichts kommt an den Tischherd heran.
AntwortenLöschenVielen lieben Dank für deine Rezeptinspiration und die Geschichte dahinter! Über so etwas freue ich mich immer sehr. Alte und traditionelle Rezepte gehören unbedingt bewahrt.
LöschenAlles Liebe zu dir! Maria