Auch wenn es so aussieht: Die Natur schläft nicht! Sogar im Winter gibt es viele, viele Gelegenheiten, frisches, wildes Grün zu tanken. Deshalb nehme ich dich heute mit: Wir gehen sammeln! Für unseren wilden Winter-Smoothie holen wir uns die Hauptzutaten einfach draußen vor der Haustür, im Wald, auf der Wiese und am Bach. Alles andere habe ich daheim – bestimmt auch du!
Lichtmess ist vorüber und man kennt den Tag schon wieder, wie man bei uns sagt. Bald schon wird der Bärlauch aus der Erde spitzeln und die ersten Blumen werden uns erfreuen. Aber noch ist es nicht ganz so weit. Noch müssen wir genauer schauen. Aufmerksamer werden. Langsamer gehen. Und schon werden wir fündig. Also zieh dich warm an, nimm einen kleinen Stoffbeutel mit und los geht’s!
Unser Weg führt uns zunächst durch den Graben abwärts, Richtung Bach. Die Sonne scheint, aber so richtig einladend wirkt das matte Braun-Grün der Natur (noch) nicht. Am Wasser angelangt entdecke ich Brunnenkresse, die scharf und würzig schmeckt. Gleich daneben: Kräftiges, leuchtend grünes Scharbockskraut, ganz junge und knackige Blätter und voller Vitamin C. So weit kann der Frühling nicht mehr sein! Von beiden Pflanzen nehme ich ein bisschen was mit.
Weiter geht’s den Weg entlang und ich suche in der Wiese nach Kostbarem. Der Spitzwegerich kann es kaum noch erwarten und auch die Gundelrebe glänzt in der Sonne. Zwei, drei Blättchen abgezupft und ab damit in den Beutel.
In den Wald hinein wird’s frostig. Hierher wärmt die Sonne kaum und wenn, dann erst spät am Nachmittag. Der Boden ist vereist und das trockene Laub unter meinen Füßen bricht knirschend. Aber da: Ein tapferer kleiner Giersch hat sich ans Tageslicht gekämpft und lässt sich von der Kälte nicht beirren. Ich packe ihn ein, er wird mir guttun.
Im Wald, dort wo die Sonne scheint, ist es freundlicher. Ich freu mich an der dicht bewachsenen Baumschule mit vielen, vielen Mini-Fichten, die sich an der Böschung von selbst eröffnet hat. Einen Fichtenzweig, den der Wind von den Ästen geblasen hat, lese ich auf – ein paar Nadeln davon kommen ebenfalls in meinen Smoothie.
Ich schlendere weiter – vorbei an wunderbar wintergrünen Walderdbeerblättern und kräftigem Sauerklee. Von jeder Pflanze suche ich ein paar schöne Blätter aus. Als ich aus dem Wald komme, halten mich ein paar dornenreiche Zweige der Waldbrombeere zurück. Na gut, ihr dürft auch noch mit!
Zuhause angekommen begutachte ich meinen wilden, grünen Schatz. Ein oder zwei Handvoll sind es geworden, genau recht für meinen Winter-Smoothie. Und, wie schaut‘s bei dir aus? Was hat dich so gefunden?
Wilder Winter-Smoothie
Wildpflanzen haben einen echt krassen Vorteil gegenüber ihren gezüchteten Verwandten: Sie liefern uns weit mehr sekundäre Pflanzenstoffe, die für unsere Gesundheit höchst vorteilhaft sind. Heißt aber auch: Wildkräuter-Smoothies werden sehr schnell braun und damit irgendwie unansehnlich. Warum das so ist, habe ich euch hier am Beispiel des Apfels einmal erklärt. Kurz zusammengefasst: Inhaltsstoffe des Pflanzenmaterials reagieren beim Zerkleinern mit dem Sauerstoff der Luft und ändern dadurch ihre Farbe ins Braune. Optisch nicht ideal, dafür gesundheitlich top!
In diesem Zusammenhang verrate ich euch ganz selbstlos meinen Wildkräuter-Smoothie-Trick: Ich mixe sehr gerne dunkle Beeren wie Heidelbeeren oder Brombeeren mit, dann ist das mit der Farbe nicht so schlimm.
Zutaten für 1 Portion (als Mahlzeit)
1 – 2 Handvoll wildes Wintergrün (Brunnenkresse, Gundelrebe, Scharbockskraut, Walderdbeerblätter, Giersch, Fichtennadeln, Sauerklee, Waldbrombeerblätter, Spitzwegerich – von allem ein bisschen)
1 Banane
1 Apfel
1 Handvoll Heidelbeeren aus dem Tiefkühler
1/8 l Hafermilch
1/8 l frisch gepresster Orangensaft (oder Wasser)
1 EL Haferflocken
1 EL Leinsamen geschrotet
1 TL Leinöl
1. Die Wildkräuter sorgfältig verlesen, bei Bedarf waschen und trockenschütteln.
2. Banane schälen, Apfel entkernen. Alle Zutaten in den Mixer geben und fein pürieren. Gleich ganz frisch genießen!
Die Sache mit den Smoothies
Aktuell geistern Smoothies grad wieder vermehrt durch die Medien – vor allem deshalb, weil sie gar nicht so gesund sein sollen, wie allgemein angenommen: Viel zu viel Fruchtzucker, machen nicht satt, werden nicht optimal verdaut. An dieser Stelle möchte ich als Ernährungswissenschafterin trotzdem eine Lanze für Smoothies brechen. Sie tun uns gut!
Vor allem dann, wenn
Smoothies sind für mich die e-Bikes der Ernährung: Du machst es dir zwar leichter, aber immerhin - du tust es!
- sie frisch und selbst zubereitet werden
- sie aus 2/3 Gemüse und 1/3 Obst bestehen (ok, an der Befolgung dieser Regel muss ich selbst noch arbeiten, meine Smoothies sind schon meist sehr obstlastig …)
- sie als Mahlzeit und nicht als Getränk dienen
- sie ein bisschen hochwertiges Fett liefern (Nüsse, Kerne, Öle) und eine Eiweißkomponente haben (Joghurt, Topfen, Buttermilch, Milch – gerne auch pflanzlich)
- sie zusätzlich noch mit Getreideflocken, Flohsamenschalen, … aufgewertet werden, um den Ballaststoffanteil zu erhöhen.
Smoothies sind für mich die e-Bikes der Ernährung: Du machst es dir zwar leichter, aber immerhin - du tust es!
Kein Kommentar zu diesem poetischen, herzerwärmenden und lehhreichen Beitrag? Das geht gar nicht!
AntwortenLöschenVielen Dank für diesen virtuellen Spaziergang!
Liebe Alina,
Löschenja, die Kommentare gehen schon seit Jahren deutlich zurück. Ich finds schade, muss mich aber selber oft bei der Nase nehmen, weil ich ja auch selber kaum dazu komme, auf anderen Blogs zu kommentieren ...
UMSO MEHR freue ich mich, dass du dir die Zeit genommen hast, mir ein paar Zeilen zu hinterlassen ...
Vielen lieben Dank!!! ♥
Am Hundespazierweg sammle ich keine Kräuter. Auf Bärlauch warte ich schon wieder, es wird aber noch dauern.
AntwortenLöschenLG aus Wien
Ich achte natürlich auch drauf, keine Kräuter von "verdächtigen" Stellen zu sammeln ;-) Aber mein Hund ist halt trotzdem immer dabei!!!
LöschenLG Maria
Was du alles im frühen Februar entdeckst... Ich war noch nicht so weit in der Natur unterwegs. Lg
AntwortenLöschenWildkräuter waschen... echt?
LöschenLiebe Friederike,
Löschenja, es ist erstaunlich, was alles schon hervorspitzelt ;-) Wildkräuter wasche ich, wenn es notwendig ist - in diesem Fall war ein wenig Erde und Sand dabei, das wollte ich natürlich nicht mitessen. Wenn die Kräuter sauber sind, wasche ich sie nur selten - und sind Blüten dabei, dann auf keinen Fall. Schade um den feinen Blütenstaub!
Alles Liebe zu dir!
Maria
Liebe Maria,
AntwortenLöschenich habe den Spaziergang mit dir überaus genossen, hab vielen Dank. So viele Wildkräuter spitzen schon raus, ich bin gespannt, ob ich auch welche finde.
Liebe Grüße
Sigrid
Mit absoluter Sicherheit! Du musst nur deine Augen ein klein wenig weiter aufmachen also sonst :-)
LöschenAlles Liebe zu dir!
Maria
Ich habe heute den ersten Brennesseltee getrunken. Hach, Frühling, ich bin so bereit 😉
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Caroline
Liebe Caroline,
Löschenich hab noch keine Brennnesselpflänzchen entdeckt - hoffentlich bald :-)
Alles Liebe und vielen Dank für deine Zeilen!
Maria ♥