Erasmus-Brot | Schnelles Bauernbrot - Rezept.
Schon im vergangenen Herbst kam
mir der Start einer Serie in den Sinn. Einer Serie zu Dingen, die ich einfach
nicht verstehe. Es war ein Tag wie aus dem Bilderbuch. Der Himmel so blau wie
das Meer, wolkenlos. Großzügig wärmte die Sonne ihr Darunter, erntefrische
Fülle lag in der Luft. Wir waren im Stall und schauten nach unserem Pferd. Jetzt
ein Ausritt, wie schön das wäre …
Eine junge Frau Anfang zwanzig
saß mit ihrer Mutter auf einer Bank und trank Kaffee. Ihr Pferd, Erasmus, lief währenddessen in der
Führmaschine im Kreis. Runde um Runde, die Nüstern im lauen Wind. Vielleicht
ließe sich ja doch über die Wand hinweg ein interessanter Geruch einfangen, ein
Blick auf etwas Spannendes erhaschen. Erasmus
war eines jener Pferde, aus dem Mädchenträume sind: Erhaben, elegant,
freundlich - und so unfassbar schön.
Die schönsten Pferde haben es
immer am schwersten – weil sie oft auch die teuersten sind. Teure Pferde
dürfen, wenn überhaupt, nur alleine auf die Weide. Sie dürfen keinen Huf ins
freie Gelände setzen, Traumwetter hin oder her. Erasmus durfte sich nicht bei einem gemütlichen Spaziergang von
seinen harten Trainingseinheiten erholen. Er durfte seine Beine nicht im kühlen
Nass des Waldbaches versenken. Und auch wilde, zügellose Galoppaden über weite Wiesen
kannte er nicht. Ach, vermutlich lebte er ganz gut damit. Er kannte es nicht
anders.
Seit kurzem nun ist Erasmus nicht mehr da. Er wurde nur neun
Jahre alt. Als Sportgerät missbraucht, kaputt geritten und dann für unbrauchbar
befunden. Dabei wäre dem Tierarzt zufolge die Verletzung, die ihn vom Siegertypen
zum Loser degradiert hatte, gar kein Todesurteil gewesen: Er hätte einfach
etwas Zeit gebraucht, um wieder heil zu werden. Nur etwas Zeit… Er bekam sie
nicht. Drei Tage später stand ein neues Pferd am Start.
Erasmus: Ich denke an
dich. An dich und dein weiches, neugieriges Pferdemaul, wie es mich im
Vorbeigehen anstupst um ein Stückchen Brot. Dieses Brot hier ist für dich. Ich
widme es dir und allen Pferden, die unter menschlicher Willkür, Respektlosigkeit
und falsch verstandenem Ehrgeiz leiden. Gleichzeitig verspreche ich dir, meinen
Kindern eine Art des Umgangs mit euch zu vermitteln, die anders ist, ganz
anders. Auch du hättest dir das verdient.
Erasmus-Brot |
Schnelles Bauernbrot
Dieses Brot ist toll! Es besitzt eine sehr weiche Krume und eine feste,
rustikale Kruste. Für den Ofentrieb sorgt vor allem die Hefe, der Sauerteig bringt
Aroma und Geschmack. Das Brot hält sich nicht ganz so lange frisch wie ein
reines Sauerteigbrot mit langer Teigführung, ich mag es aber als super
Alternative, wenn es einmal etwas schneller gehen soll.
Zutaten für 2 kleinere Laibe
300 g Weizenmehl T1600
500 g Roggenmehl T960
30 g frische Hefe
0,5 l lauwarmes Wasser
100 g aufgefrischter, aktiver Roggen-Sauerteig*
20 g Salz
1 EL Brotgewürz
1. Alle Teigzutaten in die
Schüssel der Küchenmaschine einwiegen und 5 – 10 Minuten am mittleren Gang
kneten.
2. Die Teigschüssel abdecken und
30 Minuten bei Zimmertemperatur gehen lassen.
3. Teig auf die bemehlte
Arbeitsfläche kippen und teilen. Jeden Teigling vorsichtig rund wirken und mit
Schluss nach unten in ein bemehltes Gärkörbchen legen. Abdecken.
4. Weitere 45 Minuten gehen
lassen, währenddessen den Ofen auf 250 °C Ober-/Unterhitze vorheizen.
5. Beide Brote auf ein mit
Backpapier ausgelegtes Blech stürzen (es ging sich bei mir auf einem Blech aus).
6. Brote in den Ofen schieben
und mit Schwaden anbacken.
7. Nach 15 Minuten die Ofentüre
weit öffnen, um den Dampf abzulassen und gleichzeitig die Ofentemperatur auf
200 °C senken.
8. Nach weiteren 15 Minuten die
Temperatur nochmals reduzieren auf 180 °C.
9. Die Brote weitere 15 – 20
Minuten backen. Gesamtbackzeit 45 – 50 Minuten.
10. Auf einem Kuchengitter
auskühlen lassen.
*Zum Auffrischen nehme ich mein
Roggen-Anstellgut aus dem Kühlschrank, mische es mit einem sauberen Löffel gut
durch und nehme 2 – 3 EL davon ab. Die abgenommene Menge vermische ich mit etwa
50 g Roggenmehl T960 und etwa 50 g Wasser zu einem eher dickflüssigen Teig. Es
soll insgesamt etwas mehr als 100 g Sauerteig werden. Diesen Ansatz decke ich
locker ab und lasse ihn bei Raumtemperatur mindestens 6 Stunden stehen, bis
sich viele Bläschen bilden und er schön aktiv ist.
Für das Rezept werden 100 g
aktiver Sauerteig benötig – der Rest kommt wieder zurück zu meinem
Roggen-Anstellgut.
Nach einem Rezept von Anna Pevny aus ihrem Buch Natürlich backen.
Manchmal denkt man schon: kein Tier ist so grausam wie der Mensch, oder? Doch, echt, selbst wenn ich einer Katze zusehe, wie sie mit einer Maus spielt - deren Sadismus dauert durchaus kürzer. Und ja, ich erinnere mich uch gut an meine Reitstallzeit und dass mir dort SEHR missfiel, dass unter den Pferdemenschen sehr viel (zu viel) Herrenmenschen sind. Auch mit zu viel Geld, für die Reiten bloßes Amusement ist; plus das Aufzwängen des eigenen Willen... Schlimm! Das Doppeldecker-Schmusebild auf dem Pferd dagegen ist zu süß :-)
AntwortenLöschenWenn Geld im Spiel ist, wirds meist unterirdisch... Schlimm ist es halt, wenn andere darunter zu leiden haben. Unter Reitern trifft das auf sehr viele zu. Was mir aber auch zu denken gibt, dass es mittlerweile auch im Hundesport derartige Tendenzen gibt ... ;-(
LöschenDas Minimädel liebt ihren großen Freund :-)
In meiner unmittelbaren Nachbarschaft gibt es einen Gnadenhof für "ausrangierte" Pferde. Jeden Tag sehe ich Mädchen auf ihnen vorbei trotten.. liebevollst. Das ist so schön.
AntwortenLöschenGut, dass es auch anders geht :-)
LöschenDas ist ja unglaublich! Menschen, die Pferde als Sportgeräte betrachten und nicht als Lebewesen...sicherlich möchten sie aber selbst nicht als Dinge ohne Eigenwert betrachtet werden, das leider weg muss, wenn der Beitrag zum Bruttosozialprodukt nicht stimmt.
AntwortenLöschenEs ist mir auch sowas von unbegreiflich und unverständlich, wie man so denken kann ... Wie gesagt: Ich verstehs einfach nicht ...
LöschenNein, ich versteh das auch nicht. Es macht mich sehr traurig, dass wir Menschen so sind.
AntwortenLöschenDas Brot hingegen, das ist wunderbar geworden :)
Schön :-)
LöschenDanke, liebe Silvia!
Liebe Maria, was Du über Erasmus und damit den Umgang der uns anvertrauten Tiere erzählst, hat mich angerührt. Und hier fragt man sich schon, wie weit ist es her mit der Liebe zum anvertrauten Tier?! Ein großes Thema, nicht wahr, aber ein brennendes, denn kein Tier sollte leiden. -
AntwortenLöschenWie schön, Du hast hier Erasmus ein kleines Denkmal gesetzt. Denn er wollte gern von Dir Brot zugesteckt haben. Er liebte wohl Dein gutes Brot.
Und voila, es ist wirklich gut! Etwas war ich skeptisch, muss ich gestehen, wegen nur 100g Roggensauerteig, doch das fertige Brot schmeckt mild und herzhaft, ob nun mit der Glorreichen Butter oder mit Frischkäse. Hab Dank für Deine Geschichte und das Rezept und sei herzlich gegrüßt von Inga
Liebe Inga,
Löschenjetzt hab ich den Text nochmal durchgelesen und musste gleich wieder schluchzen ... Auch wenn es nicht mein eigenes Pferd war, sitzt mir sein Schicksal immer noch in den Knochen. Seitdem sind unglaubliche 4 Jahre vergangen - und das Pferd, das du auf den Bildern siehst, gibt es immer noch. Unser Phoenix ist mittlerweile 28 Jahre alt, knochig und müde, aber er freut sich, wenn sich meine Tochter mit ihm beschäftigt. Sie bewegt ihn mit Bodenarbeit, führt in grasen, flechtet ihm Zöpfchen in die Mähne und manchmal setzt sie sich auch noch auf seinen Rücken. Er gehört einfach dazu und es käme mir nie in den Sinn, ihn loswerden zu wollen, nur weil er nicht mehr einsatzfähig ist für den Zweck, den der Mensch ihm gibt.
Ich freue mich jedenfalls immer, wenn ich Gleichgesinnte finde - und über deine Zeilen sowieso.
Alles Liebe zu dir!
Maria