Lila Karottengnocchi mit Salbei-Knoblauch-Butter & Parmesan - Rezept.
Der Sprachschatz des Käferleins
entwickelt sich – und ähnlich wie bei meinen älteren Kindern nehmen auch hier
Wörter wie mir oder meins vorderste Stellungen ein. Das ist
doch bemerkens- und überlegenswert: Das Erlangen und Bewahren von Hab und Gut
(und das Streben nach Autonomie, das wohl damit verbunden ist), es scheint
irgendwie in uns einprogrammiert zu sein.
Mir fällt das auch beim Blättern durch
Foodblogs, Kochbücher (sogar von Haubenköchen!) und Rezeptmagazine auf. Da wird
kopiert, geklaut und abgeschrieben, nachgemacht und recycelt, was das Zeug
hält. Und in den allermeisten Fällen ohne Angaben zu Urhebern oder
Inspirationsquellen. Das ist nun vielleicht vielen egal und fällt auch nicht
jedem auf. Einem Foodie mit einem gewissen Sinn für Gerechtigkeit, der viel,
oft und gerne in der Szene unterwegs ist, aber schon.
Über Kupfern als Kavaliersdelikt hat
sich Katha schon vor 5 Jahren so ihre – wie stets kritischen – Gedanken
gemacht. Seitdem hat sich nichts an der Situation verbessert, ganz im
Gegenteil. Abschreiben und Plagiieren ist eine gesellschaftlich akzeptierte
Vorgehensweise geworden, Gratismentalität zur Normalität, geistiges Eigentum
zur nicht erwähnenswerten Nebensache. Wo ein Rezept herkommt, interessiert
niemanden mehr. Das ist ärgerlich, denn ich finde, es gehört sich nicht, sich
so völlig unbeeindruckt mit fremden, bunten Federn zu schmücken. Und es ist
schade, denn das eigentlich Spannende an Rezepten und Gerichten ist doch die
Geschichte dahinter, das Drumherum, das Zusammenspinnen der Fäden, die dann zum
schlussendlichen Ergebnis führen.
Wann ist ein Rezept mein Rezept? Diese
Frage lässt sich zugegebenermaßen nicht so leicht beantworten. Das meiste ist
schon einmal dagewesen, irgendwo lehnt man sich immer an, vieles liegt einfach
in der Luft. Die ganze Welt ist ein unendlicher Quell an Inspiration. Wann
also? Wenn ich eine Zutat gegen eine andere
austausche, etwas hinzufüge, etwas wegnehme? Wenn ich wesentliche
Zubereitungsschritte verändere? Wenn ich ein spannendes Brotrezept finde und
daraus Brötchen backe? Und was ist mit Rezepten, bei denen es keine Infos zur
Quelle (mehr) gibt? Was ist mit den Sammelrezepten der Oma, fein säuberlich
ausgeschnitten und in ein Büchlein geklebt? Was ist mit den Tratschrezepten,
die ich so liebe, überliefert beim Kaffeeklatsch, beim Friseur oder der
Haushaltwarenparty? Oder mit den gut gehüteten und vielfach erprobten Rezepten
aus dem Familienschatz, bei denen nicht mehr nachzuvollziehen ist, woher sie
stammen?
Zum Thema Rezepte & Recht
sagt das Urheberrecht folgendes:
*Aus urheberrechtlicher Sicht muss
zwischen Rezept als Beschreibung (=
Form) und Rezept als Idee (= Inhalt)
unterschieden werden. Urheberrechtlich geschützt sein kann nur ein Rezept als
Beschreibung, also die sprachliche Form. Nicht die Idee zu einem bestimmten
Gericht kann also geschützt sein, sondern nur die Darstellung dieser Idee, ganz
gleich wie originell sie auch ist. Zum Beispiel: Die Idee, lila Karotten mit
einigen weiteren Zutaten zu einem Teig zu verarbeiten und daraus Gnocchi zu
formen, ist urheberrechtlich nicht schützbar. Beschreibt man diese Idee
allerdings in einem Rezept, so kann diese Beschreibung urheberrechtlich
geschützt sein.
*Damit die Beschreibung, also die Form
des Rezepts, schützbar ist, muss sie in einem unverwechselbaren, sehr
persönlichen Stil verfasst sein, der einen hohen Anteil an individuellen
Formulierungen aufweist. Man spricht in diesem Zusammenhang vom Erreichen der
Schöpfungshöhe. Ausschweifende, poetische Worte machen eine
Bedienungsanleitung, die ein Rezept ja grundsätzlich ist, zu einem schützbaren
literarischen Werk (das sich aber sehr schnell wieder in eine nicht schützbare
Bedienungsanleitung zurückformulieren lässt, indem man das Rezept auf Zutaten,
Mengenangaben und die in eigene Worte gefasste Zubereitungsanleitung reduziert
– geschützt ist wie gesagt nur die Form, nicht der Inhalt).
Nehmen wir als Beispiel das nachfolgende Rezept. Es besteht aus
folgenden Komponenten:
Bezeichnung des
Gerichtes
Lila
Karottengnocchi mit Salbei-Knoblauch-Butter & Parmesan ist eine rein beschreibende Formulierung ohne
schützbare Form.
Zutatenliste
mit Mengenangaben
Sie sind ganz grundsätzlich nicht
urheberrechtlich geschützt, auch wenn ich mir die Zutaten und Mengen selbst
zusammengeschustert habe.
Beschreibung
der Zubereitung aus den angegebenen Zutaten
Sie wäre nur dann geschützt, wenn ich
sie in meinem ganz persönlichen, unverwechselbaren Stil verfasst und vielleicht
sogar noch mit individuellen Anekdoten und Erinnerungen angereichert hätte. Die
einfache, sachliche Beschreibung der Arbeitsschritte, die ich für fast alle
Rezeptbeschreibungen wähle, erfüllt das Kriterium der Schöpfungshöhe jedoch
nicht.
Bilder
zu Zutaten, Zubereitungsschritten und dem fertigen Gericht
Sie sind urheberrechtlich geschützt und
dürfen ohne meine Zustimmung nicht vervielfältigt, verbreitet oder bearbeitet
werden.
Das heißt also: Das untenstehende
Rezept, das ich wohl ohne rot zu werden als meins
bezeichnen kann, ist bis auf die Fotos dazu urheberrechtlich nicht geschützt.
Es erreicht aufgrund seiner Struktur und Formulierung nicht die notwendige
Schöpfungshöhe, daher besteht auch kein Schutz vor der Verwertung durch andere.
Jeder kann es nehmen wie es ist, vervielfältigen und veröffentlichen, ohne
meinen Namen oder Blog erwähnen zu müssen. Es ist also
letztlich (und lediglich) eine Frage von Respekt und Wertschätzung, ob man nun
ein fremdes Rezept mit einer Quellenangabe versieht (und damit dem Urheber Danke sagt, gell Katha?) oder ob man es
der eigenen Person zuschreibt, ohne weiter darüber nachzudenken.
Wie soll man umgehen mit den Ideen und Rezepten anderer? Meine Meinung
dazu in aller Kürze:
*Kopiert man ein Rezept 1:1, so gebieten es Anstand und Fairness, die
Quelle zu nennen.
*Lässt man sich inspirieren, so wäre es schön (und für viele andere
auch spannend und interessant), den Quell der Inspiration ebenfalls zu nennen.
Hier sehe ich die Sache aber entspannter. Wandelt man ein Rezept ab, bringt man
eigene Ideen ein, passt es an persönliche Vorlieben an, so hat man sich mit dem
Rezept auseinandergesetzt und eine eigene kreative Leistung erbracht.
*Bei Grundrezepten wie Biskuitteig, Vanillepudding oder Gemüsebrühe
halte ich Quellenverweise für nicht nötig.
Mir selbst fällt kein Zacken aus der
Krone, meine Quellen zu nennen, wo es welche gibt, und ich bemühe mich nach
Kräften, diese wertvolle Zusatzinfo durchgängig zu meinen Rezepten dazu zu
schreiben (flattert halt kein Verlagsangebot für ein Mädel vom Land-Kochbuch
mit 100 eigenen Rezepten hier rein,
obwohl ich 1000 Ideen dazu hätte, aber damit muss ich wohl leben ;-).
Nachahmung ist doch immer noch die schönste Form der Bewunderung, oder etwa
nicht?
Lila Karottengnocchi mit Salbei-Knoblauch-Butter & Parmesan
Wer
hätte das gedacht, dass lila Karotten nicht nur ganz wunderbar aussehen,
sondern sich auch hervorragend als Hauptzutat für Gnocchi eignen? Die Farbe der
Karotten ist überraschend gut erhalten geblieben und ich hab das Gericht als
Ganzes sehr genossen.
Zutaten für 3 – 4 Portionen
Für
den Teig
400 g lila Karotten (geputzt gewogen)
1 Ei
1 Dotter
150 g Mehl
75 g Magertopfen
2 EL geriebener Parmesan
4 EL Grieß
Salz, Muskat
Für die
Salbei-Knoblauch-Butter
125 g Butter
1 kleiner Bund Salbei
2 Knoblauchzehen
Außerdem
Hartweizengrieß zum Ausformen der Gnocchi
frisch gehobelter Parmesan
Pfeffer aus der Mühle
1. Für die Gnocchi die Karotten reiben und mit Ei und Dotter
pürieren. Die restlichen Zutaten zugeben und zu einem homogenen, relativ
weichen Teig verarbeiten. Etwa 30 Minuten anziehen lassen, dadurch wird der
Teig eine Spur fester.
2. In der Zwischenzeit die Butter in einem kleinen Topf bräunen
(Nussbutter herstellen). Filtern und beiseitestellen. Vom Salbei die Blätter
abzupfen, die Knoblauchzehen fein blättrig schneiden.
3. Einen großen Topf mit Wasser aufkochen.
4. Den immer noch relativ weichen Teig auf der gut mit Hartweizengrieß
bestreuten Arbeitsfläche in Portionen teilen. Rollen formen und Gnocchi
abschneiden.
5. Sobald das Wasser im Topf kocht, salzen. Die Gnocchi im Wasser
portionsweise etwa 2 Minuten köcheln lassen, bis sie oben schwimmen. Mit einem
Schaumlöffel herausheben, abtropfen lassen und auf einem kleinen Blech
beiseitestellen. Etwas von der Kochflüssigkeit wird noch benötigt!
6. Nussbutter in einer Pfanne erhitzen. Salbeiblätter und
Knoblauchzehen dazu geben und kurz anschwitzen. Mit etwas Kochflüssigkeit
aufgießen und etwa 2 Minuten einreduzieren lassen.
7. Die Gnocchi in die Pfanne geben und unter Schwenken erhitzen.
8. Auf Tellern anrichten und mit Parmesan und Pfeffer bestreut
servieren.
Liebe Maria, wie recht ich dir gebe! Nur - wie du auch geschrieben hast - ist die Realität nun mal eine andere. Die Haltung ist schön... alleine es fehlt an der Umsetzung. Die meisten - und damit meine ich die allermeisten - wandeln ein Rezept minimal um (Austausch ein, zwei unbedeutender Zutaten), schreiben die Zubereitung um und *Knoffhoff* ist es ihr eigenes Rezept geworden. Man will ja schließlich auch wer sein...
AntwortenLöschenSo kann ich deinen *Brandbrief* nur unterschreiben - ich bezweifle aber, dass sich dadurch etwas ändert. Um sich *einzureihen* braucht es eine gewisse Größe und der geht vielen ab. Weit mehr als eine *Rechtslage* ist das Übernehmen von Rezepten und der Umgang damit eine Frage des Charakters...
liebe Grüße
Die Moosherzen... mein Lieblingsbild!
... ersetze ein *der* durch ein *die*...
LöschenKnoffhoff ... Zauberei! Du sagst es ;-)
LöschenUnd ja, eine Frage des Charakters ... zu 100 % geb ich dir recht ...
Alles Liebe!
Ich bin auch Deiner Meinung - ich halte Quellenangaben einfach für eine Ehrensache. Aber ich gebe zu, inzwischen bin ich beim Lesen auch etwas abgestumpft; oft fällt mir das Abgekupferte nur noch auf, wenn es ganz krass ist.
AntwortenLöschenHm, mir sticht es - noch - so richtig ins Aug' ... ;-)
LöschenLiebe Grüße!
Natürlich muss man Quellen kennzeichnen. Es gibt ja so etwas wie Moral auch noch in den Tiefen des Internets.
AntwortenLöschenWas mich wurmt: Dass ich Quellen anscheinend als Werbung kennzeichnen muss. Wenn über fast jedem Posting dann "Werbung" drübersteht, nur weil ich die Idee woanders gesehen habe, dann tut das schon weh.
Ja, echt? Arg, wusste ich nicht - und werd ich auch nicht als "Werbung" kennzeichnen ... Pff.
Löschenbin ganz deiner Meinung; nennen sollte man die Quellen auf alle Fälle, aber ich verlinke in letzter Zeit nicht mehr automatisch, nur mehr zu anderen Blogs. Alles andere lässt sich im Internet eh leicht finden.
AntwortenLöschenDass diese Karotten sooo färben, ist interessant, obwohl mir diese Farbe nicht gerade Gusto macht... lg
Da kommt wohl dein Urinstinkt durch ... ;-) Blau / Lila = Giftig, haha! Alles Liebe!
LöschenLiebe Maria,
AntwortenLöschensehr schön geschrieben. Ich habe mich immer schon gefragt, wie so viele BloggerInnen es schaffen, eigene Teigrezepte zu entwickeln und überhaupt so eine Vielzahl an eigenen Rezepten anzubieten :-). Aber vielleicht sind das ja gar nicht alles Eigenkreationen?!?
Ich mag es, dass sogar große Köche in ihren Büchern oft die Inspiration oder die Vorlage angeben. Das gehört sich einfach so. Und es schmälert ja die eigene Leistung nicht!
Liebe Grüße
Eva
PS: Die Farbe der Gnocchi ist grandios. Ich würde ordentlich reinhauen!
Danke, liebe Eva! Ich liebe die Farbe auch :-)
LöschenLiebe Maria,
AntwortenLöschenich finde die Farbe deiner Gnocchi klasse, im ersten Moment dachte ich, es wären Rote Bete Gnocchi, aber jetzt würde ich zu gerne mal lila Möhren ausprobieren. Mit Interesse habe ich deine Gedanken gelesen und danke dir dafür, dass du dich so intensiv mit diesem wichtigen Thema auseinandergesetzt hast.
Liebe Grüße
Sigrid
Gern, liebe Sigrid ... Ja, die Farbe ist schon interessant ... Vor allem, dass sie so kochstabil ist! :-)
LöschenSich von anderen inspirieren lassen ist eine Sache, ein Rezept abzuschreiben und ohne Quellenangabe als sein eigenes zu veröffentlichen die andere. Richtig ärgerlich finde ich es, wenn ich Rezepte von anderen in Kochbüchern wiedererkenne. Zubereitungstext ein wenig abgeändert, und das Urheberrecht ist kein Thema mehr :-(
AntwortenLöschenIch mag den Geschmack von Urkarotten total gerne, aber meine Tageskinder finden die Farbe nicht ganz so witzig. Weder roh zum Knabbern, noch irgendwo gekocht. Verstecken lässt sich die ja leider nicht so gut ;-)
Liebe Grüße, Julia
Hihi, das stimmt, Verstecken geht in dem Fall nicht ;-) Vor ein paar Tagen hat mein Mann Nudelsuppe gekocht und hat wie immer ein paar Karotten reingeschnippelt ... nur, dass es eben die lila Karotten waren. Und die Farbe der Suppe dann: tiefstes Lila. Voll schön, fanden das Minimädel und ich - nur die Jungs ließen vorsichtshalber die Finger davon :-)))
LöschenLiebe Grüße!
Ungeplanter Weise habe ich damit mal eine Gemüsesuppe in eine lila Cremesuppe verwandelt. Darüber waren meine kleinen Gäste alles andere als erfreut... :-D
LöschenHihi ;-)
LöschenDanke für deine ausführlichen Beschreibungen und Infos zum Urheberrecht. Ich denke, dass es eine Frage der Wertschätzung seiner Inspirationsquelle ist, wenn sie erwähnt wird - auch, wenn sie selbst das Rezept vielleicht gar nicht entwickelt hat. Manche meinen immer noch, dass "teilen" in unserem Fall "weniger" macht ... ach, wie schade, dass sie nicht verstehen, dass es "mehr" macht ... Alles Liebe, Eva
AntwortenLöschenWie recht du hast, liebe Eva ... :-)
LöschenLiebe Maria, diese deine lila Gnocchi gab es kürzlich bei uns und sie waren fantastisch und ich werde sie sicher wieder machen! Ich hatte dazu noch ein Möhrengemüse aus orangen Möhren und der Farbkontrast war echt der Knaller ;-) Liebe Grüße von Hannah
AntwortenLöschenOh, das kann ich mir ganz wunderbar vorstellen ... Toll! Werd ich vielleicht mal DIR nachmachen ;-)
LöschenAlles Liebe!
Wie konnte ich dieses Gedicht von einem Post übersehen haben?
AntwortenLöschenNa das kann schon mal passieren ;-)))
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