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Samstag, 22. August 2015

The Beauty of the Beast


Die Brennnesselsamen-Erntezeit ist angebrochen! Das nehme ich zum Anlass für eine kleine, mit Sicherheit unvollständige hauswirtschaftliche Aufstellung, wie sich die Brennnessel, meine wunderschöne, duftende Wildpflanzenkönigin, bevorraten und für spätere kulinarische Herzensangelegenheiten aufheben lässt:

DAS KRAUT


Brennnesselblätter lassen sich vom zeitigen Frühjahr bis in den Herbst ernten, weil sie sofort wieder austreiben, wenn sie gemäht werden. Für kulinarische Zwecke eignen sich die obersten, jungen Triebspitzen am besten. Im Frühjahr schmeckt die Brennnessel zart, fein und edel. Später im Jahr verstärken sich Aroma und Charakter, sie wird erdiger und würziger im Geschmack. So wird sie zum harmonischen Partner saisonal verfügbarer Lebensmittel und der Gerichte, die der Jahreszeit entsprechend daraus zubereitet werden. Genial!
Wer mag, kann übrigens Brennnesselblätter (etwa 2 Drittel) mit Spinat (etwa 1 Drittel) mischen – so wird der Geschmack dezenter und die Farbe kräftiger.

Brennnesselkraut auf Vorrat

* Trocknen

Zum Trocknen binde ich die Brennnesseln zu Büscheln zusammen und hänge sie kopfüber an einem luftigen Ort ohne direkte Sonneneinstrahlung auf. Sie sind fertig getrocknet, wenn die Blätter beim Zerreiben zwischen den Fingern knuspern und rascheln und ganz leicht zerbrechen. Nun streife ich die Blätter vorsichtig von den Stängeln ab und achte dabei darauf, dass sie unversehrt bleiben, weil über jede Bruchstelle wertvolle Inhaltsstoffe wie etwa ätherische Öle verloren gehen.

Getrocknete Brennnesselblätter können auf vielerlei Art und Weise verwendet werden: Als Tee wirken sie stark entwässernd und werden deshalb gerne im Rahmen einer Frühjahrskur verwendet. Zu feinem Pulver vermahlen (am besten geht das mit einer elektrischen Kaffeemühle) werten sie alle Speisen und Getränke auf (Brennnesseln sind sehr reich an Eiweiß und Eisen) und können in dieser Form auch Nudelteig (Brennnesselpasta mit Knoblauch und Zitrone?), Topfenblätterteig (eine Quiche?), Mürbteig (eine Tarte?), Kartoffelteig (Gnocchi?), Palatschinkenteig oder anderen Teigen beigegeben werden. Es lassen sich natürlich auch Gewürzmischungen und Kräutersalze herstellen.

* Blanchieren und tiefkühlen

Die Brennnesselspitzen durchforste ich nach Ungeziefer und entferne gröbere Stängel. Dann kommen sie für einige Minuten in kochendes Salzwasser, bis sie zusammengefallen sind. Mit einem Siebschöpfer aus dem Wasser nehmen und in einem größeren Sieb abtropfen lassen. Kurz überkühlen lassen, dann fest ausdrücken.
Ich friere meine Brennnesselblätter immer portionsweise ein. Dazu richte ich mir ein Muffinsblech und befülle es mit den blanchierten und ausgedrückten Brennnesseln. Das Blech friere ich für einen Tag ein, dann fülle ich die Brennnesselportionen in einen Gefrierbeutel um und friere sie wieder ein. Beim Kochen verwende ich dann ein solches Zwutschkerl pro Person (ein Zwutschkerl entspricht etwa 30 g Frischgewicht, das habe ich mir sogar einmal ausgerechnet).
Aus den gefrorenen Brennnesselblättern mache ich Risotto, Suppe, Spinat (für Gnocchi, Pasta, Ravioli, gefüllte und überbackene Palatschinken) oder belege Pizza damit.

* Sirup

Meinen rosaroten Brennnesselsirup verwende ich in Getränken aller Art, in Salatmarinaden, zum Süßen von Desserts, Eis und Kompott.

* Pesto / Paste

Brennnesselpesto bzw. -paste habe ich bis dato noch nicht ausprobiert, schmeckt aber sicher ganz hervorragend. Als Einsteiger-Rezept für Pesto könnte ich mir das hier vorstellen, ebenso wie dieses Rezept für Brennnessel-Spinat-Paste.


DIE SAMEN


Brennnesselsamen schmecken knackig und nussig und werden vom August weg bis in den Oktober hinein geerntet. Wie das geht, steht hier. Sie wirken anregend und aufbauend und lassen sich lange und unproblematisch aufbewahren.

Brennnesselsamen auf Vorrat

* Trocknen
Die gesiebten Brennnesselsamen verteile ich auf einem mit Backpapier ausgelegten Blech und stelle es an einen luftigen Ort ohne direkte Sonneneinstrahlung. Zwei Mal am Tag mische ich die Samen durch. Nach einigen Tagen fühlen sie sich leicht und trocken an – dann kommen sie in ein gut verschließbares Glas.
Getrocknete Brennnesselsamen können für Müslimischungen verwendet werden, für Knabbereien oder Müsliriegel, auf Butterbrot oder in Würzmischungen, für Käsegebäck oder Kekse. Sie können Brotteig oder anderen Teigen (siehe oben) beigegeben oder in Honig eingelegt werden.

* Pesto
Aus Brennnesselsamen lässt sich auch ein wunderbares Pesto herstellen – Rezept hier. Gut verschlossen und im Kühlschrank aufbewahrt ist es einige Wochen haltbar.


Danke, Brennnessel!

10 Kommentare:

  1. Das ist aber eine wirklich schöne Übersicht, da muss ich unbedingt mal ein Pesto probieren und Brennnesselpasta klingt auch recht interessant. An die neue Schreibung mit 3n gewöhne ich mich nie.
    Sonnige Grüße Danii

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    1. Stimmt, 3 n sind wirklich ein wenig komisch - aber flott getippt :-)

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  2. tolle Aufstellung, den Link hab ich mir sofort abgespeichert!! Die Brennessel ist auch meine liebste Wilde!

    Bei den Samen bin ich mir nie sicher, wann sie zum Pflücken richtig sind... aber ich werde mich durch deine Seiten lesen, lg

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    1. Ich pflücke die Samen ja am liebsten, wenn sie noch grün sind. Oft lese ich, man soll sie erst ernten, wenn sie schon braun sind, aber das ist ja dann schon sehr spät - irgendwie "gefallen" mir die grünen einfach besser ;-)

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  3. Wunderbare Liebeserklärung an dieses scheue Kraut.
    Die gibt's zum Glück bei mir in der Wildnis tausendfach.

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    1. Drum mag ich die Brennnessel ja auch so gern - weil man sie nicht suchen muss ;-)

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  4. Danke, Maria!
    Das ist wirklich sehr hilfreich für Leute wie mich, die nicht so viel Ahnung von Brennnesseln haben.

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  5. Haben die Brennnesseln zu Hauf in unserem Schafgehege. Interessanterweise fressen die Blökis das Kraut erst, wenn es abgemäht ist und ein paar Tage in der Sonne getrocknet hat.
    Warum brennen Brennnesseln eigentlich erst im Herbst so richtig schlimm?

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    1. Das machen Pferde auch - einmal angetrocknet, dürften die Brennnesseln nicht mehr brennen ...
      Ich habe auch das Gefühl, dass die Brennnesseln über den Sommer und in den Herbst hinein so richtig "fies" werden - woran das liegt, kann ich aber leider nicht sagen ... :-)

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