Mühlviertler Feuerflecken mit Eierschwammerln & Lauch - Rezept.
Für den dritten Ernährungsreport des
Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) wurden 1000 Deutsche
zu ihren Ernährungsgewohnheiten befragt. Unter anderem gaben 90 % der Befragten
an, sie wären bereit, für mehr Tierwohl höhere Preise für Lebensmittel zu
bezahlen. Oh wie schön! Einfach vorbildlich! Ein ähnliches Bild hätte
vermutlich auch eine Befragung in Österreich ergeben.
Allerdings: Wohin verschwindet sie
eigentlich, diese Bereitschaft von 90 % der Konsumenten, wenn sie dann wirklich
an der Kasse stehen? Wenn keiner zusieht, keiner fragt? Möglicherweise wird sie
vertagt aufs nächste Mal. Oder sie verpufft im Nirgendwo. Denn die Wahrheit im
Einkaufswagen, die sieht ganz anders aus.
Die Wissenschaft hat für dieses Phänomen
sogar einen Namen: Kognitive Dissonanz. Der Zustand der kognitiven Dissonanz
ist unangenehm, aber wir Menschen halten das aus. Wir sind wahre Meister im
Verdrängen, so schnell macht uns das keiner nach. Im vergangenen Jahr wollte
zum Beispiel ein geschäftstüchtiger Bauer bei uns im Ort einen großen,
industriellen Hühnermastbetrieb errichten. Was haben sich die Leute gewehrt!
Ein halber Volksaufstand war das! Woraufhin der Bürgermeister den Bau gestoppt
und das Projekt abgeblasen hat. Der Stall wird nun woanders aufgestellt. Und
das billige Hendl aus diesem Stall, es wird gekauft werden. Ist ja schließlich
aus der Region.
Und ihr, ihr Handelsfirmen, was ist das
eigentlich mit eurem Tierwohlaktivismus? Ein Megatrend, der sich gut verwerten
lässt, nicht wahr? Die Weltrettung, sie ist doch ein äußerst profitables
Geschäftsmodell. Schweine auf Stroh? Die Kühe tagtäglich auf der Weide? Alle
gesund, artgerecht ernährt und gut drauf? Hey, ich weiß, dass es viele, viele
Bauern gibt, denen das Wohl ihrer Tiere am Herzen liegt. Dafür brauche ich
keine Logos am Produkt und auch keine plakative Werbung. Aber solange es
zentrierte Schlachthäuser mit schlecht bezahlten Akkordarbeitern, ständige
Ausnahmeregelungen vom Verbot der Anbindehaltung bei Milchkühen, das Entfernen
von Zähnen, Schwänzen und Hoden bei Schweinen ohne Betäubung gibt, ja solange
es Ställe mit Spaltenböden gibt und Tiere, die nie in ihrem Leben nach draußen
dürfen (jaha, jetzt mach ich‘s mir einfach, gell?), solange glaube ich euch
KEIN WORT.
If
slaughterhouses had glass walls everyone would be vegetarian.
Sir Paul
McCartney
Ich entschuldige mich an dieser Stelle
nicht für meinen Zynismus. Man muss zynisch werden in dieser Welt, so traurig
es ist. Weil es so traurig ist. Die Bilder von vorletzter Woche sitzen mir noch
immer in den Gliedern, heimlich gefilmte Schlachthausszenen von unglaublicher
Brutalität, bei denen ich den überwältigenden Impuls verspürt habe, durch den
Fernseher zu springen und den Mann dort mit aller Kraft niederzuwerfen, bis
seine Knochen brechen und ihm dann noch eins über den Schädel zu ziehen, wie er
es gerade bei dem kleinen Schäfchen gemacht hat, dem die Verzweiflung
eingegeben hatte, sich zu wehren. Warum nur muss so etwas sein? Warum ist es
nicht genug, diesen unschuldigen Tieren das Leben zu nehmen, an dem sie genauso
hängen wie wir? Warum müssen sie dazu auch noch geschlagen, gequält und
misshandelt werden? So etwas kann ich nicht begreifen und die Hoffnung auf
Veränderung, ach, sie scheint weiter weg denn je. Da kann ich mit anderen Gleichgesinnten
den Konsum von billigst produziertem Fleisch verweigern, solange ich will, da
kann Astrid Lindgren Spaß für ihre Kühe fordern, so laut sie mag: Manchmal
glaube ich, wir Menschen sind einfach zu dumm für diese Welt.
Wir
brauchen nicht so fort zu leben, wie wir gestern gelebt haben. Macht euch von
dieser Anschauung los, und tausend Möglichkeiten laden uns zu neuem Leben ein.
Christian
Morgenstern
Mühlviertler Feuerflecken mit Eierschwammerln & Lauch
Feuerflecken,
das ist die Mühlviertler Antwort auf Flammkuchen. Sie sind so unglaublich
köstlich, dass ich davon nur sehr, sehr schwer genug kriegen kann. Feuerflecken
lassen sich wunderbar mit den verschiedensten Belägen variieren. Sie schmecken
aber auch einfach nur in Stücke gerissen oder eingerollt und in den
Knoblauchrahm getunkt ganz hervorragend.
Ihren
Ursprung haben die Feuerflecken in der Tradition des Brotbackens: Sie wurden
früher dazu genutzt, um die Temperatur des Holzbackofens vor dem Brotbacken
einschätzen zu können (ihr Name kommt vom noch nicht ausgeloderten Feuer).
Andere Quellen weisen auf ihre Funktion als Resteverwertung von kleinen
Brotteigmengen hin, die keinen ganzen Laib mehr ergaben.
Heute
bäckt man sie in der Pfanne, früher wurden die Teigfladen einfach auf die heiße
Herdplatte gelegt.
Zutaten für etwa 5 Stück
Für
den Teig
150 g Roggenmehl T960
100 g glattes Weizenmehl
20 g weiches oder geschmolzenes
Butterschmalz
125 g lauwarmes Wasser
1 TL Salz
10 g frische Hefe (oder ½ Packung
Trockengerm)
Für
den Knoblauchrahm
2 – 3 Knoblauchzehen
125 g Crème fraîche
125 g Sauerrahm
Salz
Pfeffer
Zum
Belegen
500 g Eierschwammerl
Salz
Pfeffer
Thymian
1 Stange Lauch
Außerdem
Pfeffer aus der Mühle
frische Thymianzweige
1. Alle Zutaten für den Teig in die
Küchenmaschine geben und mit dem Knethaken bei mittlerer Geschwindigkeit etwa 5
Minuten lang zu einem eher festen, glatten Teig verkneten. Den Teig abdecken
und an einem warmen Ort etwa 1 Stunde ruhen lassen.
2. Den Teig auf eine leicht bemehlte
Arbeitsfläche geben und in 5 Teile teilen. Jedes Teigstück zu einem Durchmesser
von 20 – 25 cm (etwa 2 mm dick) rund ausrollen.
3. Das Backrohr auf 50 °C
Ober-/Unterhitze vorheizen.
4. Eine beschichtete Pfanne am Herd heiß
werden lassen. Die Teigfladen nacheinander in der Pfanne ohne Fett auf beiden
Seiten backen. Der Teig bläht sich dabei recht hübsch auf. Die fertig
gebackenen Fladen im Rohr direkt auf dem Gitterrost warmhalten, bis alle Fladen
gebacken sind und die Füllung vorbereitet ist.
5. Für den Knoblauchrahm die
Knoblauchzehen schälen und pressen und mit den restlichen Zutaten glattrühren.
6. Die Eierschwammerl verlesen und
putzen. In einer heißen beschichteten Pfanne bei relativ starker Hitze ohne
Fett und unter ständiger Aufsicht rösten, bis sie Wasser lassen und dann
weiterbraten, bis sämtliche Flüssigkeit eingekocht ist. Vom Herd nehmen und mit
Salz, Pfeffer und Thymian würzen.
7. Den Lauch in feine Ringe schneiden.
8. Feuerflecken auf Teller anrichten und
mit Rahm bestreichen. Mit Eierschwammerln und Lauch belegen. Noch eine Runde
mit der Pfeffermühle und mit Thymian dekorieren – fertig.
Weitere
Möglichkeiten sind Feuerflecken mit
- Schnittlauchrahm
- Knoblauchbutter
- Knoblauchrahm, Schafkäse, Mangold und Äpfeln
- Wildkräutern
- Räucherforelle und Pflücksalat
- …
Abgewandelt
nach diesem Rezept.
Eine Frau hat heute vor mir an der Kasse folgende Produkte auf's Band gelegt: Yacon Sirup, zwei Päckchen Proteinpulver (keine Ahnung was das genau ist, aber es war sehr teuer) und eine 15er Packung Eier. Billigste Importeier aus Bodenhaltung, verpackt in ein riesiges Plastikgebilde! Tierwohl verliert gegen Lifestylequatsch. :-(
AntwortenLöschenJa, so schauts wohl aus :-/
LöschenDanke für das Rezept (das probiere ich gleich aus) und den Bericht. Kann ich zu 100 % unterschreiben.
AntwortenLöschenPaul McCartney gab übrigens den letzten Anschub um fleischlos zu leben. Ich war bei einem Konzert von ihm (damals noch mit Linda) und bevor die Künstler auf die Bühne kamen, wurde ein Film über die Zustände in Schlachthöfen und beim Tiertransport gezeigt. Im Fernsehen hätte ich mir so einen Film nie angeschaut, dort konnte ich nicht ausweichen...
Danke für deine Geschichte zu meiner Geschichte, das find ich schön ... Liebe Grüße!
LöschenHast Du schon einmal in die Mülleimer oder öffentlichen Kompostieranlagen nachgesehen? Da liegt dann das Fleisch, die Wurst oft noch in der Originalverpackung (mit eigenen Augen gesehen).
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Braunelle
Hua, mir graut's ... Es ist einfach so sinnlos ... :-(((
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