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Samstag, 10. Oktober 2015

Erntezeit für Opa Sepp


Kindern die Welt der Lebensmittel spürbar, greifbar, erfahrbar zu machen, ist ein so guter Weg, sie zu mündigen Essern zu erziehen. Denn wenn sie einmal neugierig geworden sind, kann sie (fast) nichts mehr halten. Seit ich Mutter bin, darf ich diesen gängigen Lehrsatz der Ernährungspsychologie immer wieder am eigenen Leib erfahren – und fühle mich durch meine ganz persönlichen Erlebnisse bestärkt, ihn weiter zu tragen.

Das Minimädel ist bekennende Wassertrinkerin. Vor einigen Wochen verschmähte sie dann auch sehr überzeugt den frisch gepressten Apfelsaft ihres Opas – ohne ihn zu kosten, wohl gemerkt. Woraufhin der sie an der Hand nahm und einen ganz konkreten Weg mit ihr ging: Den Weg vom Apfel zum Saft. In gut einer Stunde haben sie gemeinsam Äpfel geklaubt, sie in den Hof gebracht, dort in einer Mühle grob zerkleinert, Saft daraus gepresst. Mit strahlenden Augen und unbändig stolz auf ihren ersten eigenen, selbst gemachten Apfelsaft lief sie mir entgegen. Jeder musste kosten. Am meisten kostete sie selbst.

Mama, weißt du, das wissen nicht viele Kinder, wie das geht: Apfelsaft machen.



Ende September lud Opa Sepp dann zur nächsten Ernte: Die Uhudler-Trauben wollten von den Rebstöcken. Der kleine Weingarten vorm Haus ist sein ganzer Stolz und viele Hände halfen mit, auch die kleinen. Die Lese war schnell erledigt, der Saft rasch gepresst. Wieder ging ein Raunen von einem zum nächsten, als die ersten Tropfen unsere neugierigen Kehlen benetzten. Der Saft der Trauben schmeckt ganz charakteristisch nach Waldbeeren, aber auch sehr säurebetont.

Sooo gut!

Und so ein schöner Tag …



Die Sache mit dem Uhudler ist übrigens eine äußerst spannende und unterhaltsame, nachzulesen beispielsweise hier und hier. Wie er zu seinem Namen kam, ist ein echter Schenkelklopfer: Angeblich entstand der Name schon vor langer Zeit im Burgenland. Nach der Weinlese und während des lange dauernden Pressvorgangs tranken so manche Weinbauern gern einmal über den Durst. Wenn sie dann mit vergrößerten Pupillen und dunklen Augenringen nach Hause kamen, wurden sie von ihren Frauen geschimpft:

Ausschauen tust wie ein Uhu!



Der Uhudler steht seit Anfang 2011 unter dem Schutz der Arche des Geschmacks von Slow Food Stiftung für biologische Vielfalt.

14 Kommentare:

  1. Wunderschöne Bilder!
    Ich glaube, wenn man keinen Bezug zu den Dingen hat/ findet, dann können sie keine Wertigkeit für einen selbst haben. Deshalb ja: früh übt sich :)
    Schönen SO euch...

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  2. der Uhudler ist leider nur bedingt geschützt und hat ein Ablaufdatum: 2030!
    daher gibt es derzeit übrigens eine Unterschriftenaktion zur langfristigen Rettung des Uhudleranbaues im Burgenland:
    http://www.der-winzer.at/?+Touristiker+starten+Uhudler-Unterschriftenaktion+&id=2500%2C5461510%2C%2C%2CY2Q9MjQ%3D

    lg

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    1. Danke für die Info zur Unterschriftenaktion, liebe Friederike. Da werd ich gleich mal unterschreiben gehen. Ich war auch schockiert wegen dem Ablaufdatum, es würde mich brennend interessieren, welche / wessen Interessen da in Wirklichkeit dahinter stehen ... "Vorgeschoben" werden ja gesundheitliche ... Liebe Grüße!

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  3. EIgentlich unglaublich dass eine Traube "ablaufen" darf. Und Uhudler - was für ein toller Name.
    Ihr habt es unglaublich schön, euren Opa hätte ich mir auch gewünscht. Allerdings hatte ich ein sehr liebe Oma in Freilassing, bei der wuchs im Garten Minze - ungeheuer exotisch damals.

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    1. Hm, lustig :-) Ich überlege gerade, mit welchem Kraut ich meine Oma in Verbindung bringen würde ... Mit Liebstöckel vielleicht? Liebe Grüße vom Mädel!

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  4. ich bin ganz stolz, dass wir zwei Uhudler-Weinstöcke haben: jedes Jahr freue ich mich auf die Ernte. Der Erdbeergeschmack der Trauben ist unvergleichlich!

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    1. Ja, das stimmt absolut! Die Haut ist zwar ein bisserl sauer, aber das Aroma ist tatsächlich sehr besonders ... Liebe Grüße!

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  5. Uhudler in Saftform kenne ich gar nicht. Aber ich kenne Apfelsaft, der in genau so einer Presse gemacht wurde und weiß, dass der zum Niederknien schmeckt.
    Ich hoffe sehr, dass uns der Uhudler noch lang erhalten bleibt. Nicht, weil ich den Wein unbedingt trinken möchte, aber so wegen der Erhaltung der Artenvielfalt wäre es schon wichtig.
    Danke für die schönen Fotos!

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    1. Immer gern, liebe Susi ... Du kannst mir glauben: Der Uhudlersaft schmeckt auch zum Niederknien :-) Liebe Grüße!

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  6. Es ist schön zu hören, dass es noch solche Großeltern gibt!
    Liebe Grüße,
    Eva

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  7. Siehe auch hier: https://lamiacucina.wordpress.com/2007/08/18/uva-americana/
    Gruss Bea

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