Dienstag, 10. Mai 2016

Rezension:
Ein Sommer wie damals


Buona vacanza!, wünscht uns Claudio Del Principe schon auf der Titelseite seines neuen Buches Ein Sommer wie damals und tatsächlich ist die Reise durch sein Italien eine gute, eine wunderbare. Kein Bild lässt er aus, das Nostalgiker wie ich in sich tragen, wenn sie an dieses stolze Land denken, es gibt Sonne, Strand und Meer, Fischerboote und Meeresfrüchte, Oden an die Frauen, flirrende Luft und Olivenhaine, Pasta, Tomaten und Eis. Und während ich blättere, möchte ich dorthin, jede Seite macht die Sehnsucht größer, ich will nach Italien, jetzt!

Ein Sommer wie damals ist Claudios Liebeserklärung an das schöne, süchtig machende Italien und eine Sammlung seiner liebsten italienischen Sommergerichte. Dass dabei immer ein wenig Nostalgie mitschwingt, sei gut, meint er, denn: Sie lässt uns träumen und schärft den Blick für die guten und schönen Dinge. Und weiter: In gutem italienischem Essen steckt ein Geheimnis; es sind die kleinen Zubereitungstricks für das gewisse Etwas. Das ist keine Zauberei. Aber wenn alles stimmt, ist es reine Magie. Was für eine Ankündigung!

Wie der Sommer klingt, erfahren wir gleich zu Beginn in Claudios Playlist seiner liebsten italienischen canzoni. Danach geht es ganz klassisch weiter mit:

  • Antipasti – Pizze und Focaccie
  • Primi – Pasta und Risotto
  • Secondi - Fisch
  • Secondi – Fleisch
  • Dolci

Was mir besonders gut gefällt


  • Wieder einmal sind es die Bilder, die mich gefangen nehmen, weil in ihnen so viel mitschwingt. Amore, würde Claudio sagen, und ja, vermutlich trifft dieses eine Wort den Nagel auf den Kopf. Es ist die Liebe zu Italien und seinen kulinarischen Schätzen.
  • Claudios Geschichten und Erinnerungen sind wunderbar zu lesen, unterhaltsam und kurzweilig – und sie verstärken den Sehnsuchts-Effekt noch mehr.
  • Ich liebe das Kurzkapitel Tomate total: 10 Inspirationen, um frischen Tomaten den großen Sommerauftritt zu bereiten. 10 teils klassische und teils (für mich) neue Kurzrezepte auf einer Seite zusammengefasst, von denen ich jedes einzelne ausprobieren möchte.

Was mir nicht so gut gefällt


  • Viele Rezepte verlangen nach typischen italienischen Zutaten, die hier nur schwer zu bekommen sind. Nicht immer gibt der Autor brauchbare Alternativen an.
  • Das Dolci-Kapitel ist für meinen persönlichen Geschmack mit nur 6 Rezepten auf jeden Fall ausbaufähig.

Nachgekocht



Carratelli mit wildem Spinat


Wilden Spinat, in Italien Orapi, bei uns auch Guter Heinrich genannt, habe ich in meiner unmittelbaren Umgebung bis jetzt noch nicht gefunden. Ich habe mir daher mit meinem Lieblings-Unkraut, der Brennnessel, geholfen, was in diesem Gericht auf jeden Fall seine Berechtigung hat. Die Carratelli selbst sind ganz leicht zu machen und sehr gut gelungen.

Zutaten für 4 Portionen

Für den Teig
200 g Weizenmehl Type 00
100 g Hartweizenmehl, fein (ich habe Hartweizengrieß verwendet)
Feines Meersalz
150 g lauwarmes Wasser

Für den Spinat
500 g frischer Orapi (ich habe Brennnesselspitzen gesammelt, eine große Schüssel voll)
1 Knoblauchzehe
1 Peperoncinoschote
8 EL Olivenöl extra vergine

Zum Bestreuen
Pecorino
schwarzer Pfeffer aus der Mühle

1. Beide Mehlsorten sieben und mit einer Prise Salz auf der Arbeitsfläche anhäufen. In der Mitte eine Mulde formen. Nach und nach Wasser in die Mulde geben und das Mehl mit einer Gabel daruntermischen.

2. Während 10 Minuten mit den Händen zu einem geschmeidigen Teig kneten. Falls der Teig zu hart wird, wenig Wasser dazugeben. Teig 10 Minuten unter einem Küchentuch ruhen lassen.

3. Aus kleinen Teigstücken Rollen von 8 mm Durchmesser formen. Davon 2 cm lange Stückchen abschneiden. Die einzelnen Nudeln formen, indem man den Zeigefinger daraufdrückt und sie mit einer halben Umdrehung über die Arbeitsfläche zieht. So bekommen sie ihre typische Delle. Bemehlen, damit sie nicht zusammenkleben, und mit einem Küchentuch abdecken.

4. Orapi (ich: Brennnesseln) säubern, 5 Minuten in siedendem Salzwasser blanchieren, abseihen. Knoblauch schälen und fein schneiden. Peperoncino waschen und in feine Ringe schneiden.

5. In einer Pfanne Olivenöl erhitzen und 5 Minuten bei schwacher Hitze mit Knoblauch und Peperoncino aromatisieren. Wilden Spinat dazugeben, durchschwenken. Mit Salz und Pfeffer abschmecken und 5 Minuten zugedeckt ziehen lassen.

6. Carratelli ca. 4 Minuten in reichlich siedendem Salzwasser kochen, bis sie oben schwimmen. Mit einem Schaumlöffel abschöpfen, zum Spinat geben, mit geriebenem Pecorino bestreuen und gut vermengen. Nach Bedarf etwas Pastawasser dazugeben, damit die Nudeln nicht aneinander kleben und schön geschmeidig bleiben.

7. Auf Tellern anrichten und mit weiterem Pecorino und schwarzem Pfeffer bestreuen.


To Cook-Liste

Focaccia mit Zucchiniblüten
Pasta alla Norma
Scialatielli mit Zitrone
Pannacotta mit Sauerkirschen

Fazit: Es passt so gut wie alles an Ein Sommer wie damals – und die Sehnsucht, die beim Lesen und Nachkochen entsteht, ist schwer zu kontrollieren. Es ist wahrlich ein schönes Buch, das man hier in Händen hält – obwohl es mir persönlich fast ein wenig zu fleisch- und fischlastig ist*. Trotzdem und alles in allem: Bravo, Claudio, bravo!

Ein Sommer wie damals
von Claudio Del Principe
Gebundene Ausgabe, 224 Seiten
Brandstätter Verlag, 1. Auflage 2016
ISBN: 978-3850339681
Preis: € 29,90

Ein herzliches Dankeschön an den Brandstätter Verlag, der mir ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt hat.

*Das liegt vielleicht /vermutlich auch daran, dass Claudio Del Principe bereits ein (sehr empfehlenswertes) rein vegetarisches Werk zur italienischen Küche vorgelegt hat, nämlich Italien vegetarisch!

4 Kommentare:

  1. Wilder Spinat? Noch nicht einmal den Namen habe ich bisher gehört. Aber du weißt ja immer Abhilfe - zum Glück!
    Pasta alle Norma gibt es heute bei uns, allerdings a la Ottolenghi. :)

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    1. Pasta alla Norma nach Ottolenghi - na, da hätte ich mich gerne eingeladen ;-)
      Liebe Grüße!

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