Croquembouche - Rezept.
Das ganze Leben ist ein ewiges Wiederanfangen.
Hugo
von Hofmannsthal
Puh, 2019. Stürmisch hat das
neue Jahr begonnen und ich habe das Gefühl, dass es erst einmal so weitergeht. So
manches Abgehakte steht plötzlich wieder auf Anfang, das reibt an mir, macht
mich unruhig, schiebt Fragezeichen in den Raum. Mitten in diese Stimmung hinein
habe ich den ersten Croquembouche
meines Lebens gebaut, eine prächtige Pyramide aus cremegefüllten
Brandteigkrapferln, deren Zubereitung zwar nicht schwierig, aber doch ein wenig
aufwändig ist. Ich stelle mir vor, wie ich, auf Legomännchengröße
zusammengeschrumpft, diesen köstlichen Berg aus Krachgebäck bezwinge, Stück für
Stück mich hochkämpfe, aus den Steinen auf meiner Lebensspur einen Weg mir
staple bis nach oben. Dann ist Stille und meine Wünsche werden wahr.
Croquembouche
Croquembouche, was so viel bedeutet wie kracht im Mund,
ist ein Klassiker der süßen französischen Küche. Traditionell wird er zu
feierlichen Anlässen wie etwa zu Hochzeiten gebacken, er passt aber auch ganz
hervorragend zu Weihnachten oder Silvester. Drei Komponenten braucht es für den
perfekten Croquembouche: Kleine, knusprige Windbeutel, eine mollige Creme zum
Füllen und Karamell, um die kleinen Wonnebrocken zusammenzuhalten. Das klingt
nach nicht viel, ist aber trotzdem etwas Arbeit. Aber eine schöne! Ich habe das
Auftürmen und Verzieren meiner Pyramide sehr genossen. Serviert wurde sie dann
am Silvesterabend bei gedämmtem Licht, mit Sternspritzern versehen und von
großen, leuchtenden Kinderaugen begleitet.
Zutaten für einen pompösen
Croquembouche
Für den Brandteig
200 ml Milch
200 ml Wasser
180 g Butter
6 EL Zucker
1 Prise Salz
200 g Mehl
2 Messerspitzen gemahlene
Vanilleschoten
6 Eier (M)
Zum Bestreichen
1 Dotter
2 EL Milch
Zum Bestreuen
Hagelzucker
Für die Crème Chantilly
etwa 750 ml Schlagobers
(eventuell auch etwas mehr)
Vanillezucker nach Geschmack
Für das Karamell
300 g Zucker
100 ml Wasser
Zum Dekorieren
Früchte
Zitronenmelisse
DIE KRAPFERL
1. Die Brandteigkrapferl habe
ich bereits am Vortag hergestellt. Dafür Milch, Wasser, Butter, Zucker und Salz
in einen Topf geben und aufkochen lassen. Die Butter muss geschmolzen sein.
Sobald das geschehen ist, das Mehl auf einmal dazu kippen, die Hitze ein wenig
reduzieren und dann mit einem Kochlöffel gut rühren und schlagen, bis ein
homogener Teigklumpen entstanden ist und sich am Boden des Kochtopfs ein weißer
Belag gebildet hat (das ist das sogenannte Abbrennen). Den Topf vom Herd
ziehen. Die Vanille zugeben. Dann werden die Eier untergearbeitet. Dabei ist es
wichtig, die Eier einzeln (!) einzuarbeiten und das nächste Ei immer erst dann
hinzuzugeben, wenn die Masse wieder homogen geworden ist.
2. Einen Spritzsack mit glatter
Tülle vorbereiten, ebenso 2 Bleche mit Backpapier. Nun kleine Brandteigkrapferl
mit nicht zu wenig Abstand zueinander auf das Backpapier dressieren, der Durchmesser
sollte etwa 3 cm betragen (besser weniger als mehr). Die Teigmenge ergab bei
mir 70 Stück (das waren etwa 2,5 Bleche). Die Krapferl nun etwa 20 Minuten
antrocknen lassen.
3. Währenddessen den Backofen
auf 180 – 190 °C Ober-/Unterhitze vorheizen. Dotter mit Milch verquirlen.
4. Die Brandteigkrapferl mit
Dotter-Milch-Mischung bepinseln. Eine Hälfte mit Hagelzucker bestreuen. In den
Ofen schieben (pro Backgang nur 1 Blech), die Ofentüre schließen und dabei
einen Kochlöffelstiel einklemmen, damit der Dampf entweichen kann. Die Backzeit
beträgt etwa 45 – 55 Minuten. Eventuell kann man das Blech in den letzten 10
Minuten der Backzeit drehen, damit die Bräunung der Gebäckstücke gleichmäßiger
wird.
5. Dann noch die restlichen Krapferl
backen. Den Ofen ausschalten, die Krapferl der vorangegangenen Backgänge
ebenfalls in den Ofen geben und alles mit einem Kochlöffelstiel in der Ofentür
über Nacht auskühlen lassen.
DIE FÜLLUNG
6. Für die Füllung das
Schlagobers mit Vanillezucker nach Geschmack steif schlagen. In einen
Spritzbeutel mit spitzer, länglicher Tülle füllen und jedes Brandteigkrapferl
am Boden anstechen und füllen. Im Kühlschrank zwischenlagern.
DAS KARAMELL
7. Für das Karamell Zucker und
Wasser in einem Topf vermischen und erhitzen. 6 – 8 Minuten bei mittlerer Hitze
leise köcheln lassen, bis ein hellbraunes Karamell entstanden ist. Nicht zu
dunkel werden lassen, sonst schmeckt es bitter! Bei der Herstellung von
Karamell lohnt es sich immer, geduldig und vorsichtig vorzugehen. Das Karamell
vom Herd nehmen und etwa 1 Minute überkühlen lassen.
ZUSAMMENBAUEN
8. Eine schöne Tortenplatte
herrichten und die gefüllten Brandteigkrapferl aus dem Kühlschrank nehmen. Nun
geht es ans Zusammenbauen: Dafür wird zuerst einmal ein Gebäckring auf die
Tortenplatte geklebt. Dafür die Brandteigkrapferl vorsichtig mit der Unterseite
in das Karamell tauchen und ringförmig auf die Tortenplatte setzen. Bei mir
hatte der Ring einen Durchmesser von etwa 20 cm. Nun werden Reihe um Reihe
weitere Krapferl aufgesetzt, dabei sollte der Boden der Krapferl nicht nach
unten, sondern nach innen zeigen, damit die schöne Oberseite der Krapferl außen
liegt. Dementsprechend müssen auch die Krapferl dann eingetaucht werden ins
Karamell, damit der Kleber, also das Karamell, an der richtigen Stelle ist!
Denkaufgabe! Am besten hält es übrigens, wenn die Krapferl jeweils auf der
unteren und der linken Seite eingetaucht und dann an das untere und das linke
Krapferl geklebt werden.
9. So entsteht nun nach und nach
ein hohlräumiger Kegel, man arbeitet sich kreisförmig nach oben und wird dabei
immer schmaler, bis an der Spitze nur noch Platz für ein Krapferl ist. Voilà!
Das Karamell hält übrigens bombenfest, das Zusammenbauen hat ganz hervorragend
funktioniert. Die fertige Pyramide hatte bei mir dann eine Höhe von etwa 30 cm,
ich habe ungefähr 45 Krapferl dafür gebraucht.
VERZIEREN
10. Mit dem restlichen Karamell
kann man nun noch ein schönes Netz aus Karamellfäden um den Turm spinnen. Dafür
am besten 2 Gabeln nebeneinander halten, die Spitzen in das Karamell tauchen
und dann die Gabeln um die Pyramide kreisen lassen. So ziehen sich lange, dünne
Karamellfäden um das Kunstwerk. Dabei kann man sich so richtig austoben und ihr
könnt das noch viel, viel opulenter gestalten als ich das getan habe!
11. Nun werden noch Früchte und
Zitronenmelisse um den Turm drapiert. Und dann: So was von fertig. Und
verliebt!
TIPPS FÜR DEN PERFEKTEN CROQUEMBOUCHE
* Um den Arbeitsaufwand etwas
aufzuteilen, kann man die Krapferl (und auch die Cremen, je nachdem, womit man
füllen möchte) schon am Vortag zubereiten. Eine weitere Möglichkeit ist, den
Brandteig herzustellen, gut abgedeckt bis zum nächsten Tag in den Kühlschrank
zu stellen und dann die Krapferl frisch zu backen.
* Besser kleine als große
Windbeutel aufdressieren. Je größer sie sind, desto größere Löcher entstehen
später beim Zusammenbauen der Pyramide und desto instabiler wird sie auch.
* Auf dem Blech zwischen den einzelnen
Windbeuteln ausreichend Platz lassen, da sie beim Backen ordentlich aufgehen!
Ich habe 30 Stück pro Blech aufdressiert, das passte gut.
* Aurélie bäckt ihre Windbeutel
die ganze Backzeit hindurch mit leicht geöffneter Ofentüre. Das war mir bisher
nicht geläufig (heißt es doch immer, nur ja nicht die Ofentür öffnen bei
Brandteigkrapferln!), daher habe ich es ausprobiert. Mit dem Ergebnis bin ich
sehr zufrieden. Die Krapferl behielten außerdem bei diesem Rezept sehr schön
ihre Form und gingen nicht wild nach allen Richtungen auf, wie mir das auch
schon des Öfteren passiert ist.
* Ich könnte mir vorstellen,
dass man die Bleche auch auf einmal mit Heißluft backen könnte (bei 160 – 170
°C), damit der Zeitaufwand nicht zu hoch ist.
* Den Croquembouche direkt auf
der Tortenplatte zusammensetzen – danach lässt er sich nämlich nicht mehr
verschieben!
* Beim Herstellen des Karamells
wirklich geduldig sein und nichts überstürzen, damit es nicht zu dunkel und
bitter wird.
* Dauert das Zusammenbauen der Pyramide
etwas zu lange und wird das Karamell dadurch zu dickflüssig und fest, kann man
es vorsichtig wieder erwärmen.
* Unbedingt vorsichtig sein beim
Eintauchen der Krapferl – die Fingerspitzen sind schneller verbrannt als
vermutet!
* Bei mir sind einige Krapferl
übrig geblieben, ich hätte den Turm noch um einiges größer machen können! Das
liegt dann ganz bei euch. Übrige Krapferl werden einfach so verspeist,
verschenkt, eventuell sogar eingefroren?
* Hübsch und eine schöne Idee
ist es übrigens auch, auf Dessert-Tellern Mini-Croquembouches zu zaubern, damit
jeder Party-Gast seine eigene Pyramide bekommt.
* Beim Verzieren und Dekorieren
gibt es unendlich viele Möglichkeiten: Schokoguss, Gänseblümchen oder andere
essbare Blumen, Walnuss- oder Pekannusshälften und Cocktailkirschen, Früchte
oder Beeren, kandierte Orangenschalen, Baiserküsschen, Schlagobersrosetten,
Staubzucker, …
* Auf jeden Fall möchte die
fertige Pyramide, die kleine Diva, nicht allzu lange auf ihren großen Auftritt
warten und bald genossen werden.
* Wunderbar ist es auch, mit
zwei oder drei verschiedenen Füllungen zu arbeiten, so ist es jedes Mal eine
kleine Überraschung, welche Geschmacksrichtung man erwischt. Ich habe daher ein
wenig recherchiert und einige Vorschläge für euch. Sie alle habe ich noch nicht
selbst ausprobiert, kann sie mir aber sehr gut für den Anlass und in den
kleinen Brandteigkrapferln vorstellen. Die Mengen beziehen sich jeweils auf
einen ganzen Croquembouche!
Champagnercreme
280 ml Champagner
200 g Zucker
160 ml Zitronensaft
200 g Butter
40 g Stärke
1 EL Vanillezucker
5 Eier (M)
1. 200 ml Champagner mit Zucker,
Zitronensaft und Butter aufkochen.
2. Stärke mit Vanillezucker und
80 ml Champagner glattrühren, in die kochende Masse einrühren und etwa 2
Minuten köcheln lassen. Vom Herd ziehen.
3. Die Eier verquirlen und unter
die nicht mehr kochende Creme mischen. Mit Frischhaltefolie abdecken und
auskühlen lassen.
Vanillecreme
600 g Mascarpone
1,5 TL gemahlene Vanille
6 – 8 EL Zucker
450 ml Schlagobers
1. Mascarpone mit Vanille und
Zucker glattrühren.
2. Schlagobers steif schlagen
und unterziehen. Kaltstellen.
Schokoladencreme (Creme mousseline au chocolat)
500 ml Milch
80 g Kakaopulver
8 Dotter
60 g Zucker
2 EL Mehl
400 g kalte Butter
1. Milch mit Kakao glattrühren
und aufkochen. Von der Hitze nehmen.
2. Dotter und Zucker hell
schaumig aufschlagen. Das Mehl unterziehen und dann die Masse in die warme
Milch rühren. Wieder auf den Herd stellen und bei geringer bis mittlerer Hitze
unter ständigem Rühren erhitzen, bis die Masse eindickt. Nicht aufkochen
lassen! In die Schüssel der Küchenmaschine umfüllen, mit Frischhaltefolie
bedecken und auf Raumtemperatur abkühlen lassen.
3. Die Creme in der
Küchenmaschine aufschlagen, dabei die Butter in kleinen Stücken zugeben und
schlagen, bis eine leichte und luftige Creme entstanden ist. Im Kühlschrank
durchziehen lassen.
Orangencreme
9 Orangen
100 g Zucker
½ TL gemahlene Vanilleschoten
60 g Maisstärke
375 ml Schlagobers
kandierte Orangenschale
1. Die Orangen auspressen. Es
sollten dann 600 ml Orangensaft sein.
2. Etwa 500 ml Orangensaft mit
Zucker und Vanille in einen Topf geben und aufkochen lassen. Restlichen
Orangensaft mit der Maisstärke glattrühren, in die kochende Flüssigkeit rühren
und aufkochen lassen. Kurz köcheln lassen, dann von der Hitze nehmen. Mit
Frischhaltefolie bedecken und abkühlen lassen.
3. Schlagobers steif schlagen,
Orangenschale fein hacken. Beides unter den Orangenpudding ziehen. Kühl
stellen.
Kastaniencreme
600 g Mascarpone
9 – 12 EL gesüßte Maronencreme
Abrieb von 1 Orange
450 g Schlagobers
1. Mascarpone mit Maronencreme
und Orangenschale glattrühren.
2. Schlagobers steif schlagen
und unterziehen. Kühl stellen.
Meine Inspirationsquellen möchte ich euch natürlich auch nicht
vorenthalten:
Den Brandteig und die Schokoladencreme habe ich mir bei Aurélie
abgeschaut, Vanille- und Kastaniencreme sowie das Karamellrezept bei Lena, die
Orangencreme bei Silvia und die Champagnercreme habe ich bei Das große Backen
entdeckt.
Die Zukunft ist ungewiss, deshalb könnte sie
ja auch gut ausgehen…
Ein frohes Neues Jahr euch allen!
Ohhhh...Bewunderung pur....
AntwortenLöschenMein Vorsatz für's neue Jahr: Endlich bei dir einen Backkurs besuchen. :-)
Liebe Grüsse und einen guten Start ins neue Jahr!
Was für ein wunderwunderbarer Vorsatz :-)))
LöschenWas für ein Kunstwerk!!
AntwortenLöschenUnd gar nicht mal so schwer ... ;-)
Löschenwunderschön aufgebaut und danke für die Fülle an Ideen!! wird abgespeichert!
AntwortenLöschenIch backe lustigerweise immer zum Jahreswechsel auch gern Brandteigkrapferl. Diesmal habe ich einen Teil mit Räucherforellencreme und den anderen mit Vanillepuddigcreme gefüllt.
lg und ein gutes neues Jahr euch allen
ich backe sie ohne Zucker, dein Rezept liest sich sehr fein!
LöschenMmmh, mit Räucherforelle - ebenfalls fein! Liebe Grüße! :-)
LöschenWow, das ist ja wirklich prächtig!
AntwortenLöschenHihi, danke :-)
LöschenWow, was für ein schöner Turm! Ich liebe Pâte à choux in allen Varianten! Deine verschiedenen Crèmen habe ich mir vorgemerkt. Nächste Woche kommen die zum Einsatz.
AntwortenLöschenDas würd mich freuen ... auch über Rückmeldung! :-)))
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