In
meiner Erinnerung ist Weihnachten untrennbar mit einem ganz besonderen
Geschmack verbunden: Dem Geschmack von Omas Lebkuchen. Zu keiner Zeit kostete
ich irgendwo einen besseren und so ist es noch heute. Dank Omas Rezept hole ich
mir die Wintertage von damals zurück, als weiße Weihnachten die Regel und nicht
die Ausnahme waren. Wir saßen alle rund um den großen Tisch in der Küche, der
Onkel erzählte Witze ohne Unterlass, wir lachten und sangen Lieder. Unvergessen
bleibt mir auch der Nachmittag, als wir alle in der Stube zu lateinamerikanischen
Rhythmen tanzten, jung und alt – und Oma im Rollstuhl.
Oma
war eine große, kräftige Frau mit ebensolchen Händen. Es war ihr immer wichtig,
dass an ihrem Tisch alle satt wurden, nein, mehr als das. Keiner sollte ihr
Haus in aufrechter Haltung verlassen können. Wenn alle sich vornüber gebeugt
den Bauch hielten – dann war sie zufrieden. Ein Nein, für mich nicht mehr, ich kann nicht mehr!, ließ sie nicht
gelten. Schon schwappte der nächste Schöpfer Suppe herüber, schon lag das
nächste Schnitzerl auf dem Teller. Später Eis, meist noch Torte. Und dann, genau
dann, wenn eigentlich gar nichts mehr ging, dann kam er: Der Lebkuchen.
Riesige, dicke Pracker in einer großen Keramikschüssel, mit Walnüssen verziert,
recht einfach. Aber so herzzerreißend köstlich. Na gut, einer geht. Mmhh … Ok,
einer noch. Hach, so süß, saftig, weich und würzig. Jetzt aber der letzte. Es gibt nichts Besseres. Nur noch einer übrig? Meiner!!!
Omas Lebkuchen, ein altes Familienrezept
Zutaten
für etwa 5 Bleche
Seit ich das Rezept für Omas
Lebkuchen kenne und selber backe, weiß ich auch, warum er so gut schmeckt: Es
ist genau so viel Zucker / Honig wie Mehl drin! Nun ist das ja für ein
klassisches Lebkuchenrezept eigentlich eh nicht so ungewöhnlich. Aber bewusst
war es mir bisher nicht. Na gut, dafür ist der Lebkuchen fettfrei. Und Obst ist
auch drin, nämlich: Aranzini.
Wer sich nun innerlich gruselt
(derer gibt es viele): Halt! Erstens kann man auch selbst gemachte kandierte
Orangenschale verwenden (Rezept hier), zweitens werden die Aranzini bei mir
püriert, so dass man sie (versprochen!) gar nicht bemerkt und drittens machen
sie den Lebkuchen wunderbar saftig und rund im Geschmack. Also ganz im Ernst:
Ihr solltet es ausprobieren.
Ich habe Ausstecher von etwa 5
cm Durchmesser verwendet, die Lebkuchen werden dann so richtig schön groß, weil
der Teig ja beim Backen auf- und auseinander geht. Wer kleinere Lebkuchen mag,
verwendet kleinere Ausstecher (etwa 3 – 4 cm Durchmesser).
Ich mag meine Lebkuchen am
liebsten unbestrichen, außer ich belege sie mit Nüssen oder Trockenfrüchten,
dann bestreiche ich sie vorher mit Milch. Dadurch wird die Oberfläche matt und
seidig. Wer es lieber glatt und glänzend mag, verwendet ein verquirltes Ei.
Im ursprünglichen Rezept wird
übrigens zunächst einmal nur die Hälfte des Mehls in den Teig eingearbeitet,
die zweite Hälfte dann erst am nächsten Tag vor dem Ausrollen.
5
Eier
100 g
Aranzini
200 g
Honig
500 g
Gelbzucker
1
Packerl Lebkuchengewürz
3 EL
Rum
1 TL Natron
350 g
glattes Weizenmehl
350 g
Roggenmehl Type 960
Zum Bestreichen
Milch
Zum Verzieren
Mandeln,
Walnüsse, Belegkirschen, etc.
Zuckerglasur
Schokoladenglasur
gehackte
Pistazien
bunte
Zuckerperlen oder -streusel
1. Eier
mit klein gehackten Aranzini in ein Mixgefäß geben und mit dem Stabmixer fein zerkleinern.
2.
Die Eiermischung mit Honig und Zucker schaumig aufschlagen.
3. Gewürze,
Rum, Natron und Mehl einarbeiten. Es entsteht ein eher weicher Teig.
4.
Den Teig abgedeckt über Nacht in einem kühleren Raum (zum Beispiel im
Schlafzimmer) rasten lassen.
5. Am
nächsten Tag den Backofen auf 180 °C vorheizen.
6.
Den Teig auf einer bemehlten Arbeitsfläche etwa 6 mm dick ausrollen, Formen
ausstechen und auf mit Backpapier ausgelegte Bleche legen.
7.
Den Großteil der Lebkuchen backe ich unbestrichen. Einen Teil bestreiche ich
mit Milch und belege die Formen dann mit Mandeln, Walnüssen und / oder
kandierten Kirschen.
8.
Lebkuchen im vorgeheizten Rohr 15 – 20 Minuten hell backen.
9.
Auf einem Kuchengitter auskühlen lassen.
10.
Beim Verzieren sind der Phantasie keine Grenzen gesetzt. Bei mir gibt es heuer:
- Lebkuchen pur
- Mit Nüssen und kandierten Kirschen verziert
- Mit Zuckerglasur überzogen und mit gehackten Pistazien bestreut
- In Schokoladenglasur getaucht und mit bunten Zuckerperlen (Streusel sehen auch super aus) bestreut
Schöne Erinnerunge, schöner Schreibstil...deine Oma hätte ich gern gekannt.
AntwortenLöschenAnnette
Vielen Dank, liebe Annette :-)
LöschenLebkuchen hat meine Oma auch immer gebacken und sie waren auch eher groß. So kleine hübsche verzierte Kekserl gab es bei uns nicht, und ich hab leider auch keine Hand dafür ;-)
AntwortenLöschenDein Omarezept kann ich mir vorstellen nachzubacken, von meiner ist keines mehr da, lg
Schade, Omarezepte sind so kostbar, gell?
LöschenIch bin auch eher auf der "großen" Seite bei den Keksen - meine Mama hingegen, die macht so unglaublich verzierte Mini-Kekse, richtig arg ...
Stimmt, Omas Lebkuchen waren die besten! Leider habe ich dazu kein Rezept mehr, daher werde ich mir deines mitnehmen für den Fall, dass mich auch einmal die weihnachtliche Backlust überfällt. :)
AntwortenLöschenNa sicher, nimm es dir :-)
LöschenOhh pürieren der Aranzini..das ist ja eine gute Idee, da kann man das quasi unterschummeln, und der Geschmack ist dennoch da.
AntwortenLöschenIch wollte noch Lebkuchen machen, hatte shcon ein Rezept mit Hirschhornsalz am Schirm, und ich hab das Hirschhornzeugs nirgends bekommen, keine Ahnung wo ich das hier in der Puszta noch kriegen soll. Kann man den Lebkuchen gleich essen, also wenn ich den am Montag oder Dienstag zb machen möchte, ist der weich? Fragen über Fragen!
Liebe Grüße Sina
Sorry, dass ich erst jetzt antworte, meine Liebe ... Der Lebkuchen muss jetzt nicht 2 Wochen abliegen, aber nach einigen Tagen ist er schon noch besser und weicher als ganz frisch ... Liebe Grüße!
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