Du lässt aber auch
gar nichts aus, meinte meine
Schwester und ihre Augen machten eine Rolle rückwärts. Ich hatte ihr gerade von
meinem neuen Job als Tischmutter
erzählt und dem nicht gerade geringen Aufwand, der damit verbunden ist.
Schulterzuckend gab ich ihr recht, aber das breite Grinsen auf meinem Gesicht
wollte nicht verschwinden.
Die Sache mit den
Tischmüttern hat bei uns Tradition: Dabei werden die Kinder nicht nur im
Religionsunterricht auf das Fest der Erstkommunion vorbereitet, sondern auch in
Kleingruppen bei einer der Mütter zuhause. Auch meine Mutter hat damals diese
Aufgabe übernommen und noch heute erinnere ich mich lebhaft daran.
So hatte ich nun also
regelmäßig eine sehr aufgeweckte Bande von acht Kindern im Haus, wir haben gemeinsam
gebastelt, gespielt, geplaudert und gesungen. Diese Stunden waren Seelenfutter
für mich, weil sie mir gezeigt haben, wie stolz das Minimädel auf ihre Familie
und ihr Zuhause ist. Was für ein schönes Gefühl, das zu wissen.
Vor zwei Wochen habe ich
meine Kinder zu ihrer ersten Beichte
in die Kirche begleitet. Wenn ich an meine Erstbeichte denke, kommt mir das
Schaudern. Der Pfarrer als übermächtige, (ehr)furchteinflößende, unantastbare
Person, die Halbfinsternis im Beichtstuhl, das knorrige Holz, die schemenhafte,
fremde Gestalt gegenüber, das fest auswendig Gelernte und die Angst, erst recht
etwas Falsches zu sagen. Heute ist das anders und das ist gut. Gebeichtet wird
in einer kleinen, hellen Kammer, von Angesicht zu Angesicht, in freundlicher
Atmosphäre. Alle Kinder verließen diese erste, große Prüfung mit einem dicken Strahlen und ganz viel Stolz im Gesicht.
Beichtkipferl
Die gemeinsame, stärkende Jause nach all dieser
Aufregung war für meine Erstkommunionkinder und mich etwas ganz Besonderes. Alljährlich
werden die traditionellen Beichtkipferl vom hiesigen Biobäcker extra für diesen
Tag frisch gebacken. Sie werden an der Oberfläche dünn mit Marillenmarmelade
bestrichen und dann noch in groben Kristallzucker getunkt. Kaum jemals haben
Briochekipferl besser geschmeckt!
Zutaten für etwa 8
Kipferl
1 Rezeptmenge
Germteig, beispielsweise diesen besonders feinen hier
Marillenmarmelade
grober Kristallzucker
1. Den Teig
zubereiten und gehen lassen wie im Rezept beschrieben.
2. Den Teig aus der
Schüssel nehmen und auf der leicht bemehlten Arbeitsfläche kurz durchkneten. In
8 Stücke zu etwa 100 g teilen. Jedes dieser Stücke nochmals teilen. Alle
Teiglinge (16 an der Zahl) rund schleifen und auf ein bemehltes Küchentuch
setzen. Abdecken und 10 Minuten entspannen lassen.
3. Pro Kipferl werden
2 Teiglinge benötigt: Jeden Teigling zu einem an den Enden spitz zulaufenden
Strang von etwa 25 cm Länge ausrollen. Die beiden Stränge miteinander
verzwirbeln, dabei die Enden zusammendrücken, und kipferlförmig auf ein mit
Backpapier ausgelegtes Blech setzen. Abdecken.
4. Mit den restlichen
Teiglingen ebenso verfahren und 7 weitere Kipferl formen. Pro Blech haben 4
Kipferl Platz.
5. Die Kipferl an
einem warmen Ort abgedeckt etwa 30 Minuten gehen lassen.
6. In der
Zwischenzeit das Backrohr auf 180 °C Ober-/Unterhitze vorheizen.
7. Die Bleche mit den
Kipferln nacheinander in den Ofen geben und etwa 20 Minuten lang goldbraun
backen.
8. Auf einem
Kuchengitter überkühlen lassen.
9. Marillenmarmelade
glattrühren und falls nötig passieren. Nun die Oberfläche der noch warmen Kipferl
dünn mit Marmelade einstreichen (aprikotieren), das geht am besten mit einem
Küchenpinsel.
10. Kristallzucker in
einen tiefen Teller geben und die aprikotierte Oberfläche der Kipferl kurz
hineindrücken. Losen Zucker abschütteln.
Liebe Maria,
AntwortenLöschenwow, gibt es ein schöneres und größeres Lob als den Stolz Deines Minimädels? Als Protestantin kenne ich die zugehörige Tradition nur aus der Beobachtung – bzw. lerne sie und "katholische Kirche" generell hier in Vorarlberg nochmal ganz neu kennen. Es hat sich vielerorts wirklich schon wahnsinnig viel getan und tut sich noch, um jahrhundertealte Bräuche in die Lebensrealität der Gegenwart zu übersetzen und so relevant zu bleiben bzw. neue Relevanz zu gewinnen – nicht zuletzt dank offener und überzeugter Familien wie Euch.
Herzlich: Charlotte
Da gibt's nichts Schöneres, liebe Charlotte :-)
LöschenUnd schön, dass du mit offenen Augen und offenem Herzen allen Aspekten deiner neuen Heimat gegenüber trittst ...
Alles Liebe!
die Kipferl für sich gesehen gefallen mir sehr...
AntwortenLöschenlg
Dann mach sie einfach so, ohne Beichten schmecken sie auch ;-)))
LöschenGenauso war es bei uns auch...meine Mutter war auch Tischmutter und sie hat mit uns allen Brot gebacken!! Was ich toll finde, das bei uns jede Mutter einmal "ran muss" und nicht 2-3 Mütter völlig im Stress untergehen sondern die Arbeit mit den Kindern geteilt wird!! Eine tolle Erinnerung und ich hoffe es auch mit meinen Kindern erleben zu dürfen!
AntwortenLöschenDas Brotbacken haben wir auch schon hinter uns, Rezept folgt bestimmt. Es war so lustig und hat allen riesigen Spaß gemacht :-)
LöschenIch teile mir meinen Tischmutter-"Job" mit einer zweiten Mutter, wir wechseln uns ab. So ist der Aufwand ganz ok. Und davon hab ich auch schon gehört, dass jede Mutter eingeteilt wird, das finde ich sinnvoll ... Es handhabt halt jede Gemeinde etwas anders :-)
Alles Liebe, Stefanie!