Junika beginnt zu essen: Ein Buch, das mir wie gerufen kommt – denn auch
der kleine Mann hat ja vor nicht allzu langer Zeit mit dem richtigen Essen begonnen.
Ganz klassisch bin
ich die Sache beim Minimädel angegangen: Nach und nach habe ich Breimahlzeiten
mit fixen Grundkomponenten (Milch, Getreide, Obst, Gemüse, Fleisch) eingeführt
und diese je nach Saison und Gusto variiert. Wir sind beide sehr gut damit
zurecht gekommen und so ging, als ich mir die Beikosteinführung für den kleinen
Mann überlegte, der derzeitige Riesen-Trend in Sachen Babyernährung, das so
genannte Baby Led Weaning (BLW), relativ spurlos an mir vorüber. Beim Baby Led
Weaning wird von Anfang an auf Brei verzichtet – Beikost wird erst eingeführt,
wenn das Baby selbständig sitzen und essen kann. Das System ist flexibel und
individuell, meinen die Befürworter, die Sache mit dem Brei dagegen starr und …
naja, nicht gerade lustbetont. Es stimmt schon, Brei gemahnt in ziemlicher
Deutlichkeit an Krankenkost, trotz allem hat er aber seine Vorteile – zumindest
aus meiner Sicht:
1. Ich persönlich
habe gerne Struktur in meinem Alltag, auch, was das Essen betrifft. Das
Grundgerüst, an das ich mich bei den Breimahlzeiten halten kann, gibt mir
Sicherheit.
2. Ich kann beim
Füttern sehr gut abschätzen, wie viel mein Schatz gegessen hat. Das zu wissen
ist mir wichtig.
3. Und zu guter
Letzt ist da ja auch noch die Sache mit der Herumbatzerei … Wenn ich als Mama das
Zepter den Löffel in der Hand halte, reduziert sie sich auf ein für mich erträgliches
Maß.
Das sind, das gebe
ich zu, allesamt Vorteile, die mich als Mutter betreffen. Würde ich die Sache
mit den Augen meines Sohnes sehen: Wäre BLW die bessere Wahl?
Das Buch
Um das
herauszufinden, habe ich Junika beginnt
zu essen mit großer Neugier und Offenheit gelesen. Junika, das ist ein
Mischwesen aus den beiden Töchtern der Autorinnen, Annika und Juni. Sie hat vom
Start weg am Familientisch mitgegessen, nur wenige Regeln wurden dabei beachtet
(kein Salz, kein Zucker, um zwei davon zu nennen). Aus den Erfahrungen, die sie und ihre Mütter dabei gesammelt haben, ist eine
bunte Rezeptesammlung mit Gerichten geworden, die ich durchwegs auch für meine Kinder kochen
würde. Sympathisch der Hinweis, die Fotografien im Buch wären immer im Zuge des
gemeinsamen Essens entstanden, ohne Belichtung oder Verschlusszeiten allzu viel
Wichtigkeit einzuräumen (ich finde die Bilder übrigens trotzdem sehr stimmig
und appetitlich). Jedes Rezept ist auf einer Doppelseite vorgestellt, mit
Fotos, Zubereitungshinweisen und Variationsmöglichkeiten.
Junika beginnt zu essen ist kein Grundlagenbuch für BLW, die Rezepte
beginnen bereits nach wenigen Einführungsseiten. Der Rezeptteil gliedert sich –
kurz und knackig – in folgende Kapitel:
- Hauptgerichte
- Zwischendurch & unterwegs
- Festliche Anlässe & Desserts
Den Abschluss
bildet ein einfaches Inhaltsverzeichnis.
Die Rezepte
Bei der
Rezeptauswahl wurde besonderer Wert auf Saisonalität, Frische und
Unkompliziertheit gelegt. Die Zutatenlisten sind angenehm kurz, es wird viel
Obst und Gemüse verarbeitet. Milch wird oft durch Getreide- oder Nussmilch
ersetzt, Dinkel- und Kokosprodukte finden sich häufig, Süße kommt gerne aus
Bananen. Auch Chia-Samen fehlen nicht J. Alles in allem mag ich die Rezepte. Sie sind
kreativ, auf eine gewisse Art neu und durchaus sympathisch. Die Anleitungen
selbst sind teilweise sehr knapp gehalten und könnten meiner Ansicht nach ruhig
etwas ausführlicher und detaillierter sein.
Nachgekocht
Kokosnockerl mit Birnen-Zimt-Mus: Das habe ich mir als gelungene Kombination
vorgestellt. Das Rezept hat gut funktioniert und ebenso geschmeckt – auch der
kleinen Testperson. Einziges Manko, wieder einmal: Das Bild passt nicht zum
Rezept. Auf dem Foto sehen die Nockerl angebraten und gebräunt aus, davon ist
jedoch in der Anleitung keine Rede. So etwas stört mich, so etwas sollte nicht
sein.
Zutaten für 7
kleine Knöderl (in etwa für 2 Personen)
100 g Topfen
10 g flüssige
Butter (ich: weiche)
1 Ei
1 EL Kokosmehl
2 EL Semmelbrösel
1 EL Kokosraspel
Kokosraspeln zum
Wälzen
1 Birne (ich: 1
Apfel)
etwas Ceylon-Zimt
1. Butter mit
Topfen vermischen, Ei, Semmelbrösel, Kokosmehl und Kokosraspel unterheben.
Alles gut durchmengen, am besten mit den Händen.
2. Die Nockerlmasse
abdecken und im Kühlschrank mindestens 30 Minuten rasten lassen.
3. Aus der Masse
kleine Knöderl formen (ich habe dafür 2 Teelöffel zu Hilfe genommen, bei mir
wurden es 10 Stück) und in siedendes Wasser einlegen. Die Temperatur zurück
schalten und in etwas 10 – 12 Minuten gar werden lassen.
4. Wenn die
Nockerl an der Oberfläche schwimmen, mit einem Schaumlöffel herausheben,
auskühlen lassen und in Kokosraspeln wälzen (ich habe die Nockerl warm
serviert).
5. Für das Mus die
Birne (ich: den Apfel) schälen, in kleine Stücke schneiden, in wenig Wasser
dünsten und mit dem Pürierstab pürieren. Mit Zimt verfeinern.
Grießschmarren mit Honigmelone: Ein Volltreffer! Der Grießschmarren wird
mit pflanzlicher Milch und Dinkelgrieß gemacht und in der Pfanne gebraten. Da
der kleine Mann noch nicht reden kann, darf hier das Minimädel zu Wort kommen: Der ist viel, viel besser als sonst! Das hätte ich mir auch nicht gedacht. (Ich
bereite meinen Grießschmarren normalerweise im Rohr zu).
Hirselaibchen mit Gurken: Hirselaibchen sind ein Klassiker, diese Version
mit Ei, Karotten, Käse und Petersilie hat allen geschmeckt.
To Cook-Liste
Da stehen unter
anderem:
- Ofengemüse
- Hühnerlaibchen mit Tomatensalat
- Dinkel-Crêpes mit Topfen und Kresse
- Polenta-Muffins gefüllt mit Sauce Bolognese
- Semmelauflauf mit Tomaten und Zucchini
- Mini-Kräuterknödel mit frischer Kresse
- Fischstäbchen mit Mango-Kokospanierung
- Kakaogebäck mit Rosinen
- Topfenzipfel mit Fruchtfülle
- Blaubeerkügelchen
- Müslisticks
- Brioche
- Butterkekse
- Grießflammerie mit Zimt und Vanille
- Schokopudding mit Bananen und Birnenmus
- Geburtstagstorte mit Liebe und Wehmut
Garantiert NICHT
kochen werde ich hingegen:
Faschierte
Bällchen in Tomatensauce
Warum? Einzig und
allein wegen folgendem Hinweis: Junika
liebt das Gericht. Man muss sich aber auf eine riesige Sauerei einstellen – die
Sauce klebt einfach an allem.
Nope, so weit muss
das Ganze dann doch nicht gehen.
Fazit: Junika beginnt zu essen ist ein Buch für alle. BLW-Anhänger finden
darin viele bunte Anregungen für den Familientisch, Breifütterer wie ich freuen
sich an abwechslungsreichen und gesunden Rezepten für zwischendurch und werden
das Buch spätestens beim Übergang zur Familienkost zu schätzen wissen. Ich
freue mich schon auf die Fortsetzung, die bald erscheinen wird!
Beim Durchblättern
habe ich übrigens auch etwas über mich gelernt: Hätte ich früher bei Zutaten
wie Getreide- oder Nussmilch mit verständnislosem Kopfschütteln reagiert, so
empfinde ich deren Verwendung heute als Gewinn - im Sinne einer vielfältigen und lustvollen Ernährung.
Junika beginnt zu essen – Breifreie Beikost für Ihr
Kind
von Eva
Kamper-Grachegg & Manuela Christl
Gebundene Ausgabe,
106 Seiten
Carl Ueberreuter
Verlag, 1. Auflage 2015
ISBN:
978-3800076246
Preis: € 19,99
Ein herzliches Dankeschön an den Carl Ueberreuter
Verlag, der mir ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt hat.
Genau das richtige für meine Nichte (8,5 Monate). Danke für's Vorstellen!
AntwortenLöschenLiebe Grüße,
Eva
Sehr gern, das Buch ist wirklich gut - finde ich. Liebe Grüße!
LöschenSehr interessant deine Rezension! Hab auch schon einiges gekocht und wurde nie enttäuascht!
AntwortenLöschenÜber BLW hab ich gerade einen Post in Vorbereitung... ist aber sehr lange und ich schreib dementsprechend schon lange dran :-) Aber irgendwann werd ich schon fertig....
Ja, ich weiß, du hast es eh schon einmal anklingen lassen, dass du darüber berichten willst. Freu mich schon darauf! :-)
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