Montag, 6. Februar 2023

Willst mich pflanzen?
Hafermilch* und Haselnussmilch* selbstgemacht

Haselnussmilch in einer kleinen Glasflasche.
Selbstgemachte Hafermilch und Haselnussmilch - Rezept. 
Die Bedeutung eines Wortes ist seine Verwendung in der Sprache. Hätte Ludwig Wittgenstein geahnt, welche Dramen sich irgendwann einmal um das Wörtchen Milch abspielen würden, vermutlich hätte er sowas von den Kopf geschüttelt.

Genau wie Wittgenstein finde auch ich nichts dabei, Bezeichnungen wie Hafermilch oder Mandelmilch zu verwenden. Uah, upsi … das darf ich ja eigentlich gar nicht sagen. Pflanzendrink muss es heißen, niemals Milch. Das sagt das Gesetz, aber … In meinem täglichen Sprachgebrauch heißt das nun mal so, was soll ich machen. Hier habe ich euch schon mal davon erzählt.

Der Streit um die Bezeichnung Milch hat in den letzten Jahren teils unterhaltsam-komischen, teils schon etwas befremdlichen Charakter angenommen. Es gab Unterschriftensammlungen und Petitionen, Verstimmungen unter den Herstellern, man redete von Zensur und warnte vor den Folgen, Milchköniginnen sprachen (teils eher unreflektierte) Machtworte. Ach, die Geschichte ist lang, sehr lang. Im Netz findet ihr Unmengen an Infos dazu – googelt Worte wie Bezeichnungsschutz Milch oder Änderungsantrag 171, falls ihr euch vertiefen wollt.

Hafermilch in einem weißen Emaille-Küchenmaß.Haselnussmilch in einer kleinen Glasflasche.

Haselnussmilch in einer kleinen Glasflasche.Hafermilch in einem weißen Emaille-Küchenmaß.

Natürlich haben beide Seiten ihre Argumente. Milchproduzenten sehen die Aufrechterhaltung der bäuerlichen Strukturen gefährdet, argumentieren mit Täuschungsschutz und fordern ehrliche Produktnamen für pflanzliche Alternativen: Ein Marketing, mit dem das Original erst in Verruf gebracht und dann in der Bezeichnung kopiert wird, ist unlauter und eine merkwürdige Form der Trittbrettfahrerei, schrieb der Deutsche Bauernverband in einer Aussendung. Gut begründet, finde ich.

KonsumentenschützerInnen, NGOs und die Hersteller von pflanzlichen Produkten meinen andererseits, der Bezeichnungsschutz für tierische Milch und Milchprodukte sei nicht mehr zeitgemäß, vor allem in Hinblick auf die Klimakrise, für deren Bewältigung ein stärkerer Fokus auf pflanzliche Ernährung wichtig sein kann. Und: Konsumenten seien heute mündig und gut informiert! Dass Hafermilch aus Hafer und nicht aus Kuhmilch sei, erkläre sich schon rein semantisch. Ja, find ich auch.

Dennoch ist es mir passiert: Kürzlich kaufte ich mir aus Neugier ein Joghurt, das neu war im Kühlregal. Darauf stand: Hafer + Mandel. Ich ging sowas von fix von einem pflanzlichen Produkt aus! Daheim stellte ich fest: Kuhmilchjoghurt, mit Haferflocken und Mandelstückchen. Ähm, ja. Irreführung geht also auch umgekehrt. Und überhaupt frag ich mich: Warum dürfen bei euch in Deutschland die Fleischlaberl eigentlich Pflanzerl heißen? Das passt ja irgendwie auch nicht … so recht.

Ich denke, Pflanzenmilch soll kein Ersatz sein, sondern eine Alternative. Kein oder, sondern ein und. Konkurrenzprodukte sollen sich nicht gegenseitig abwerten und Sprache sowie Sprachgebrauch sollen sich auch verändern dürfen. Außerdem: Es ist ein Wort. Nur. Ein. Wort.

Haselnussmilch in einer kleinen Glasflasche.Hafermilch in einem weißen Emaille-Küchenmaß.

Hafermilch in einem weißen Emaille-Küchenmaß.Haselnussmilch in einer kleinen Glasflasche.

Selbstgemachte Hafermilch*


Hafermilch selbst zu machen, kann ganz schön tricky sein. Es existieren Unmengen an Anleitungen im Netz und mit den meisten davon produziert man vor allem eins: Schleim. Das klingt richtig ungustiös und ist es irgendwie auch – die Konsistenz ist zwar typisch für Hafer, will ich aber bei einer Milchalternative einfach nicht haben. Was also tun?
Mittlerweile gibt es fertige Enzymlösungen zu kaufen, mit denen perfekte, süßlich-cremige und völlig glatte Haferdrinks gelingen (sollen). Hab ich nicht ausprobiert – aber recherchiert und ein wenig herumprobiert. Und schließlich das für mich perfekte, völlig unschleimige Rezept gefunden – auch das Minimädel war begeistert und verlangte nach mehr! Die Herstellung verlangt ein wenig Know-How und das Verlassen altbekannter Pfade – aber es lohnt sich. Ich erkläre euch genau, wie es geht.
Meine Hafermilch ist cremig und glatt und perfekt für den Kaffee, für Porridge oder Overnight Oats, für Palatschinken oder zum Backen.


Zutaten für etwa 0,7 Liter

75 g Haferflocken
750 g kaltes Wasser
2 TL Ahornsirup
½ TL Vanille-Extrakt
1 Prise Salz

1. Alle Zutaten in den Standmixer geben und für 30 Sekunden (nicht länger!) auf höchster Stufe mixen, bis die Flüssigkeit weißlich und cremig ist.

2. Einen Nussmilchbeutel über einer Schüssel platzieren und die Mischung eingießen. Die Flüssigkeit durchrinnen lassen. Danach nicht ausdrücken, auch wenn an der Oberfläche des Tresters noch etwas Flüssigkeit steht! Das Ziel ist hier – im Gegensatz zu anderen Pflanzenmilchsorten – die Mischung so wenig wie möglich zu drücken und auszuquetschen.

3. Für ein besonders glattes Ergebnis wird die Hafermilch nun ein zweites Mal gefiltert. Den Nussmilchbeutel ausleeren und den Trester beiseite geben. Nussmilchbeutel auswaschen und wieder über einer Schüssel platzieren. Hafermilch eingießen und nochmals durchlaufen lassen. Wiederum: Nicht drücken, nicht quetschen. Alles, was im Nussmilchbeutel bleiben will, soll auch dort bleiben.

4. Nussmilchbeutel samt Trester entfernen und die Hafermilch nach Geschmack noch nachsüßen.

5. Hafermilch in eine Flasche abfüllen und kühl aufbewahren.

Tipps und wichtige Infos
  • Mixe die Zutaten wirklich nur 30 Sekunden und behandle die Mischung so sanft wie möglich. Sonst: Schleimgefahr!
  • Ich finde die Milch direkt nach der Herstellung schon extrem köstlich. Wenn du sie über Nacht in den Kühlschrank stellst, wird ihr Geschmack noch milder und weniger getreidig.
  • Es ist normal, dass sich die festen von den flüssigen Bestandteilen separieren, wenn die Milch im Kühlschrank steht. Das ist bei Hafermilch sogar von Vorteil, denn die potentiell schleimigen Stoffe sitzen unten bei den Feststoffen. Am besten also schüttelst du sie nicht, bevor du sie verwendest. Oder: Schüttle sie, wenn dir danach ist. Probier einfach aus, wie sie dir am besten schmeckt.
  • Hafermilch bleibt im Kühlschrank 3 – 4 Tage frisch.
  • Hast du schon mal gut gekühlte Hafermilch mit ein paar Eiswürfeln probiert?
  • Den Trester kannst du zum Backen, im Porridge oder Müsli oder als Basis für einen Aufstrich verwenden. Vermutlich freut sich auch dein Hund (oder dein Pferd!) über eine Extraportion Hafer im Futter.

Haselnussmilch in einer kleinen Glasflasche.

Selbstgemachte Haselnussmilch*


Köstlicher als selbst gemachte Haselnussmilch - das geht gar nicht mehr. Oder doch: Statt die Haselnüsse einzuweichen, könnt ihr sie auch im Ofen rösten, die Haut abrubbeln, abkühlen lassen - und dann daraus die Haselnussmilch machen. Herrlich!

Zutaten für etwa 1 Liter

140 g Haselnüsse
1 Liter Wasser
1 kräftige Prise Salz
1 – 2 weiche Datteln

1. Haselnüsse und reichlich Wasser in eine Schüssel geben und über Nacht einweichen.

2. Am nächsten Tag abseihen und gut spülen. Gemeinsam mit dem Liter Wasser, Salz und Datteln in den Mixbehälter geben und auf höchster Stufe 30 – 60 Sekunden mixen.

3. Einen Nussmilchbeutel über einer Schüssel platzieren und die Flüssigkeit eingießen. Ablaufen lassen und den Trester sehr gut ausdrücken.

4. Nussmilch in eine Flasche abfüllen und kühl aufbewahren.

Tipps
  • Haselnussmilch bleibt im Kühlschrank 3 – 4 Tage frisch. Vor Verwendung gut schütteln.
  • Der Haselnusstrester kann wie auch der Hafertrester verbacken (Brot, Kekse, etc.) oder im Müsli oder Porridge verwendet werden.

Mehr Pflanzenmilchrezepte hier am Blog:
 
Haselnussmilch in einer kleinen Glasflasche.

*Der Begriff Milch ist gesetzlich geschützt für tierische Erzeugnisse. Im allgemeinen Sprachgebrauch wird es jedoch auch für pflanzliche Milchalternativen gerne und überwiegend verwendet. Mittels Sternchen weise ich darauf hin, dass es sich bei den Rezepten um pflanzliche Getränke handelt.

11 Kommentare:

  1. Liebe Maria,
    was für eine schöne Anleitung, ich muss sie unbedingt ausprobieren. Sprache verändert sich halt, ich nutze ebenfalls am liebsten das Wort Hafermilch und drinke sie sehr viel lieber als Milch, die heutzutage doch meist totgekocht wird.
    Liebe Grüße
    Sigrid

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Liebe Sigrid!
      Wir holen uns die Rohmilch direkt vom Biobauern, die schmeckt natürlich auch :-) Aber ich muss schon sagen, das ich Pflanzenmilch immer mehr zu schätzen weiß ...
      Alles Liebe!
      Maria

      Löschen
  2. Dein Hafermilchrezept klingt famos. Hier ist kürzlich so'n Hafermilchmacher eingezogen. Minimal haferschleimig war das Ergebnis, aber hey, es ist halt Hafer. Das probier' ich aber mal aus. Auch wenn ich das dann im Zweifel eher allein trinken darf, weil die andere Hälfte neben Histamin auch keine Fruktose verträgt und Ahornsirup voll davon ist. Ich selbst wiederum vertrag' ja leider keine Haselnüsse. Aber spannender und wundervoll fotografierter Artikel. Und Wittgenstein mittenmang: Chapeau!

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Klingt nach viel Spaß in der Küche ;-) Ich bin froh, dass hier zwar vieles nicht gemocht, dafür aber alles vertragen wird ... Alles Liebe!

      Löschen
  3. Ich gestehe, dass ich mich mit Pflanzenmilch nicht anfreunden kann. Ich kann sie nicht aufschäumen für Cappucino und manches Mal flockt sie dann auch noch aus im Kaffee. Und vor allem: Sie schmeckt halt schon anders. Aber ich brauch auch sehr wenig, daher mache ich mir nicht besonders viele Gedanken.

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Da hast du sicher recht, liebe Susi. Und ja, sie schmeckt anders, aber das darf sie ja auch. Ist eben keine Kuhmilch :-) Alles Liebe zu dir!

      Löschen
  4. Ich trinke mittlerweile meinen Kaffee lieber mit Hafermilch (da bekommt er mir auch besser), aber im schwarzen Tee brauche ich tatsächlich die echte Milch. Dass man pflanzliche Milch anscheinend einfach selber machen kann, ist ja interessant! Einzige Frage: Was ist ein Nussmilchbeutel? Ich würde vermutlich einen Kaffeefilter nehmen.
    Danke für das tolle Rezept!
    Liebe Grüße, Sabine B.

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Liebe Sabine,
      ein Nussmilchbeutel ist speziell für die Herstellung von Pflanzenmilch gemacht. Er besteht aus sehr feinem, aber auch sehr strapazierfähigem Gewebe, welches das viele "Herumgedrücke" auch aushält. Wenn du vorhast, viel Pflanzenmilch selbst zu machen, lohnt sich die Anschaffung. Ansonsten tut es auch ein Geschirrtuch oder Ähnliches.
      Alles Liebe!
      Maria

      Löschen
  5. Hallo Maria, weisst du, ob man Pflanzenmilch "einrexen" kann?
    Wenn ja, wäre es praktisch für Vanillesauce auf Vorrat. Leider geht es ja mit echter Milch nicht :(.
    Liebe Grüsse und Danke für Deine tollen Rezepte
    Angelika

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Liebe Angelika,
      es tut mir leid, dass ich mich erst so spät melde ... das "real life" hat mich grad voll im Griff ...
      Also ob man Pflanzenmilch "einrexen" kann, weiß ich nicht. Grundsätzlich müsste es gehen, denn UHT-Pflanzenmilch ist ja im Handel sehr üblich. Daher denke ich, dass es auch daheim möglich sein müsste ... Grübel ;-)))
      Ich fürchte, da hilft nur ausprobieren ... :-)
      Alles Liebe zu dir!
      Maria

      Löschen
    2. Die "Verspätung" macht nix 😉. Das echte Leben ist wichtiger!
      Ich werde es mal mit gekaufter Pflanzenmilch versuchen und Bericht erstatten. Liebe Grüsse

      Löschen

Über Kommentare freue ich mich immer. Herzlichen Dank dafür!
Hinweis: Mit dem Abschicken deines Kommentars erklärst du dich damit einverstanden, dass der von dir geschriebene Kommentar sowie personenbezogene Daten, die damit verbunden sind (beispielsweise Username, Mailadresse, IP-Adresse), an Google-Server übermittelt werden.
Mehr Informationen dazu findest du in meiner Datenschutzerklärung und in der Datenschutzerklärung von Google.