Donnerstag, 21. Dezember 2023

Der kürzeste Tag:
Thomaswecken

Ein Kind hält den fertig gebackenen Thomaswecken in seinen Händen. Der Wecken ist mit Tannenzweigen und einem Goldband verziert.
Thomaswecken - Rezept. 
Jetzt wird es jeden Tag spannender, denn bald ist Weihnachten. Meine Kinder sind aufgeregt, nur noch den Christbaum holen und das Lebkuchenhaus verzieren, letzte Arbeiten vor dem großen, so lange ersehnten Abend. Ich freu mich auch – aber heute ist erstmal noch Zeit für eine andere Feierlichkeit: die Wintersonnenwende. Es ist die längste Nacht und damit auch der kürzeste Tag des Jahres. Ab morgen geht’s wieder bergauf, dem Licht entgegen.

Die Wintersonnenwende wird vielerorts mit einem Sonnwendfeuer begangen – eine Tradition, die man auch im Kleinen feiern kann. Dazu stimmungsvolle Adventdekoration, ein buntes Kekserlteller, das Ausräuchern der Wohnräume oder einfach ein ganz bewusstes Zur-Ruhe-Kommen nach der oft stressigen Vorweihnachtszeit. Leider hat uns der Regen dieses Jahr einen Strich durch die Rechnung gemacht – mit dicken Tropfen trug er auch die letzten Schneereste mit sich fort und an ein Feuer war nicht zu denken.

Aber halt, da ist ja noch etwas: Der 21. Dezember ist auch der Gedenktag des Apostels Thomas. Lange Zeit war es Brauch in manchen Gegenden Oberösterreichs, rund um den Thomastag spezielle Wecken zu backen. Dieses Gebäck wurde Thomaswecken oder auch Armeleut-Wecken genannt und war eine Gabe der Bauern an die Bettler der Umgebung. Ich kann mich nicht erinnern, dass bei uns zuhause jemals solche Wecken gebacken wurden – aber an einen Bettler erinnere ich mich doch noch in ganz blassen Bildern: Der Fechter ist da!, hieß es dann und wir Kinder bestaunten den Mann, der da vor unserer Haustür auf der Bank saß, Most trank und um ein paar Schilling fragte.

Ein Kind formt mit seinen Händen einen Thomaswecken.Ein Kind formt mit seinen Händen einen Thomaswecken.

Thomaswecken fertig geformt auf einem Holzbrett, ungebacken.Ein Kind hält den fertig gebackenen Thomaswecken in seinen Händen. Der Wecken ist mit Tannenzweigen und einem Goldband verziert.

Thomaswecken


Dieses Rezept für Thomaswecken habe ich im Buch Natürlich Backen von Anna Pevny entdeckt. Die Wecken sind simpel und fein zugleich und am besten haben sie uns lauwarm geschmeckt. Aber das eigentlich Schöne und Spannende an ihnen ist die Zubereitung. Lest nach und lasst euch überraschen!

Zutaten für etwa 5 Stück

500 g glattes Weizenmehl Type 700
25 g zimmerwarme Butter
25 g Honig oder Zucker
20 g frische Hefe
½ TL Salz
300 ml lauwarme Milch

1. Alle Zutaten in die Rührschüssel der Küchenmaschine einwiegen und mit dem Knethaken zu einem glatten und geschmeidigen Teig verkneten, der sich von der Schüsselwand löst (etwa 10 Minuten).

2. Zugedeckt etwa 1 – 2 Stunden ruhen lassen, bis sich das Volumen in etwa verdoppelt hat.

3. Den Teig auf die leicht bemehlte Arbeitsfläche kippen und in 5 Teile teilen. Teiglinge zu Kugeln schleifen und zugedeckt 10 Minuten entspannen lassen.

4. Nun wird jeder Kugel die Luft herausgeklopft, bis sie eine längliche, flache Form hat. Das Herausklopfen hat dabei eine besondere Bedeutung: Gute oder weniger gute Erinnerungen des vergangenen Jahres werden be- und hoffentlich auch verarbeitet.

Thomaswecken fertig geformt auf einem Holzbrett, ungebacken.Ein Kind formt mit seinen Händen einen Thomaswecken.

5. Dann wird der Teigfladen mit Schwung (Huhu, neues Jahr! Ich freue mich auf dich!) mit nur einer Hand in der Mitte der Längsseite zusammengerollt. So wird jeder Wecken anders und einzigartig.

6. Die fertigen Wecken auf mit Backpapier ausgelegte Bleche legen, mit einem Küchentuch abdecken und etwa 20 Minuten gehen lassen. Das Backrohr auf 220 °C Ober-/Unterhitze vorheizen.

7. Wecken mit Wasser besprühen und nacheinander in den vorgeheizten Ofen schieben. Sofort die Hitze auf 180 °C zurückschalten und die Wecken etwa 20 Minuten goldgelb backen.

8. Direkt aus dem Ofen nochmals mit Wasser besprühen und dann auf einem Kuchengitter abkühlen lassen.

Ein Kind formt mit seinen Händen einen Thomaswecken.

Übrigens war auch die Thomasnacht etwas Besonderes: Man saß zusammen, aß Äpfel, Nüsse und Kletzenbrot und trank Schnaps. Die Mädchen schälten sorgfältig ihren Apfel und zwar so, dass die Schale nicht abriss. Dann nahmen sie die lange Schale und warfen sie über die Schulter nach hinten auf den Boden. Der Buchstabe, der sich dabei aus der Schale bildete, war der Anfangsbuchstabe des Zukünftigen. Wär doch auch mal was zum Ausprobieren, einfach so, oder?

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