Wer eine Krause Glucke findet, so sagt man, ist ein Glückspilz. Denn dieser wunderbare Sonderling des Herbstwaldes ist selten – und schmeckt besser als jedes Wiesenhendl aus Bio-Freilandhaltung. Glückstechnisch gesehen war vergangene Woche also Ostern und Weihnachten zusammen – nur eben im Oktober.
Schon von weitem leuchtete der ockerfarbene Schwamm durch das Gehölz. Am Fuße einer Föhre hatte er sich breit gemacht und lud uns geradezu ein, ihn zu holen. Vorsichtig schnitten wir ihn aus der Erde und trugen ihn stolz nach Hause. Beinahe ein ganzes Kilogramm brachte er auf die Waage – eine Menge für mindestens zwei Mahlzeiten für unsere große Familie.
Die Krause Glucke oder auch Fette Henne ist in vielerlei Hinsicht einzigartig. Schon rein optisch: Ihr Fruchtkörper besteht aus unzähligen Windungen und Kräuselungen, die an einen Schwamm oder eine Koralle erinnern. Und auch sonst ist sie mit nichts zu vergleichen. Sie riecht mild, süßlich und morchelartig, die Textur ist zart und knackig zugleich und überhaupt – ihr Geschmack: Fein und edel, elegant, unaufdringlich. Ein Speisepilz, der sich bescheiden gibt, aber für mich zu den ganz Großen zählt.
Die Fette Henne wächst immer unter Nadelbäumen, denn sie lebt als Parasit auf lebendigem Holz. Hast du einen Platz entdeckt, dann merke ihn dir gut – die Chancen stehen nicht schlecht, dass am selben Baum im Jahr darauf wieder eine Krause Glucke erscheint. Vorausgesetzt natürlich, du hast sie vorsichtig genug aus der Erde gelöst!
Einen Nachteil gibt es aber doch: das Putzen. Die unzähligen kleinen Verästelungen sind seeehr mühsam zu reinigen – Tannennadeln, Moos und Erdreste verstecken sich in den hintersten Winkeln. Da heißt es: Augen auf und durch. Am besten brichst du den Pilz in kleine Stücke und reinigst ihn vorsichtig mit einer Pilzbürste oder mit deinen Fingern unter sanft laufendem, lauwarmem Wasser. Es hilft übrigens enorm, wenn du dabei immer daran denkst: Du bist ein Glückspilz!
Gebackene Krause Glucke
Für dieses Gericht brauchst du kein Rezept, nur eine kleine Anleitung: Etwa handtellergroße Stücke von der Krausen Glucke panierst du wie gewohnt – zunächst in Mehl tauchen, dann in versprudeltes und gesalzenes Ei und zuletzt in Semmelbröseln wenden. Dann wird die Krause Glucke in Öl schwimmend ausgebacken – ein Vorteil dieses ist hier übrigens auch, dass sie sich nicht so mit Fett vollsaugt, wie man das von anderen Pilzarten kennt.
Auf Küchenkrepp abtropfen lassen und mit Zitronenspalten, Saucen und Beilagen nach Geschmack servieren.
Und natürlich möchte ich dir auch nicht vorenthalten, was ich mit dem Rest der Fetten Henne angestellt habe. Aus ihr wurde eine köstliche Pastasauce! Nämlich so:
Den zerkleinerten Pilz schwitzt du in einer Mischung aus Öl und Butter einige Minuten lang an. Dann staubst du mit etwas Mehl und gießt mit reichlich Obers und etwas Gemüsesuppe auf. Aufkochen und eindicken und einige weitere Minuten schön durchziehen lassen. Mit Salz, Pfeffer, Zitronensaft und –schale und vielleicht ein wenig Knoblauch würzen. Zu Pasta servieren - göttlich!
Du möchtest durch weitere Pilzgerichte stöbern? Hier kommen meine 5 Lieblingsrezepte am Blog:
- Carpaccio vom Kräuterseitling
- Parasol-Burger Deluxe
- Haselnuss-Grünkern mit Pilzen und Zucchini
- Mühlviertler Feuerflecken mit Eierschwammerl und Lauch
- Veggie-Faschiertes
Weil heute nicht nur Ostern und Weihnachten ist, sondern gestern auch das Erntedankfest bei uns gefeiert wurde, möchte ich dir einen kleinen Impuls mitgeben. Eine Möglichkeit, wertschätzend mit dem umzugehen, was du auf deinem Teller hast. Eine Möglichkeit, Danke zu sagen für das, was oft so selbstverständlich ist:
Du sitzt bei Tisch. Vor dir steht dein Essen, das du sorgsam auf einem Teller angerichtet hast. Betrachte es still und genau: Wie viele Farben siehst du? Welche Formen kannst du erkennen? Dann riech einmal: Macht dir der Duft Appetit? Und dann schmeck dein Essen: Ist es warm oder kalt? Welche Konsistenz hat es? Schmeckst du einzelne Gewürze heraus, ist es salzig oder süß? Nimm alles wahr, ganz bewusst. Nun bedanke dich für dein Essen, laut oder leise – bei dir selbst, bei der Natur oder bei dem, der es zubereitet hat. Sag Danke für diese Speise. Sie nährt dich, macht dich satt und glücklich. Sag Danke wie für ein Geschenk, das du erhalten hast. Lerne, den Wert deines Essens zu schätzen. Denn was du schätzt, schmeißt du nicht weg. Du lagerst es im Kühlschrank für den nächsten Tag. Oder du nimmst es vom Restaurant mit nach Hause und isst es später auf.
DANKE, dass du hier bist.
DANKE, dass du ein Teil bist von Das Mädel vom Land.
Hatte noch nie das Vergnügen, eine Krause Glucke im Wald zu erspähen. Dafür massig Fliegenpilze, die ich natürlich stehen lasse, aber jedesmal staunend bewundere. Und zum Thema Dankbarkeit: Ich glaube jeder, der einen Teil seiner Nahrung selbst anbaut oder beschafft, weiss wie abhängig man von der Natur ist und wie dankbar man für die Ernte/Beute sein sollte. Bei uns waren dieses Jahr zum Beispiel alle Äpfel verwurmt, Karotten und Dill blieben unterdurchschnittlich klein. Aber dafür produzierte die Schnittzichorie halbmeterlange Blätter, fühlte sich pudelwohl und wuchs nach jedem Schnitt blitzschnell wieder nach. Natürlich nur ein Tropfen auf den heissen Stein in Sachen Selbstversorgung. Trotzdem waren wir für jede Salatportion dankbar - weil eben keineswegs selbstverständlich.
AntwortenLöschenDamit hast du mit 100%iger Sicherheit recht. Wenn man für sein Essen mehr "tut", als es bloß im Supermarkt zu kaufen, steigt sein Wert ganz automatisch ...
LöschenSo ein Hennile ist mir im vergangenen Jahr erstmals untergekommen. Fazit: Sehr schmackhaft, aber was! Für! Eine! Arbeit! Ich habe mich ernsthaft gefragt, ob ich die nächste doch stehen ließe. Heuer und wesentlich weiter nördlich gab es unerwartet viele und wesentlich wartungsärmere Schwammerl. So oder so: herrlich!
AntwortenLöschenAlles Liebe
Charlotte
Ja stimmt, es ist richtig viel Arbeit. Ich beneide dich um deinen Schwammerlfund!
LöschenAlles Liebe :-)
Maria
Krause Glucke habe ich im Wald schon öfter gesehen, aber nie mitgenommen, weil sie so schön sind, und auch nie gegessen.
AntwortenLöschenIch glaube auch, wer Lebensmittel selbst geerntet, gesammelt (auch, von mir aus, gefangen oder geschossen) bzw. überhaupt selbst zubereitet hat, wird diese mehr wertschätzen als anonymes Industriefood. Das schmeißt man leichter weg...
lg
Genauso ist es ... Nimm doch das nächste Mal, wenn du eine siehst, etwas mit, vielleicht nur eine Kleine. Du musst sie probieren!
LöschenAlles Liebe!
Liebe Maria,
AntwortenLöschendu kannst nur ein Glückspilz sein, wenn du solch eine wunderbare Krause Glucke gefunden hast. Zwei Stück fand ich bisher im Laufe vieler Jahre und war total begeistert von Ihnen. Sie schmecken genauso köstlich, wie Du es beschrieben hast.
Liebe Grüße
Sigrid
Ich freu mich, dass du auch zu den Glückspilzen gehörst :-) Bei mir waren es auch zwei bisher!
LöschenAlles Liebe,
Maria
Besten Dank, wir haben das Essen gestern begeistert essen dürfen;)
AntwortenLöschenGrüße
Stefan
Schön :-)
LöschenIch bin leider kein solch krauser Gluckenglückspilz. Aber ich halte die Augen offen, vielleicht kann ich das irgendwann ja auch mal genießen. Liest sich verführerischst, sieht auch so aus. :)
AntwortenLöschenLieber Ole,
Löschenjetzt, wo du weißt, wonach du Ausschau halten willst, ist es vielleicht einfacher, eine Glucke zu sichten. Ich wünsch dir viel Glück!
Alles Liebe!
So eine schöne Krause Glucke! Leider habe ich die erst ein einziges Mal gegessen. Und gefunden hab ich schon gar nie eine bisher.
AntwortenLöschenSie sind und bleiben etwas Besonderes! Das macht sie auch so einzigartig ♥
LöschenLiebe Grüße zu dir!