Familienküche:
Yeah! Nix passt grad besser in mein (Küchen)Leben als das. Geneigte LeserInnen
wissen, dass ich dabei so meine Herausforderungen zu meistern habe. Ein heikles
Minimädel (das aber immer toleranter wird, ja, wirklich – kürzlich aß sie
Spinatrisotto!) und ein kleiner Mann, der das Essen erst lernen muss. Irgendwo
dazwischen, da stehe ich. Und bin immer dankbar für Ideen fernab von
Standardbrei, Palatschinken und Nudelsuppe ohne Karotten.
Das große Familienkochbuch der Schweizerin Julia Hofer ist eine wahre
Fundgrube für solche Ideen. Auf den ersten Blick kommt es sehr unscheinbar
daher: Der Buchtitel in großen Lettern auf pastellig kariertem Hintergrund.
Keine Fotos von gut gelaunten Kindern, kein schriller Party-Firlefanz. Und
tatsächlich geht es auch so weiter, wenn man sich durch die Seiten blättert. Es
ist kein Kinderküche-Spaßbuch, das hier vor einem liegt. Es ist ein Buch, das
sich ernsthaft mit guter und gesunder Ernährung für die ganze Familie
auseinander setzt und dabei vor allem mit der Frage, wie Kinder zu mündigen
Essern und Genießern erzogen werden können. Perfekt!
Der Rezeptteil
beginnt schon nach einem kurzen Vorwort der Autorin. Er gliedert sich in
folgende Kapitel:
- Frühstück & Snacks
- Suppen
- Salzige Kuchen, Pizza & Co
- Pasta, Reis & Co
- Gemüse
- Fleisch
- Hülsenfrüchte
- Süßes
- Turborezepte
Danach folgen
einige Seiten Küchenwissen sowie ein ausführliches Register.
Die Rezepte
Der Untertitel des
Buches lautet: Einmal kochen, zweimal
genießen. Im Küchenalltag gleich die doppelte Menge zu kochen, nämlich die
eine Hälfte zum Gleichgenuss, die andere für den Vorrat, ist nun sicherlich
keine Methode, die von der Autorin neu erfunden wurde. Aber sie ist so was von
praktisch! Wie entspannend ist es doch, mittags in wenigen Minuten und so was
von lässig ein köstliches Essen auf den Tisch zu zaubern …
Neben Rezepten,
die nach dem Motto Einmal kochen, zweimal
genießen funktionieren, finden sich im Buch auch so genannte Doppelrezepte,
die sich in der doppelten Menge zubereiten und am nächsten Tag ohne allzu viel
Aufwand in ein anderes Gericht verwandeln lassen.
Jedes Rezept ist
bebildert und mit Informationen zur Bevorratung und Haltbarkeit versehen.
Variationsmöglichkeiten finden sich ebenso wie eine Zusammenstellung der
Arbeitsschritte, die von Kindern gut erledigt werden können. Das ist eine
Strukturiertheit und Übersicht, die mir ausgesprochen gut gefällt.
Der Rezeptteil
wird immer wieder durch Küchenexperimente (Wie geht Lebkuchen? Wie macht man
Nudeln?), Experteninterviews und sehr interessante und ansprechende Rezepte von
kulinarischen Persönlichkeiten aus der Schweiz aufgelockert.
Nachgekocht
Das 5-Minuten-Vollkornbrot
Dieses Brot ist
natürlich nicht in fünf Minuten fertig, tatsächlich macht es aber nicht mehr
als 5 Minuten „echte“ Arbeit. Das Brot schmeckt vorzüglich (wie vom Bäcker) und ganz besonders hat es
mir der hohe Anteil an Sonnenblumenkernen angetan. Im Rezept wird Ruchmehl
verlangt, ein Begriff, der überwiegend in der Schweiz verwendet wird. Hier wäre
es schön gewesen, hätte die Autorin den Begriff erklärt und / oder
entsprechende Alternativen angeführt.
Zutaten für 2
Brote, eines kann tiefgekühlt werden
2 Päckchen
Trockenhefe
4 EL
Balsamicoessig
500 g Vollkornmehl
(ich: Weizen)
360 g Ruchmehl
(Type 1050; ich: Kamut-Vollkornmehl)
140 g
Roggenvollkornmehl
4 TL Salz
2 TL Brotgewürz
300 g
Sonnenblumenkerne
1. Trockenhefe in
900 ml lauwarmem Wasser auflösen, dann den Balsamicoessig zugeben.
2. Die drei Mehlsorten
mit dem Salz und dem Brotgewürz mischen.
3. Die
Hefe-Wasser-Mischung zum Mehl geben und mit dem Knethaken des Mixers oder von
Hand kurz durchkneten, bis ein homogener, klebriger Teig entstanden ist. Die
Sonnenblumenkerne (bis auf 4 EL, die kommen später auf die Brote) zum Teig
geben und gut mischen.
4. Zwei
Kastenformen (30 cm Länge) mit Backpapier auslegen.
5. Den Teig mit
einem Teigschaber in die Formen geben, die restlichen Sonnenblumenkerne auf den
Teig streuen und die Brote an einem warmen Ort etwa 20 Minuten ruhen lassen
(gut geht das im Backofen, wenn nur das Licht eingeschaltet ist).
6. Nach 20 Minuten
den Ofen auf 180 °C Umluft einschalten (die Brote bleiben im Backofen, während
er aufheizt). Die Brote in etwa 1 Stunde fertig backen. Wenn sie beim Klopfen
auf die Unterseite hohl klingen, sind sie fertig.
Zum Einfrieren das
Brot gut in Alufolie oder in einen Gefrierbeutel einpacken. Tiefgekühlt hält es
2 – 4 Monate. Zum Auftauen in der Verpackung über Nacht bei Zimmertemperatur
stehen lassen. Man kann es auch antauen lassen, auspacken, die Kruste
befeuchten und im Ofen aufbacken.
Knusprige Fischstäbchen: Sie waren der Renner! Durch die Panier aus Mehl,
Ei und Cornflakes werden die Fischstäbchen wunderbar knusprig. Statt Lachsfilet
wie angegeben habe ich Schellfisch verwendet.
Frozen Joghurt: Einmal ganz anders – Früchte werden gekocht,
püriert und dann in Eiswürfelformen eingefroren. Die Fruchteiswürfel werden
dann gemeinsam mit Rahmjoghurt serviert. Mmh…
Haferflockenkekse: Ein superschnelles und köstliches Rezept, an dem es
nichts auszusetzen gab. Der Teig lief beim Backen nur wenig auseinander, die
Ränder der Kekse sind knusprig, das Innere weich. Die Süße könnte eine Spur
dezenter sein, aber das ist Geschmackssache. Im Original sind die Kekse noch
mit etwas Zitronenglasur überzogen, diesen Schritt habe ich weggelassen.
To Cook-Liste
Kinder, Kinder …
Ihr könnt euch freuen auf:
- Pausenbrötchen mit Aprikosen und Nüssen
- Zopftiere
- Brühe mit Huhn und Tomate
- Penne con fagioli, salsiccia e cioccolata
- Grießauflauf mit Zwetschgen
- Das 3-Stunden-Ragù vom Rind und Schwein
- Bulgur-Pilaw mit Huhn
- Apfel-Rotkohl mit Kastanien
- Hörnli mit Gehacktem und Apfelmus
- Ofenguck mit Speck und Salbei
- Kinder-Chili
- Sauerrahmeis mit Limette
- Fior di Latte con cioccolata
- Ice-Tea-Sirup
- Zimt-Kardamom-Schnecken
- Die besten Chocolate-Chip-Cookies
- Schneller Kastanienkuchen
Fazit: Das große Familienkochbuch ist eine echte Empfehlung. Die Autorin
Julia Hofer schreibt im Vorwort, sie möchte mit ihren Rezepten den Spagat schaffen
zwischen dem, was Kindern schmeckt und dem, was Eltern schmeckt. Aus meiner
Sicht ist ihr das mehr als gelungen. Aufmachung, Konzept und Rezeptauswahl –
alles passt. Das rechtfertigt auch den – zugegebenermaßen hohen – Preis.
Das große Familienkochbuch – Einmal kochen, zweimal
genießen
von Julia Hofer
Gebundene Ausgabe,
312 Seiten
AT Verlag, 1.
Auflage 2014
ISBN:
978-3038007906
Preis: € 39,90
Ein herzliches Dankeschön an den AT Verlag, der mir
ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt hat.
Das klingt ja wirklich interessant, auch wenn man keine Familie hat. Zeit einzusparen hat ja bekanntlich noch nie geschadet, auch wenn man nur zwei bis drei Menschen zu verköstigen hat.
AntwortenLöschenOfenguck, der Name gefällt mir! Nur habe ich keine Ahnung, was man darunter versteht. Magst du es verraten?
Zeit ist bei mir grad ein kostbares Gut - auch wenn ich "daheim" bin, kann ich ja vieles von dem, was ich machen möchte, gar nicht tun ... Da kommt mir immer ein kleiner Mann dazwischen ;-)
LöschenDer Ofenguck ist ein Auflauf oder Gratin, ein traditionelles Schweizer Restegericht, wie im Buch zu lesen ist. Kannte ich bis dato auch noch nicht!
Liebe Grüße!
Mit dieser Rezension kommst du ein paar Wochen zu spät. Meine Schwester bekam stattdessen einen gusseisernen Bräter von mir, aber Weihnachten naht. ;-)
AntwortenLöschenLiebe Grüße,
Eva
Ja genau, Weihnachten ist nicht mehr weit - da freut sich deine Schwester bestimmt!
LöschenLiebe Grüße vom Mädel
Wow, das klingt wirklich gut! Ja, den Spagat zwischen Eltern und Kindern zu schaffen ist oft ein wenig Zauberkunst. Und wenn das ein Buch ist, das mir keinen "Gemüsegesichtteller" empfiehlt, wird es wohl Einzug in meine Küche halten! Danke dir, LG aus Tirol, Beate
AntwortenLöschenZauberkunst trifft es ganz gut ;-) Gemüsegesichter sind ja auch manchmal ganz lustig, aber eben nur manchmal ...
LöschenLiebe Grüße!
Doch IMMER schön für die Köchin, wenn sie alle am Tisch glücklich machen kann. Eigentlich kann ich mir deinen Eßtisch gar nicht anders vorstellen ;)
AntwortenLöschenHm, du würdest dich wahrscheinlich wundern ;-) Liebe Grüße vom Mädel!
LöschenDas klingt wirklich gut, ich bin ja sowieso ein Fan von Zeitsparmaßnahmen auch in der Küche.
AntwortenLöschenKleine Kinder denen man Essen muss hab ich zwar nimmer, aber mein Mann könnte ein bissl weniger heikel sein ggg
Ich hab noch so ein Kamutmehl da, ich glaube das Brot muss ich auch dringend nachmachen.
Liebe Grüße Sina
Ob sich dein Mann noch was beibringen lässt in der Hinsicht? Ich bin gespannt ;-)))
LöschenLiebe Grüße!
Ein Thema, das wohl viele beschäftigt - möglichst viel frisch kochen, und trotzdem den Aufwand nach Möglichkeit zeitweilig minimieren... hab mir das Buch gleich in der Städt. Bücherei (eine Quelle immer wiederkehrender Freude) ausgeliehen und es hat mir sehr gefallen! Danke für den Super Tipp!!! Liebe Grüße aus Wien von Irmi E.
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