Stina Spiegelbergs
erstes Buch, Das große Veganbackbuch,
habe ich im Buchladen vor nun schon längerer Zeit nach einigem Durchblättern
wieder ins Regal zurückgestellt – zu margarinelastig war es mir, zu viel an Sojasahne
und Cuisine wurde verwendet. Das Gefühl kam auf, veganes Backen bestünde
lediglich aus dem simplen Ersetzen tierischer Zutaten durch die entsprechenden
tierfreien Alternativen. Dafür brauche
ich kein Kochbuch, dachte ich mir.
Ihr neues Buch
hingegen, Gesund backen mit Veganpassion,
hat mich aus zwei Gründen neugierig gemacht: Zum einen wegen dem Wörtchen Gesund im Titel – wenn vegane Küche an
sich schon für eine gesunde Küche steht, was dürfte ich mir dann von einer
gleich doppelten Betonung erwarten? Zum anderen erhoffte ich mir eine
Weiterentwicklung von Stina Spiegelbergs Rezepturen – in Richtung einer
kreativeren und vielfältigeren Herangehensweise an veganes Backen.
Tatsächlich bin
ich jetzt, nachdem ich mir das Buch intensiv zu Gemüte führen durfte, etwas
zwiegespalten. Dazu gleich mehr.
Das Buch
Stina Spiegelbergs
Buch Gesund backen mit Veganpassion
ist auf den ersten Blick genau wie die Autorin selbst: Hübsch, sehr hübsch. Mit
pinkfarbenem Lesebändchen ausgestattet, farbenfroh und angefüllt mit lieblicher
Deko. Das passt auch irgendwie, ja, ganz gut sogar. Spätestens mit den
Einleitungsseiten verschwindet dieser oberflächliche Eindruck jedoch und weicht
der Erkenntnis, dass die Autorin offenbar weiß, wovon sie redet, vor allem,
wenn es ums Handwerk geht.
Die Rezepte im
Buch sind mit verschiedenen Buchstaben gekennzeichnet, die auf spezielle
Eigenschaften der Gerichte hinweisen: Glutenfrei, Vollwert, Zuckerreduziert,
Fettreduziert, Sojafrei, Antioxidantien. Diese Kennzeichnungen erklärt Stina
Spiegelberg zu Beginn. Dann folgt ein Warenkunde-Teil, dem ich einiges
abgewinnen kann. Die Autorin liefert beispielsweise praktische Tipps, die im
Backalltag gut umsetzbar scheinen, wie etwa die Umwandlung herkömmlicher
Rezepturen in eine glutenfreie Variante mit der Faustregel, 4/5 des normalen
Mehls durch glutenfreies Mehl und das restliche Fünftel durch Tapiokastärke
oder Pfeilwurzelmehl zu ersetzen. Oder Stevia mit Agavendicksaft zu
kombinieren, um dessen Eigengeschmack zu bremsen. Auch das Thema Backen ohne Ei
wird sehr gut erklärt.
Stina Spiegelberg
hat mich außerdem darüber aufgeklärt, dass es einen Unterschied gibt zwischen
veganer Butter und Margarine. Vegane Butter enthält keine trans-Fettsäuren und
ist demnach gesünder. Da frage ich mich jedoch, wie ich das als ganz normaler
Konsument erkennen kann? Oder sind solche Produkte entsprechend gekennzeichnet?
Hier wären Markenbeispiele hilfreich gewesen. Im Grunde spielt es aber eh keine
Rolle – zumindest nicht für mich. Denn egal ob vegane Butter oder Margarine:
Wir werden wohl nie gute Freunde werden.
Weiter geht es dann
mit einer Top Ten-Liste der gesunden Lebensmittel, mit einer durchaus
nützlichen und entstaubten Übersicht, wie sich Weißmehl, raffinierter Zucker,
Butter / Margarine usw. auf kreative Art und Weise ersetzen lassen, mit Ideen,
wie Gebäck bewusst verziert werden kann (plus einem Rezept für vegane
Schokoglasur) sowie mit 10 schnellen Backtipps. Einer davon: Wenn Sahnetorten
eine kurze Transportstrecke aushalten sollen, können sie zuvor etwa eine halbe
Stunde in den Tiefkühler gestellt werden. Was für eine Idee! Wie oft ist mir
schon ein solches Prachtstück zusammen gesunken oder auseinander gerutscht … So
könnte es funktionieren.
Folgende Kapitel
finden sich im Buch:
- Einleitung
- Teegebäck & Cookies
- Kleines & Feines (Rezepte für Tartelettes, Madeleines, Minikuchen, Muffins, Riegel, Doughnuts, …)
- Kuchen & Torten
- Backen ohne Backen (Rezepte für rohes Gebäck wie Pralinen, Chia-Brownies, Energiekugeln, Tartelettes, Cakepops, Cupcakes, …)
- Herzhaftes
Den Abschluss
bildet ein Anhang mit Informationen zu Haltbarkeit und Verpacken, Vorlagen für
Wimpelketten oder Cupcake-Toppers, einer Übersicht der Rezepte und der
jeweiligen Kennzeichnungen, einem Glossar sowie einem alphabetisch geordneten Rezeptregister.
Die Rezepte
Die Rezepte im
Buch (jedes davon bebildert) sind zuckersüß – im wahrsten Sinne des Wortes. Kein Backtrend fehlt,
Cakepops, Cupcakes, Chia, Stevia, Pseudocerealien, Buchweizen, Hanf – alles
vorhanden. Hier und da hätte ich mir eine kreativere Umsetzung der Rezepturen
gewünscht (wie ich sie beispielsweise in Bernd Sieferts vegan & süß entdeckt habe), vor allem das Kapitel über Cookies
und Teegebäck kommt leider nur selten ohne vegane Butter aus. Auf der anderen
Seite verwendet Stina Spiegelberg eine große Auswahl an (Vollkorn-)Mehlsorten
und alternativen Süßungsmitteln, was mir wiederum sehr gut gefällt.
Nachgekocht
Zwei
Rezepte habe ich für eine Familien-Grillerei gebacken und mich dabei bewusst
für Gebäck entschieden, das ohne Margarine und Sahneersatz auskommt. Beide
sind, vor allem bei den Kindern, sehr gut angekommen: Die Chocolate-glazed Pumpkin-Doughnuts (sie hätten gerne auch als Kürbis-Doughnuts mit Schokoglasur
bezeichnet werden können) habe ich in der Karotten-Variante gebacken:
Chocolate-glazed Pumpkin-Doughnuts
Zutaten
für 12 Stück (ich habe die Doughnuts mit Hilfe einer Mini-Form gebacken und 18
Stück erhalten)
180
g Hokkaidokürbis (nach dem Entkernen und Schälen: 100 g)
2
EL Wasser
1
EL Zitronensaft
120
g Dinkelmehl Type 630
50
g Rohrohrzucker (ich: Rohrübenzucker)
1
TL Backpulver
je
1 Messerspitze Zimt, Vanille und Salz
Abrieb
½ unbehandelten Orange
30
ml Pflanzenöl (ich: Rapsöl)
50
ml prickelndes Mineralwasser
50
ml Orangensaft
30
g zartbittere Schokotropfen
Zum Verzieren
100
g Zartbitter-Kuvertüre
1
EL bunte Zuckerperlen
1.
Den Kürbis klein schneiden und mit Wasser und Zitronensaft in einen Topf geben.
Aufkochen, dann bei schwacher Hitze und geschlossenem Deckel etwa 15 Minuten
garen, bis er weich ist. Mit der Gabel zerdrücken und auskühlen lassen. (Ich
habe anstelle des Kürbispürees Karottenmus verwendet.)
2.
Backofen auf 170 °C Ober-/Unterhitze vorheizen.
3.
Mehl, Zucker, Backpulver, Gewürze und Orangenschale mischen.
4.
Die Mehlmischung mit Öl, Wasser und Orangensaft glatt rühren, dann das
Kürbispüree (ich: Karotte) und die Schokotropfen unterheben.
5.
Den Teig in ein gefettetes Doughnuts-Backblech füllen und etwa 30 Minuten
backen.
6.
Die Doughnuts in der Form kurz überkühlen lassen, dann auf ein Kuchengitter
stürzen und vollständig abkühlen lassen.
7.
Für die Glasur die Schokolade im Wasserbad oder in der Mikrowelle schmelzen.
Die Doughnuts damit überziehen und mit Zuckerperlen bestreuen.
Sollte
kein Doughnuts-Backblech vorhanden sein, kann der Teig mit 30 ml weniger
Flüssigkeit zubereitet werden. Dann den Teig in einen Spritzbeutel füllen, in
Kreisen auf ein mit Backpapier ausgelegtes Blech spritzen und backen.
Auch
die Brownie Lover Cookies sind sehr
gut gelungen, sie schmecken sehr knusprig und schokoladig, allerdings mir
persönlich viel zu süß.
To Cook-Liste
Auf dieser Liste
finden sich noch:
- Aprikosen-Riegel
- Melasse-Doughnuts mit Apfel
- Schoko-Kokos-Torte
- Aronia-Energiekugeln
- Kokos-Zitronen-Ecken
- Ratatouille im Quarkteigmantel
- Tahin-Spinat-Brezeln
- Linsen-Bolognese
Fazit: Gesund backen mit Veganpassion verspricht dem Leser Ein kleines Stück vom veganen Glück. Mit den zwei Rezepten im
Blick, die ich bereits gebacken habe, könnte ich ihr vermutlich zustimmen. Nur
wie gesagt: Ich bin etwas zwiegespalten. Mir gefällt Stina Spiegelbergs Devise:
Selber backen statt kaufen. Ich mag
die Vielfalt an Zutaten, die sie verwendet, wobei ich hier und da
Schwierigkeiten mit der Verfügbarkeit orte (Amaranth- und Quinoamehl gibt es hier
sogar, aber Hanfmehl? Hirsemehl?). Ihre Kreativität und ihr spielerischer
Umgang mit veganem Backen spricht mich an. Aber nach wie vor verwendet sie für
meinen Geschmack zu oft vegane Butter, die, so denke ich, nicht 100%ig zum
Gesundheitsgedanken passt. Und hier und da wird mir auch die Sache mit Chia, Cakepops, Matcha & Co. eine Spur zu viel.
Wen das jedoch
nicht stört und wer gerne nicht nur vegan, sondern auch hübsch backen möchte:
Bittesehr!
Gesund backen mit Veganpassion
von Stina
Spiegelberg
Gebundene Ausgabe,
216 Seiten
NeunZehn Verlag,
1. Auflage 2015
ISBN:
978-3942491570
Preis: € 19,95
Ein herzliches Dankeschön an den NeunZehn Verlag,
der mir ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt hat.
Was ein süßer Schokofratz!
AntwortenLöschenMit Donuts bin ich nicht zu kriegen, aber mit den Schoko-Cookies!
Ich bin mir sicher, die Donuts würden dir schmecken :-)
LöschenDer Schokofratz mir den verschmierten Händen ist mein alles- und immer-essender dreijähriger Neffe ... Und der zweite Schokofratz, der schon ein bissl gesitteter, aber dafür nicht weniger isst, mein sechsjähriger Neffe. Es war wirklich süß, ihnen beim Genießen zuzusehen :-)))
Schleiche schon länger um das Buch herum. Weil ihr Erstlingswerk in meiner Fehlkaufecke steht, bin ich aber ziemlich skeptisch. Und jetzt noch mehr, denn Cake-Pops, Cupcakes, Matchagebäck, Stevia, Amaranthmehl und Co. sind nicht so mein Ding. Danke für die ausführliche Rezension.
AntwortenLöschenDu hast eine Fehlkaufecke, wirklich? Was machst du denn dann mit deinen Fehlkäufen? Bei mir stehen ja auch einige herum, vielleicht hast du ja eine bahnbrechende Idee ;-)
LöschenVielen Dank, dass du deine ehrliche Meinung und deine Erfahrungen mit uns geteilt hast. Dein Beitrag hat mir definitiv Lust gemacht, dieses Buch selbst auszuprobieren und meiner Backroutine eine gesunde Note zu verleihen.
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