Wilder Avocado-Toast mit gefüllten Springkrautblüten - Rezept.
Wenn ich ehrlich bin:
Mir graut vor morgen. Neuwahlen. Und die Vorzeichen, sie stehen auf Repeat.
Von mir aus könnte es
ja unbegrenzt so weitergehen: Eine Expertenregierung arbeitet ruhig und bedacht
ihre Inhalte ab, parteipolitisch ist es ruhig (so herrlich ruhig!) und keine
menschgewordenen Kampfhähne schlagen sich gegenseitig die Köpfe ein oder das Hackl
ins Kreuz. Ach, schön wäre das.
Migration gab es
immer schon und wird es immer geben. Und Migrationshintergrund haben nicht nur
Menschen, sondern natürlich auch Pflanzen. Während ringsum die üppige
Blütenpracht des Sommers unübersehbar ihr Ende nimmt, blüht eine von ihnen
unverdrossen weiter: das Indische Springkraut. Vom Indischen Subkontinent aus fand es im 19. Jahrhundert seinen
Weg nach Europa – und steht nun mannshoch an Flussufern und in feuchten Wäldern.
Lange Zeit wusste ich nicht so recht, was ich mit ihm anfangen sollte und
schielte misstrauisch in seine Richtung. Ist es gut, dass es da ist? Oder
gehört es weg? Ist es giftig? Oder kann ich es vielleicht sogar nutzen?
Ich fand heraus: Die
Blätter des Indischen Springkrauts gelten als leicht giftig, laden aber
aufgrund ihrer geschmacklichen Eigenschaften ohnehin nicht zur kulinarischen
Verwertung ein. Ganz anders hingegen die Blüten und Samen: Beide können auf
vielfältige Art und Weise genossen werden. Spätestens an jenem Tag, an dem die
Begeisterung des Minimädels für die Aufplatzblume
ihren Anfang fand, habe ich also beschlossen, mich an dieser Pflanze zu freuen.
Ich mag ihre großen, aus- und einladenden Blüten, die Apfelmus Barbie-rosa
färben, ein Hingucker sind in jedem Salat und sich süß oder herzhaft füllen
lassen. Ich mag ihre wild aufspringenden Samenkapseln, die Kinder (und mich!)
stundenlang beschäftigen können. Und ich mag den Namen, den sie früher trug: Bauernorchidee.
Bin ich mit Freunden
in der Natur unterwegs und bietet sich die Gelegenheit, halte ich ihnen gerne
die Samen des Indischen Springkrauts unter die Nase. Niemand mag es so recht
glauben, dass man sie essen kann, so gut wie alle sind zu Beginn skeptisch.
Aber schließlich ist doch stets die Überraschung groß, wie herrlich diese Samen
schmecken, saftig und knackig und mit einem wunderbaren Walnussaroma.
Bleibt
neugierig!
Wilder Avocado-Toast mit gefüllten Springkrautblüten
Avocado-Toast – das war ja voll der Trend, angeblich.
Wie immer kriegte ich erst dann davon mit, als aus Trend bereits Mainstream
geworden war und Foodies längst anderes interessierte. Aber egal, auch wie
immer.
Ich mag meinen Avocado-Toast wild und bunt und
wunderbar, mit rustikalem Bauernbrot und gefüllten Springkrautblüten. Für den
besonderen Biss sorgen knackige Springkrautsamen, die uns gerade reichlich zur
Verfügung stehen. Es gibt sie in drei Farben: Weiß-gelblich (das sind die
jungen Samen), bräunlich (diese Samen sind schon etwas älter) sowie dunkelbraun
bis schwarz (reife Samen). Alle drei schmecken vorzüglich! Um sie zu sammeln,
umfasse ich ein Bündel an Samenkapseln mit der hohlen Hand und bringe sie dann
mit etwas Druck und kontrolliert in meiner geschlossenen Hand zum Platzen. Dann
gebe ich alles in ein mitgebrachtes Gefäß oder Sackerl und sortiere es zuhause
aus. Eine andere Erntemethode haben Karin und Renate hier beschrieben.
Zutaten für 2
Portionen
Für den Avocado-Toast
2 Scheiben Bauernbrot
Olivenöl
1 reife Hass-Avocado
Zitronensaft, Salz
und Pfeffer
Für die gefüllten Springkrautblüten
60 g Cashew-„Feta“
(ersatzweise normalen Feta verwenden)
1 Knoblauchzehe
1 EL Naturjoghurt 10
% Fett
1 Handvoll Kräuter: Basilikum,
Schnittlauch, Estragon, Giersch
½ TL Zitronensaft
Salz, Pfeffer
8 – 10 schöne große
Springkrautblüten, von blassrosa mit dunkelpink
Zum Anrichten und Garnieren
Springkrautsamen
Fleur de Sel
Pfeffer aus der Mühle
frische Kräuter
Zitronenscheiben
Das Bauernbrot
toasten. Jede Brotscheibe mittig schräg durchschneiden und dann eine Hälfte auf
die andere Seite drehen – die Schnittflächen so zusammenlegen, dass ein Herz
entsteht. Die Brotherzen auf Teller legen und mit einem Hauch Olivenöl
bepinseln.
Avocado halbieren und
den Kern entfernen. Das Fruchtfleisch herauslöffeln und in eine kleine Schüssel
geben. Mit einer Gabel nicht zu fein zerdrücken und mit Zitronensaft, Salz und
Pfeffer würzen. Auf die Brotherzen streichen.
Die Springkrautblüten
auf Insekten kontrollieren und beiseitelegen. Für die Füllung Feta, Knoblauch
und Kräuter grob hacken und gemeinsam mit dem Naturjoghurt mit dem Stabmixer
pürieren. Mit Zitronensaft, Salz und Pfeffer abschmecken.
Die Füllung in einen
Spritzbeutel mit langer, schmaler Tülle geben und die Blüten damit füllen.
Die gefüllten
Springkrautblüten auf den Broten arrangieren. Springkrautsamen darüber streuen.
Mit Fleur de Sel und frischem Pfeffer aus der Mühle würzen.
Mit
frischen Kräutern und Zitrone garnieren.
Lustig, gerade vorher habe ich beim Spazierengehen mit den platzenden Kapseln gespielt. Ich fand diese Blüte immer schön als Bereicherung unserer ansonsten farb-armen Wälder. Danke für dein Plädoyer für die Bauernorchideen - und dass man sie sogar essen kann! Es gibt ja wahrlich genug. Liebe Grüße und ich drücke die Daumen für morgen.
AntwortenLöschenDas Daumendrücken hat geholfen - das ist noch mal gut gegangen :-)))
LöschenLiebe Maria,
AntwortenLöschenvielen Dank für diesen informativen Artikel :-) ! Ich wusste bisher nicht, wie diese Pflanze überhaupt heißt oder was das ist. Und schon gar nicht, dass man die Samen essen kann :-) ! Toll. Wieder was dazu gelernt. Das ist perfekt für meinen Sammeltrieb :-) !
Liebe Grüße
Eva
Dann auf in den Springkrautwald, es gibt noch reichlich :-) Alles Liebe, Eva!
LöschenDer Name Bauernorchidee gefällt mir, das klingt, als wäre die Pflanze immer schon bei uns und kein invasiver Neophyt. Ich wusste, dass man die Samen essen kann, nur hab ichs nie probiert, danke für die Anregung!!
AntwortenLöschenlg
Na bitte :-) Der Name gefällt mir auch soooo!
LöschenDas ist ja spannend, die tollen Infos rund um das indische Springkraut. Wenn ich es das nächste Mal sehe, werde ich es mit ganz anderen Augen anschauen. Deinen Avocado-Toast mit den gefüllten Blüten möchte ich zu gerne probieren.
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Sigrid
Das freut mich, wenn ich dich zu einer Springkrautjagd verführen kann demnächst :-) Liebe Grüße!
LöschenAuch wenn ich kein Freund von Avocado bin, teile ich viele deiner Gedanken und das (Brot-)Herz, das erfreut mich so sehr!
AntwortenLöschenWie schön :-) Kommt halt Kräutertopfen auf dein Brotherz, oder?
LöschenAlles Liebe!
Natürlich musste ich deinem Link folgen und hab das entzückende Video gesehen, wie die Kapsel platzt. Ich bin begeistert!
AntwortenLöschenDein Brotherz mag ich sehr.
Das freut mich liebe Susi :-)))
LöschenSpringkrautblüten und -samen kann man tatsächlich verwenden? Das ist ja toll! Ich finde die Blüten so wunderschön, sind meistens die einzigen Farbtupfer neben den Radwegen.
AntwortenLöschenDanke für den wunderschönen Beitrag, deine Gedanken und natürlich das Rezept!
Liebe Grüße, Julia
Sehr gerne, liebe Julia!!!
LöschenDas Springkraut und ich haben eine Hass-Liebe, weil die Blüten gar soooo stinken, das ist ein Überbleibsel (mit der Aloe Vera) meiner Schwangerschaften, dass ich sie nimmer riechen kann, aber dafür mag ich die Samen sehr gerne und hau mir gerne ein großes Löffelchen ins Müsli. Dein Avocado-Brot schaut herzhaft lecker aus, das mach ich auf alle Fälle nach - nur die Blüten, werde ich mit Kapuzinerkresse ersetzen.
AntwortenLöschenliebe Grüße Uli
Echt, du findest, sie stinken??? Das ist mir ja auch noch nicht untergekommen ;-)))
LöschenAber ja, für die Kapuzinerkresse hast du - natürlich - meinen Segen :-)
Liebe Grüße!
Also, ich mags nicht, das Springkraut. Drückt mir immer alle Bäumchen nieder, die ich im Wald pflanze. Aber immer noch besser als die stacheligen, widerhakigen Brombeerstauden im Wald :-)
AntwortenLöschenHaha, das stimmt auch wieder ;-)
LöschenLiebe Grüße!