Storytelling:Mühlviertler Sonnwendnudeln

*** EINGEREICHT BEIM AUSTRIA FOOD BLOG AWARD IN DER KATEGORIE "BESTES REGIONALES REZEPT" IN KOOPERATION 

MIT ADEG ***

Lebhaftes Grün und süß duftende Blüten machen meine Spaziergänge gerade zu kleinen Abenteuern. Johanniskraut, Königskerze, Steinklee, Ringelblumen und das echte Labkraut strahlen mit der Sonne um die Wette. Mädesüß, Frauenmantel und Schafgarbe erfreuen mein Auge und der Sunnwendhansl hat seine Blütenstände pünktlich zur Sonnenwende braun verfärbt. Und auch die Strahlenlose Kamille fehlt nicht, ein ananasduftendes, unscheinbares Kräutlein, das ganz frisch mein Herz verzaubert hat und zu einer meiner Lieblings-Sommerpflanzen wurde.

Der Sommer bringt Wärme und Fülle. Die Natur lockt mich ins Freie und ich folge gerne ihrem Ruf, wohlwissend, dass ich ihr eigentlich gleichgültig bin. Sie braucht mich nicht – aber umgekehrt sieht es so anders aus.

In der Natur fühlen wir uns wohl, weil sie kein Urteil über uns hat.

Friedrich Nietzsche

Wildpflanzen erzählen Geschichten. Geschichten, die mich verbinden mit der Natur und der Erde. Wenn ich hinhöre, spüre ich Kraft und Vitalität, den Puls des Lebens. Wenn ich sie sammle, weiß ich, dass sie mir dabei helfen, vertrauensvoll in die Zukunft zu schauen.

Mühlviertler Sonnwendnudeln ǀ Sterznudeln

Habt ihr die Sonnenwende gefeiert? Mit einem Blumenkranz im Haar, einem Tanz ums Freudenfeuer? Habt ihr ein Sonnwendsträußerl gebunden oder Sonnwendkrapfen gebacken?
Für ein richtiges Fest fand ich heuer leider keine Zeit – aber ich habe ein sehr einfaches, traditionelles Mühlviertler Rezept ausprobiert, das – haltet euch fest! – immer schon vegan war: Sterznudeln. Die Zubereitung ähnelt ein wenig den Mohnnudeln und mutet vielleicht ein wenig komisch an – aber der Teig gelingt gut und die Nudeln schmecken köstlich!
Je nachdem, wie ihr sie dann weiterverarbeitet, bleibt das Gericht vegan oder auch nicht. Nach dem Formen können die Nudeln nochmals in Salzwasser gekocht oder aber in Butter oder Öl gebraten werden. Man kann sie süß (wie Mohnnudeln, Nussnudeln) oder auch salzig (mit Sauerkraut oder als Beilage) servieren.
Wenn ihr sie zubereitet, denkt an mich – dann nehmen wir im Geiste nebeneinander den Platz ums Feuer ein und lassen unser Licht gemeinsam leuchten.

Zutaten für 2 Portionen

Für die Nudeln
2 l Wasser
250 g glattes Mehl

Für die Kurkuma-Zitronen-Creme
125 g Sauerrahm
¼ TL Kurkuma gemahlen
abgeriebene Schale von ½ Zitrone
1 Spritzer Zitronensaft
Salz
weißer Pfeffer

Außerdem
Öl und/oder Butter zum Braten

Zum Anrichten
gehackte Petersilie
Zitronenzesten
Sommerblüten (z. B. Königskerze, Steinklee, Labkraut, …)

1. Für die Sterznudeln das Wasser in einem Topf aufkochen und salzen. Das Mehl aus der Schüssel auf das Wasser gleiten lassen, dabei aber – wichtig! – nicht umrühren. Nun mit einem Kochlöffelstiel 4 – 5 Mal durch das Mehl bis zum Topfboden durchstehen. An diesen Stellen kocht nun das Wasser nach oben. Die Hitze etwas reduzieren und das Ganze etwa 20 Minuten köcheln lassen (hier weiß ich nicht, ob mit oder ohne Deckel besser ist – bei diesem ersten Versuch habe ich ohne Deckel köcheln lassen).

2. Die Mehlklumpen mit Hilfe eines Siebschöpfers auf die Arbeitsfläche geben – es sind noch einige kleine Mehlnester sichtbar, was in Ordnung ist. Die Teigverarbeitung soll nun so rasch wie möglich geschehen, denn die Nudeln lassen sich aus kaltem Teig nicht mehr formen. Aber Achtung! Heiß!

3. Ich habe zunächst die Masse mit einem Kochlöffel etwas zerteilt. Sobald sie überkühlt genug war, dass ich sie anfassen konnte, habe ich sie rasch zu einem schönen, glatten Teig verknetet. Aus dem Teig Rollen formen, Stücke abstechen und dann daraus Nudeln formen.

4. Etwas Butter und Öl in einer beschichteten Pfanne erhitzen und die Nudeln darin bei mittlerer Hitze von allen Seiten knusprig braten.

5. Währenddessen für die Creme alle Zutaten glattrühren und abschmecken.

6. Pro Person 2 EL Creme auf die Teller aufstreichen, dann die knusprigen Nudeln darauf platzieren. Die restliche Creme darauf verteilen. Mit Petersilie und Zitronenzesten bestreuen und mit Sommerblüten garnieren.

Diese Nudeln erinnern mich an eines der Lieblingsgerichte aus meiner Kindheit: Gebratene Erdäpfelnudeln mit Sauerrahm. Meine Kinder lieben sie ebenfalls und waren auch von den Sterznudeln sehr angetan. Es überrascht und fasziniert mich immer wieder, dass ihnen das einfachste Essen oft am besten schmeckt.

Der Sommerfaden

Da fliegt, als wir im Felde gehen,

ein Sommerfaden über Land,

ein leicht und licht Gespinst der Feen,

und knüpft von mir zu ihr ein Band.

Ich nehm ihn für ein günstig Zeichen,

ein Zeichen, wie die Lieb es braucht,

o Hoffnungen der Hoffnungsreichen,

aus Duft gewebt, von Luft zerhaucht!

Ludwig Uhland (1787 – 1862)

Inspiration: Mühlviertler Küche von Georg Friedl.