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Mittwoch, 5. August 2015

Rezension:
Junika beginnt zu essen


Junika beginnt zu essen: Ein Buch, das mir wie gerufen kommt – denn auch der kleine Mann hat ja vor nicht allzu langer Zeit mit dem richtigen Essen begonnen.
Ganz klassisch bin ich die Sache beim Minimädel angegangen: Nach und nach habe ich Breimahlzeiten mit fixen Grundkomponenten (Milch, Getreide, Obst, Gemüse, Fleisch) eingeführt und diese je nach Saison und Gusto variiert. Wir sind beide sehr gut damit zurecht gekommen und so ging, als ich mir die Beikosteinführung für den kleinen Mann überlegte, der derzeitige Riesen-Trend in Sachen Babyernährung, das so genannte Baby Led Weaning (BLW), relativ spurlos an mir vorüber. Beim Baby Led Weaning wird von Anfang an auf Brei verzichtet – Beikost wird erst eingeführt, wenn das Baby selbständig sitzen und essen kann. Das System ist flexibel und individuell, meinen die Befürworter, die Sache mit dem Brei dagegen starr und … naja, nicht gerade lustbetont. Es stimmt schon, Brei gemahnt in ziemlicher Deutlichkeit an Krankenkost, trotz allem hat er aber seine Vorteile – zumindest aus meiner Sicht:

1. Ich persönlich habe gerne Struktur in meinem Alltag, auch, was das Essen betrifft. Das Grundgerüst, an das ich mich bei den Breimahlzeiten halten kann, gibt mir Sicherheit.

2. Ich kann beim Füttern sehr gut abschätzen, wie viel mein Schatz gegessen hat. Das zu wissen ist mir wichtig.

3. Und zu guter Letzt ist da ja auch noch die Sache mit der Herumbatzerei … Wenn ich als Mama das Zepter den Löffel in der Hand halte, reduziert sie sich auf ein für mich erträgliches Maß.

Das sind, das gebe ich zu, allesamt Vorteile, die mich als Mutter betreffen. Würde ich die Sache mit den Augen meines Sohnes sehen: Wäre BLW die bessere Wahl?

Das Buch


Um das herauszufinden, habe ich Junika beginnt zu essen mit großer Neugier und Offenheit gelesen. Junika, das ist ein Mischwesen aus den beiden Töchtern der Autorinnen, Annika und Juni. Sie hat vom Start weg am Familientisch mitgegessen, nur wenige Regeln wurden dabei beachtet (kein Salz, kein Zucker, um zwei davon zu nennen). Aus den Erfahrungen, die sie und ihre Mütter dabei gesammelt haben, ist eine bunte Rezeptesammlung mit Gerichten geworden, die ich durchwegs auch für meine Kinder kochen würde. Sympathisch der Hinweis, die Fotografien im Buch wären immer im Zuge des gemeinsamen Essens entstanden, ohne Belichtung oder Verschlusszeiten allzu viel Wichtigkeit einzuräumen (ich finde die Bilder übrigens trotzdem sehr stimmig und appetitlich). Jedes Rezept ist auf einer Doppelseite vorgestellt, mit Fotos, Zubereitungshinweisen und Variationsmöglichkeiten.

Junika beginnt zu essen ist kein Grundlagenbuch für BLW, die Rezepte beginnen bereits nach wenigen Einführungsseiten. Der Rezeptteil gliedert sich – kurz und knackig – in folgende Kapitel:

  • Hauptgerichte
  • Zwischendurch & unterwegs
  • Festliche Anlässe & Desserts

Den Abschluss bildet ein einfaches Inhaltsverzeichnis.

Die Rezepte


Bei der Rezeptauswahl wurde besonderer Wert auf Saisonalität, Frische und Unkompliziertheit gelegt. Die Zutatenlisten sind angenehm kurz, es wird viel Obst und Gemüse verarbeitet. Milch wird oft durch Getreide- oder Nussmilch ersetzt, Dinkel- und Kokosprodukte finden sich häufig, Süße kommt gerne aus Bananen. Auch Chia-Samen fehlen nicht J. Alles in allem mag ich die Rezepte. Sie sind kreativ, auf eine gewisse Art neu und durchaus sympathisch. Die Anleitungen selbst sind teilweise sehr knapp gehalten und könnten meiner Ansicht nach ruhig etwas ausführlicher und detaillierter sein.


Nachgekocht


Kokosnockerl mit Birnen-Zimt-Mus: Das habe ich mir als gelungene Kombination vorgestellt. Das Rezept hat gut funktioniert und ebenso geschmeckt – auch der kleinen Testperson. Einziges Manko, wieder einmal: Das Bild passt nicht zum Rezept. Auf dem Foto sehen die Nockerl angebraten und gebräunt aus, davon ist jedoch in der Anleitung keine Rede. So etwas stört mich, so etwas sollte nicht sein.

Zutaten für 7 kleine Knöderl (in etwa für 2 Personen)

100 g Topfen
10 g flüssige Butter (ich: weiche)
1 Ei
1 EL Kokosmehl
2 EL Semmelbrösel
1 EL Kokosraspel
Kokosraspeln zum Wälzen
1 Birne (ich: 1 Apfel)
etwas Ceylon-Zimt

1. Butter mit Topfen vermischen, Ei, Semmelbrösel, Kokosmehl und Kokosraspel unterheben. Alles gut durchmengen, am besten mit den Händen.

2. Die Nockerlmasse abdecken und im Kühlschrank mindestens 30 Minuten rasten lassen.

3. Aus der Masse kleine Knöderl formen (ich habe dafür 2 Teelöffel zu Hilfe genommen, bei mir wurden es 10 Stück) und in siedendes Wasser einlegen. Die Temperatur zurück schalten und in etwas 10 – 12 Minuten gar werden lassen.

4. Wenn die Nockerl an der Oberfläche schwimmen, mit einem Schaumlöffel herausheben, auskühlen lassen und in Kokosraspeln wälzen (ich habe die Nockerl warm serviert).

5. Für das Mus die Birne (ich: den Apfel) schälen, in kleine Stücke schneiden, in wenig Wasser dünsten und mit dem Pürierstab pürieren. Mit Zimt verfeinern.

Grießschmarren mit Honigmelone: Ein Volltreffer! Der Grießschmarren wird mit pflanzlicher Milch und Dinkelgrieß gemacht und in der Pfanne gebraten. Da der kleine Mann noch nicht reden kann, darf hier das Minimädel zu Wort kommen: Der ist viel, viel besser als sonst!  Das hätte ich mir auch nicht gedacht. (Ich bereite meinen Grießschmarren normalerweise im Rohr zu).

Hirselaibchen mit Gurken: Hirselaibchen sind ein Klassiker, diese Version mit Ei, Karotten, Käse und Petersilie hat allen geschmeckt.

To Cook-Liste

Da stehen unter anderem:

  • Ofengemüse
  • Hühnerlaibchen mit Tomatensalat
  • Dinkel-Crêpes mit Topfen und Kresse
  • Polenta-Muffins gefüllt mit Sauce Bolognese
  • Semmelauflauf mit Tomaten und Zucchini
  • Mini-Kräuterknödel mit frischer Kresse
  • Fischstäbchen mit Mango-Kokospanierung
  • Kakaogebäck mit Rosinen
  • Topfenzipfel mit Fruchtfülle
  • Blaubeerkügelchen
  • Müslisticks
  • Brioche
  • Butterkekse
  • Grießflammerie mit Zimt und Vanille
  • Schokopudding mit Bananen und Birnenmus
  • Geburtstagstorte mit Liebe und Wehmut

Garantiert NICHT kochen werde ich hingegen:

Faschierte Bällchen in Tomatensauce
Warum? Einzig und allein wegen folgendem Hinweis: Junika liebt das Gericht. Man muss sich aber auf eine riesige Sauerei einstellen – die Sauce klebt einfach an allem.
Nope, so weit muss das Ganze dann doch nicht gehen.

Fazit: Junika beginnt zu essen ist ein Buch für alle. BLW-Anhänger finden darin viele bunte Anregungen für den Familientisch, Breifütterer wie ich freuen sich an abwechslungsreichen und gesunden Rezepten für zwischendurch und werden das Buch spätestens beim Übergang zur Familienkost zu schätzen wissen. Ich freue mich schon auf die Fortsetzung, die bald erscheinen wird!
Beim Durchblättern habe ich übrigens auch etwas über mich gelernt: Hätte ich früher bei Zutaten wie Getreide- oder Nussmilch mit verständnislosem Kopfschütteln reagiert, so empfinde ich deren Verwendung heute als Gewinn - im Sinne einer vielfältigen und lustvollen Ernährung.

Junika beginnt zu essen – Breifreie Beikost für Ihr Kind
von Eva Kamper-Grachegg & Manuela Christl
Gebundene Ausgabe, 106 Seiten
Carl Ueberreuter Verlag, 1. Auflage 2015
ISBN: 978-3800076246
Preis: € 19,99

Ein herzliches Dankeschön an den Carl Ueberreuter Verlag, der mir ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt hat.

4 Kommentare:

  1. Genau das richtige für meine Nichte (8,5 Monate). Danke für's Vorstellen!
    Liebe Grüße,
    Eva

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    1. Sehr gern, das Buch ist wirklich gut - finde ich. Liebe Grüße!

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  2. Sehr interessant deine Rezension! Hab auch schon einiges gekocht und wurde nie enttäuascht!

    Über BLW hab ich gerade einen Post in Vorbereitung... ist aber sehr lange und ich schreib dementsprechend schon lange dran :-) Aber irgendwann werd ich schon fertig....

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    1. Ja, ich weiß, du hast es eh schon einmal anklingen lassen, dass du darüber berichten willst. Freu mich schon darauf! :-)

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Über Kommentare freue ich mich immer. Herzlichen Dank dafür!
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